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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Die Gemäldesammlung des Königs von Rumänien
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Verschiedenes / Inserate
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157

Nekrologe — Personalien 158

Stellung geraubter rumänischer Kunstwerke stattfinden
werde«. Auf diese überaus dreiste Lüge brauchte man
ja nicht weiter einzugehen, aber es wird sich man-
cher gefragt haben, ob denn Rumänien überhaupt
Kunstwerke von internationalem Werte berge. Da sei
denn auf die Gemäldesammlungen hingewiesen, die der
verstorbene König Karl I. angelegt hat und die auf die
Schlösser von Bukarest und Sinaja (Schloß Pelesch)
verteilt waren. Es ist wohl anzunehmen, daß die
wertvollsten Stücke, wenn nicht alle, längst vor der
Besetzung der beiden Plätze in Sicherheit gebracht
worden sind. Die Sammlung ist verhältnismäßig
wenig bekannt. 1898 erschien bei Braun in Dörnach
ein großes, illustriertes, aber wenig kritisches Gale-
riewerk aus der Feder des Bibliothekars des Königs,
L. Bachelin: Tableaux anciens de la Galerie Charles Ier
roi de Roumanie. Den Hauptstock der ziemlich
umfangreichen Sammlung bildet die Collection
Bamberg, die s. Z. König Karl als Ganzes erworben
hatte. Bamberg seinerseits hatte die Mehrzahl seiner
Bilder auf der Vente Soult, der Versteigerung der
Galerie Espagnole 1853 und der Auktion des Mar-
quis de las Marismas erworben. Daraus erklärt sich
der überaus große Bestandteil der Galerie an Arbeiten
der spanischen Schule. Über diesen Teil der Samm-
lung hat vor einigen Jahren Valerian von Loga im
Zusammenhang in der »Zeitschrift für bildende Kunst«
berichtet (XXIII, 213 ff.). Die Glanzstücke dieser Ab-
teilung sind die acht Grecos, vor allem die »Ver-
mählung Mariä«, die »Anbetung der Hirten« und
das sogen Bildnis des Covarrubias. Daneben ver-
blassen die Werke von Zurbaran, Pereda, Valdes Leal,
Campana und Antolinez, obwohl auch diese Meister
mit recht guten Arbeiten vertreten sind. Neben den
Grecos ist ein später Rembrandt das Glanzstück
der Sammlung »Mardochai vor Esther und Ahasver«.
Von Hemessen sieht man ein sehr charakteristisches
Spätwerk, eine »Berufung des Matthäus«, sonst ist die
niederländische Schule nicht sonderlich gut vertreten.
Eine Douffet zugeschriebene »Beweinung Christi«
scheint mehr in den engeren Rubens-van Dyckkreis zu
gehören. Unter den deutschen Bildern verdient vor
allem die »Heilige Dreifaltigkeit« von G. Pencz be-
sondere Beachtung, daneben verschiedene Arbeiten
aus Cranachs Werkstatt, namentlich eine »Enthaup-
tung Johannis« und eine sehr liebenswürdige Dar-
stellung von »Venus und Amor«. Ein Bildnis des
12 jährigen Mozart von Joh. Heinr. Tischbein ist das
interessanteste Stück unter den späteren deutschen Ar-
beiten. Unter den Italienern sind die Oberitaliener
am besten und reichhaltigsten vertreten, namentlich
die Ferraresen. Von eigentümlich genrehaften Charak-
ter ist eine Darstellung der vier Evangelisten aus dem
Correggiokreis. Zoppo ist mit einer signierten Ma-
donna, Luini mit einem »Rückkehr des hl. Georg«
(Die Madonna und der hl. Georg) benannten Bild
vertreten. Weniger interessant sind die Florentiner
mit Ausnahme einer Heiligen Familie des Rosso Fio-
rentino. Zu bemerken ist, daß von den Tizian zu-
geschriebenen Arbeiten keine dem Meister angehört,
die betreffenden Gemälde jedoch in verschiedener

Hinsicht Interesse verdienen. Die Madonna mit der
hl. Katharina ist eine sehr späte Variante der kleinen
Münchner Madonna mit dem Täufer und Stifter, über
die bekanntlich die Akten noch nicht ganz geschlossen
sind. König Karol hatte in den letzten Jahren die
Sammlung nicht mehr ausgebaut. Ob sein Nachfolger
überhaupt ein größeres Interesse an älterer Kunst be-
sitzt, ist nicht bekannt geworden. A. /.. M.

