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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Cohen, Walter: Andreas Achenbach als Grafiker
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0121

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221

Wettbewerbe — Ausstellungen

222

dorfer Achenbach-Ausstellung allein vier Radierungen,
von denen das große Blatt »Erinnerungen aus dem
Düsseldorfer Karneval 1842« an anderer Stelle aus-
führlich als eins der wichtigsten graphischen Werke
Achenbachs gewürdigt wurde (Zeitschrift für bildende
Kunst 51, 1916, S. 107/8, mit Abbildung). Weniger be-
kannt ist das sehr kühne, aber geglückte Karikatur-
bildnis des Düsseldorfer Theaterdirektors W. Henkel
als Wallenstein (»Solch' ein Moment war's«. —
Meyer 1.) Das falsche Pathos eines mehr väterlichen
als heldenhaften »Heldenvaters« ist hier nicht minder
wirksam verspottet wie die ins Rampenlicht von
Achenbachs fast überscharfe Beobachtung gertickte
Darstellung der »beiden Sänger«, die übrigens, was
hier nachgeholt sei, Sarastro und Tamino aus der
»Zauberflöte« parodieren (Abbildung auf S. 108 der
Z. f. b. K). Die Maskenball- und die Komiteekarte
für 1842 (Meyer 3 u. 4) sind reizende Improvisationen
von durchaus eigenartiger Erfindung; technisch ge-
hören sie sogar zu den besten Radierungen des
Künstlers. Von 1843 ab tritt das Figürliche fast ganz
zurück. Auch in der Schwarzweißkunst konzentriert
sich der Meister mehr und mehr auf das Landschaft-
liche. Und es ist charakteristisch, daß er hier im
Gegensatz zu den Gemälden eine Neigung zum
Intimen, zum Verhaltenen zeigt. Er hält sich auch
enger an die Natur und vermeidet den allzu kunst-
vollen an Everdingen und Ruisdael geschulten Auf-
bau der gemalten Landschaften. Wie frisch und un-
bekümmert wirkt beispielsweise die »Fischauktion am
Strande« von 1850, eins der bisher unbeschriebenen
Blätter in der Kunsthalle zu Bremen! (Nr. 57 des
Düsseldorfer Katalogs.) Und aus demselben Jahre
stammt die in vieler Hinsicht merkwürdige, sonder-
barerweise nur in einem Abdrucke bekannte Radierung
»Alter Mann am Meere«, die jüngst aus dem Frankfurter
Kunsthandel in das Kupferstich kabinett der Städtischen
Kunstsammlungen zu Düsseldorf gelangt ist (s. die Abb.).
Aus welchem Grunde mag Achenbach das reizvolle,
wiederum leicht humoristische Blatt unterdrückt haben?
Dasselbe Modell kommt übrigens noch einmal in dem
zehn Jahre später, 1860, im Düsseldorfer Künstleralbum
veröffentlichten Steindrucke »Am Strande« vor.

Aus dem Jahre 1862 stammt die recht verbreitete
Mappe, die im Verlag von Wilhelm de Haen in
Düsseldorf unter den Titel »Radierungen von Andreas
Achenbach« erschien. Auf eine würdige und ein-
drucksvolle Weise nimmt hier der Künstler Abschied
von einer Kunstweise, die am Rhein nie einen besseren
Vertreter als gerade ihn fand. Unter den zwölf Blättern,
ausnahmslos Landschaften, seien besonders hervorge-
hoben »Die Wassermühle mit den Wäscherinnen«,
die »Dünenlandschaft mit Windmühle«, der »Angler«
und das prachtvolle Blatt der »ruhenden Kühe«. Fünf
ursprünglich für diese Mappe bestimmte, dann vom
Künstler ausgeschiedene Landschaften besitzt die Kunst-
halle in Bremen. Das heroische »Schloß am Meer«
(Porto Venere) wäre tatsächlich aus jener Folge heraus-
gefallen, aber unverständlich erscheint es, warum so
reizvolle Blätter wie »Ostende«, »Die beiden Angler«
und »Die Wassermühle« unterdrückt wurden.

