Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0151

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVIII. Jahrgang ^ 1916/1917 Nr. 28. 6. April 1917

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitatstr.IIa.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

ZUR FRAGE DER HONORIERUNG
VON EXPERTISEN

Ein angesehener, zur Zeit im neutralen Auslande
lebender Kenner schreibt uns zu diesem Thema:

»Die Äußerungen des Herrn Dr. Tietze sind sehr
interessant und seine klugen Darlegungen sympathisch;
jedoch fühlt der mit den Klippen und Untiefen des
Handels näher Vertraute rasch, wie fern Herr Dr. Tietze
der Praxis steht. Er attestiert sich ja selbst in seinem
Aufsatze diese Unparteilichkeit.

Verfehlt ist der Vergleich des Herrn Dr. Tietze
mit dem Beruf der Rechtsanwälte oder gar der Ärzte;
wer das Wesen der Tätigkeit dieser beiden Kategorien
durchdenkt, wird rasch die vollkommen anderen Be-
dingungen ihres Wirkens erkennen.

Daß die Honorierung von Begutachtungen leicht
weitere Schritte auf solcher Balm nach sich zieht, in-
dem der befragte Gelehrte, da er einmal Blut geleckt
hat, sich bald nicht mehr mit einem einfachen »Hono-
rar« begnügen wird, hat wohl auch Herr Dr. Tietze
empfunden; denn er schlägt Kammern vor oder eine
Art Syndikat. Für solche paritätischen Einrichtungen
wäre aber die erste Voraussetzung, daß die Kenner
sich gegenseitig anerkennen. Und es liegt nun ein-
mal im Wesen des Kunstkenners, daß er auf seinem
Spezialgebiete durchaus nicht geneigt ist, die Urteile
anderer Spezialisten als den seinen gleichwertig oder
gar überlegen zuzugeben. Schließlich bleibt es auch
noch recht fraglich, ob die Expertise einer solchen
Kammer von den Händlern und Sammlern so geschätzt
werden würde, wie das heute frei erbetene Urteil einer
frei gewählten Autorität; ob also nicht andere Formen
der Begutachtungen sich daneben bilden würden.

Daß die Einrichtung von Experten-Kammern durch-
aus nicht in dem von Herrn Dr. Tietze gewünschten
Sinne bessernd wirkt, zeigt auch das Beispiel Frank-
reichs. Dort gibt es ja staatlich organisierte »Experts«;
sie haben auch eine weifreichende finanzielle Verant-
wortlichkeit (ein Punkt, den sich Verfechter bezahlter
Expertisen auch einmal überlegen sollten!); wer aber
die französischen Verhältnisse kennt, weiß, daß die
wirklichen Autoritäten und gar die Museumsbeamten
niemals zu den Experts gehören, sondern sich von
deren Organisation fernhalten. Ein offizieller Expert
gilt als eine Art Geschäftsmann.

Jedenfalls, und das hoffen gewiß viele mit mir,
wird es immer Gelehrte geben, denen ihre Ansicht
über ein Kunstwerk und die Äußerung dieser Ansicht
nicht als verkäufliche Ware gilt; und das werden
nicht die schlechtesten Kenner sein.

Meines Erachtens gibt es nur eine Möglichkeit,
um als Forscher und Museumsbeamter die unbedingt

notwendige ständige Fühlung mit dem Kunsthandel
zu behalten, sich aber das Urteil ungetrübt zu bewahren:
nämlich Ablehnung jeglichen Honorars [für die^Ab-
gabe von Begutachtungen.«

Soweit der der Redaktion zugegangene Brief; sollten
noch andere Meinungsäußerungen über die zur De-
batte gestellte Frage eingehen, so wird sie die Redak-
tion gern veröffentlichen.

NEKROLOGE

Mit Trauer hat der weite Kreis seiner Freunde ver-
nommen, daß der ausgezeichnete Kunstfreund und Sammler
Dr. Fritz von Harck in Leipzig verschieden ist. Eine
Würdigung seiner Persönlichkeit wird ihm Max Lehrs in
der nächsten Nummer der Kunstchronik widmen; im An-
schluß daran wird eine Darstellung seiner Sammeltätigkeit
durch Richard Graul und Ulrich Thieme in der Zeitschrift
für bildende Kunst folgen.

Ludwig Stutz f. In der badischen Heil- und Pflege-
anstalt Illenau verschied am 6. März nach langem Leiden
der Maler und Zeichner Ludwig Stutz. Geboren 1865 in
Hoheneck (Württemberg), in Aschaffenburg und Frankfurt
erzogen, hatte er seine künstlerische Ausbildung auf der
Münchener Akademie unter L. Löfftz gefunden. Ein Jahr
studierte er in Paris in der Academie Julian. Seine schon
in der Studienzeit besonders hervortretende Begabung für
die Karikatur — der Münchener Künstler-Sängerverein ver-
wahrt in seinem Archiv viele wohlgelungene Blätter von
seiner Hand — führte ihn frühzeitig in das Gebiet der
politischen aktuellen Zeichnung. Mehr als 20 Jahre war
er einer der Hauptmitarbeiter des Berliner »Kladderadatsch«.
Sein bedeutendstes Malwerk aus der frühen Zeit ist eine
in Menzelschem Geiste gehaltene vielfigurige Darstellung
des Marktes auf dem Münsterplatz in Freiburg. Erst gegen
Ende seines künstlerischen Schaffens (etwa von 1908 an)
betätigte er sich wieder mehr als Maler. Seine fein abge-
stimmten vornehmen Blumenstilleben fanden im Berliner
Kunstmarkt Anerkennung und Wertschätzung.

PERSONALIEN

Privatdozent Prof. Dr. Eduard Firmenich-Richartz

ist zum Honorar-Professor in der philosophischen Fakultät
der Universität Bonn ernannt worden.

AUSSTELLUNGEN

München. Bei Caspari sieht man eine Ausstellung
»Junge Münchener Malerei«, die ungefähr einer Frühjahrs-
Ausstellung der »Neuen MünchenerSezession« gleichkommt.
Man sieht neben älteren Arbeiten E. Scharffs, unter denen
das ganz aus der dekorativen Idee geborene, koloristisch
ungemein zarte Meerbild von 1912 das wertvollste ist, eine
sehr temperamentvolle Skizze von starkem farbigen Reiz
zu einem Ölberg von Carl Caspar, eine harte und melan-
 
Annotationen