NEKROLOGE
Eugen v. Radisics f. Am 4. Januar starb im Alter von
60 Jahren in Budapest der verdienstvolle Direktor des un-
garischen Landes-Kunstgewerbemuseums und a. o. Pro-
fessor am Polytechnikum. Er war der Begründer und seit
seiner Gründung auch der Leiter dieses musterhaften Mu-
seums, dessen Entwicklung 7utn größten Teil sein Verdienst
bildet. Einen besonderen Aufschwung nahm das Museum
seit seiner Übersiedelung in das vom Meister Lechner im
ungarischen Stile erbaute neue Gebäude H896). Seine zahl-
reichen Werke und Studien trugen zur Mehrung der Kennt-
nisse üher das ungarische Kunstgewerbe bei. Er war
Mitglied des Landesausschusses für das Elisabeth-Denkmal,
Referent für Kunstgewerbe im Landessenat für bildende
Künste. Landesinspektor der Museen und Bibliotheken,
Vizepräsident des Vereins der Kunstfreunde, Leiter des
Räthschen Museums in Budapest, Mitglied des internatio-
nalen Bundes der Musealdirektoren, und hatte sich um die
Veranstaltung zahlreicher Ausstellungen in Paris, St. Peters-
burg, Turin, Mailand und an anderen Orten unvergeßliche
Verdienste erworben. Nicht nur seine gründliche Sach-
kenntnis, sondern seine allgemeine europäische Bildung
wurden im Auslande geschätzt. Er hinterläßt in Ungarn
eine schwer zu füllende Lücke.

August Thiersch f- Am 31. Dezember starb in Zürich
im Alter von 73 Jahren der Professor der Baukunst an der
Technischen Hochschule zu München August Thiersch, der
Bruder Friedr. von Thierschs. Wenn auch als praktischer
Architekt weniger bekannt als sein jüngerer Bruder, hat
August Thiersch eine ganze Reihe sehrtüchtigerMonumental-
bauten geschaffen, namentlich verschiedene Kirchen in Eich-
stätt, Zürich und München, unter denen die Ursulakirche in
München die bedeutendste ist. Thierschs Schaffen war sehr
stark kunsthistorisch orientiert. Als Lehrer und Forscher
auf dem Gebiet der Architekturwissenschaft hat er sich
wohl größere und bleibendere Verdienste erworben denn
als praktischer Baumeister. Sein Hauptgebiet war die Bau-
formenlehre und die Schattenkonstruktion. Seine Forschungen
über das Gesetz der Proportionen sind wohl das wichtigste
und wertvollste, was er uns als Theoretiker gegeben hat. Mr.

PERSONALIEN

München. Anläßlich seines Geburtstages hat König
Ludwig III. von Bayern an eine Reihe von Museumsbeamten
und Künstlern folgende Auszeichnungen verliehen: das
Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone
(womit der persönliche Adel verbunden ist) an den Maler
Eduard Grützner; die goldene Ludwigsmedaille für Kunst
und Wissenschaft an den Bildhauer Bernh. Blecker; den
Verdienstorden vom hl. Michael 3. Kl. dem Generaldirektor
der Staatl. Galerien Dr. Fr. Dörnhöffer.

Den Professortitel erhielten: Dr. Paul Arndt, die
Konservatoren am K. Generalkonservatoriuni Dr. F. Mader
und Dr. P. Reinecke, der Konservator bei der Direktion
der Staatl. Galerien M. Bernatz; ferner die Maler P. Crodel,
M. Doerner, Jos. Futterer, Osk. Graf, Karl Mayr-Graz,
 
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