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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Kurth, W.: Das graphische Werk von Lovis Corinth
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0188

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355

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Ausstellungen

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rücken, mehr dem des Malers Corinth verwandt. Froh
war beiden nur, wo es galt, überraschende Gegenwart
durch noch überraschendere Mittel zu gestalten. Dem
geistreichen Moment Slevogts ist er jedoch dabei stets
aus dem Wege gegangen. Seine Kraft liegt in der
Sinnlichkeit der Materie und hierfür werden dem Maler
Corinth immer flüssigere Mittel zur Verfügung stehen,
als die Graphik ihm jemals mit ihrem technischen
Apparat wird leihen können. W. KURTH.

NEKROLOGE
Geh. Baurat Prof. Dr.-Ing. h. c. Heinrich Kayser, der
Begründer der Berliner Architektenfirma Kayser und von
Oroßheim, ist am 10. Mai im Alter von 76 Jahren gestorben.
Seit 1871 wirkte er selbständig in Berlin und hat unter dem
wirtschaftlichen Aufschwünge nach dem siebziger Kriege
bestimmenden Einfluß auf die Bautätigkeit des Berliner
Wohn- und Geschäftshauses ausgeübt. Seine Werke zeugen
von einem tiefen Empfinden für Schönheit und Zweck-
mäßigkeit eines Bauwerkes, der Ungunst jener unkünst-
lerischen Zeit aber konnte auch sein Talent nicht Schöp-
fungen mit bleibendem Werte abgewinnen. Das wenige
Gute aus dieser Zeit, und dazu gehören die Arbeiten
Heinrich Kaysers, konnte sich nicht fruchtbar weiter ent-
wickeln, sondern wurde von aufdringlicher Nachahmung
übertönt und vernichtet.

In München ist der Historienmaler Professor Karl
Gebhardt nach schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren
verstorben. Er war Mitglied der Münchener Künstlerge-
nossenschaft. Sein erstes Bild »Hero und Leander« kaufte
seinerzeit die Hamburger Kunsthalle.

PERSONALIEN
Dr. Curt Glaser, der seit einigen Wochen als
Landsturmarzt (Glaser hat auch Medizin studiert) an der
Front im Westen steht, ist mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet worden.

DENKMALPFLEGE
Der Tag für Denkmalpflege in Augsburg findet
vom 19. bis 22. September statt; die Tagesordnung ist
soeben versandt worden und bringt eine ganze Reihe von
Vorträgen, unter denen folgende hervorgehoben seien:
Lichtbilder-Vortrag des Stadtarchivars Dr. Dirr über Augs-
burgs Kunstdenkmäler; Geheimrat Professor Dr. Clemen
über Denkmalpflege und Heimatschutz auf dem westlichen
und östlichen Kriegsschauplatz; Regierungsrat Dr. Trendelen-
burg über Beschlagnahme der Metallgegenstände für Kriegs-
zwecke und Denkmalpflege; ferner noch eine Reihe von
Vorträgen über verschiedene Fragen der Erhaltung, Re-
staurierung wichtiger Kunstdenkmäler; und schließlich ein
Ausflug nach Memmingen und Ottobeuren. Die Tagung
verspricht also wieder sehr anregend zu werden. Zur Teil-
nahme bedarf es keiner Einladung oder Zugehörigkeit zu
einem Verein, sondern nur der rechtzeitigen Anmeldung bei
Oberbaurat Holzer in Augsburg, Stadtamt.

Zur Sicherung der Kunstschätze bei der Front-
zurücknahme im Westen werden die Maßnahmen der
deutschen Heeresleitung amtlich veröffentlicht: Die fran-
zösischen und englischen Zeitungen wiederholen hartnäckig
die Beschuldigung, die deutschen Truppen hätten im ge-
räumten Gebiet Kunstschätze zerstört und entwendet. Dem-
gegenüber sei amtlich folgendes festgestellt: Bei den Vor-
bereitungen für die Frontzurücknahme hat die deutsche
Heeresleitung auch von langer Hand her Maßnahmen zur
Sicherung der Kunstschätze des aufgegebenen wie des ge-