III. Die Holzschnitte. Was nach Zeichnungen
Achenbachs in Büchern und »Prachtwerken« traurigen
Angedenkens im Holzschnitt wiedergegeben wurde,
verzeichnet größtenteils das Meyersche Künstlerlexikon.
Einige seltenere Werke bewahrt die auf diesem Ge-
biete unerreichte Büchersammlung von Frau Ida
Schoeller in Düren, von der ein Teil durch die Aus-
stellung auf der »Bugra« 1914 bekannt wurde. Auch
an der kleinen Düsseldorfer Achenbach-Ausstellung
hatte diese kenntnisreiche Sammlerin sich durch Leih-
gaben beteiligt. Den Höhepunkt von Achenbachs Holz-
schnitten werden allerdings immer die Illustrationen in
den »Düsseldorfer Monatsheften« von 1848/49 bezeich-
nen. Sie sind bisher zum Nachteil des Künstlers weniger
beachtet worden als die an der gleichen Stelle erschiene-
nen Steindrucke politischen Inhalts. In der immer noch
ausstehenden Geschichte der deutschen Illustration ver-
dienen Zeichnungen wie »Apotheose und Anbetung des
Götzen unserer Zeit« oder »Pegasus verläßt die preu-
ßischen Staaten, weil er Gefahr läuft, aufgefressen zu
werden« einen Ehrenplatz. WALTER COHEN.

WETTBEWERBE

In dem Wettbewerb für kleinere Kriegs- und
Kriegerdenkmäler, den der Bund deutscher Gelehrter
und Künstler (Kulturbund) ausgeschrieben hatte, ist die
Entscheidung getroffen worden. Mit dem ersten Preis in
Höhe von 1000M. wurden ausgezeichnet: Richard Langen/
Erich Richter-Berlin-Steglitz, Otto Placzek-Berlin,W.Wagner-
Berlin, Walter Müller-Chemnitz und Willi Hoffmann-Halle.
Den zweiten Preis erhielten zehn Bewerber, darunter W.
Wagner, Otto Placzek und Richard Langen/Erich Richter
aus Berlin. Der dritte Preis wurde fünfundzwanzigmal
verteilt. Außerdem wurde eine große Anzahl von Arbeiten
ehrenvoll erwähnt, mehrere Entwürfe angekauft und eine
Reihe weiterer Arbeiten zur Veröffentlichung in einem
Sammelwerk in Aussicht genommen.

AUSSTELLUNGEN

Nürnberg. In den schönen Räumen der Kunstaus-
stellungshalle am Marientor veranstaltet der Albrecht-Dürer-
Verein eine bis Ende Februar dauernde Ausstellung von
Werken österreichischer Künstler, die die Hauptrich-
tungen und Hauptströmungen der Kunst des uns befreun-
deten Nachbarlandes zeigen soll. Vertreten sind die vier
Wiener Hauptgruppen »Genossenschaft bildender Künstler
Wiens«, die Vereinigung bildender Künstler »Secession«,
der Künstlerbund »Hagen« und der tBund österreichischer
Künstler (Klimtgruppe)«. Die schwierige Aufgabe der
Anordnung der Kunstwerke haben die Wiener Künstler
Oswald Grill, Hermann Grom-Rottmayer und Adolf Groß
geschickt gelöst. Die Auswahl der auszustellenden Werke
ist mit Sorgfalt und Umsicht getroffen. Die Ausstellung
bietet ein gutes Bild des augenblicklichen Standes der
Wiener Kunstbetätigung und bedeutet für Nürnberg, das
sonst fast nur Wanderausstellungen zu genießen bekommt,
ein Ereignis. Sie verdient auch über Nürnberg hinaus Be-
achtung. Es sind von rund 90 Künstlern 140 Werke aus-
gestellt. Die alte Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens bietet viel Landschaftsmalerei. Ferdinand Brunner,
Oswald Grill, Hugo Darnaut, Josef Jungwirth, Josef Köpf,
Max von Poosch, Eduard Zetsche sind mit charakteristi-
schen Arbeiten vertreten, mit Bildnissen Heinrich von Angeli,
Leo Delitz, Wilh. Viktor Krauss, Heinr. Rauchinger, Viktor
 
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