fährdeten Gebietes getroffen. Aus den Ortschaften, Kirchen
und Schlössern, die bei der durch militärische Notwendig-
keit gebotenen Anlage eines Festungsglacis vor der neuen
Stellung geopfert werden mußten, sind die bedeutendsten
Kunstwerke aller Art, vor allem Gemälde, Tapisserien,
Skulpturen, Möbel, dazu die kostbarsten Handschriften und
Bücher unter der Leitung berufener Sachverständiger ge-
rettet und in Sicherheit gebracht worden. Dasselbe ist bei
den in und hinter der Front gelegenen Orten geschehen,
die jetzt den französischen und englischen Granaten aus-
gesetzt sind. So sind aus St. Quentin, das jetzt mit der
größten Rücksichtslosigkeit vom Gegner beschossen wird,
die Schätze des Musee Lecuyer, vor allem die unvergleich-
lichen Sammlungen von Pastellen des Quentin de la Tour
und alle hervorragenden Kunstwerke des städtischen Mu-
seums abgeführt. Während schon die Granaten auf die
Stadt fielen, haben aus der Heimat herbeigerufene Tech-
niker die wundervollen Glasgemälde der Kathedrale ge-
borgen. Ebenso ist aus den sonst gefährdeten oder durch
den Feind irgendwie bedrohten Städten an der ganzen
französischen Front in monatelanger Arbeit der wertvollste
Inhalt der Museen und Bibliotheken mit Unterstützung der
französischen Behörden gesichert worden. Aus einer großen
Zahl der jetzt aufgegebenen oder gefährdeten Schlösser
sind mit unendlicher Mühe die kunstgeschichtlich wichtig-
sten Schätze herausgenommen und nach rückwärts gebracht
worden; wo die Eigentümer noch anwesend waren, auf
deren Bitten hin. Die untergegangenen oder dem Unter-
gang geweihten Bauwerke sind noch sorgsam und ein-
gehend aufgenommen worden, um sie wenigstens der
Wissenschaft zu erhalten. Die Rückführung ist nach ver-
schiedenen weiter zurückliegenden französischen Städten
bewirkt worden, wo die Kunstwerke sachverständige Pflege
durch Fachleute finden. Nur an der schmalen lothringischen
Front, wo kein geeigneter und sicherer Ort auf französischem
Boden hinter der Gefahrzone lag, sind die geretteten Kunst-
werke über die französische Grenze vorläufig nach Metz
gebracht. Die gesamten weitgehenden Sicherungs- und
Rettungsarbeiten sind von der deutschen Obersten Heeres-
leitung angeordnet und durchgeführt worden, um diese Werke
dauernd der Kunstgeschichte und der Kultur zu erhalten.

AUSSTELLUNGEN
Der junge Klinger betitelt sich eine sehr reizvolle
und sehr sehenswerte Veranstaltung, die, als Sonderaus-
stellung aus Privatbesitz, soeben im Rahmen der vierten
Leipziger Jahresausstellung eröffnet worden ist und bis
Mitte Juli bleiben wird. In einem geschmackvoll deko-
rierten Räume der Kunsthalle P. H. Beyer & Sohn in
Leipzig, die auch diesmal wieder die Leipziger Jahresaus-
stellung beherbergt, breiten sich etwa 70 der weiteren
Öffentlichkeit unbekannte Blätter früher Klingerscher Kunst
aus; im wesentlichen selbständige Handzeichnungen oder
Entwürfe zu graphischen Arbeiten. Dazwischen ein paar
farbige Stücke, unter denen das Selbstbildnis des Siebzehn-
jährigen, in der Gipsklasse der Karlsruher Akademie, an
der Spitze steht. Beigesteuert haben hauptsächlich die
Sammlungen Hirzel, Kirstein, von Seidlitz und Lehrs; da-
neben noch einige Leipziger und auswärtige Sammler mit
einzelnen Stücken, unter denen wiederum die zehn Ori-
ginalzeichnungen zum Handschuh aus dem Besitz des Prof.
F. Schaper besonders hervorzuheben sind. Fesselnd ist
auch die Gegenüberstellung der beiden Fassungen des
frühen Ölbildes »Gesandtschaft« — die eine aus dem Besitz
von Fräulein Elise Königs in Berlin, die andere aus der
Sammlung des Geheimrats von Seidlitz in Dresden. Auf
weitere Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden,
da es verhältnismäßig wenig Sinn hat, die Ausstellung zu
 
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