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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [3]
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Dresdner Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0214

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407

Dresdner Kunstausstellungen

4C8

war, veröffentlich hat, beendet diese Serie im ersten
(Oktober-)Heft des neuen Jahrganges.

Die vielen Abbildungen geben nur einen schwachen
Eindruck von der wundervollen Pracht dieser aus-
gewählten Sammlung. Mit großem Interesse wurden
die Aufsätze von Professor W. Martin über Konser-
vieren und Restaurieren von alten Gemälden auf-
genommen. Der Verfasser sagt ausdrücklich, daß
man seine Beiträge nicht als Atileitung beim
Restaurieren ansehen dürfe; er will nur warnen:
l. vor dem Restaurieren, solange als es nicht unbe-
dingt nötig ist; 2. vor dem Nicht-Restaurieren im
Falle der Notwendigkeit, und 3. vor dem schlechten
Restaurieren. In mehreren Abbildungen werden verschie-
dene Resultate gezeigt und auch das Verfahren deutlich
gemacht, Professor Martin spricht u. a. auch über den
Einfluß der öffentlichen Meinung auf das Ansehen
der Bilder. Man hat sich an die gelbe Schicht, die
die alten Gemälde fast ohne Ausnahme bedeckt, ge-
wöhnt; Nimmt man diese fort, zeigt man dem Publi-
kum das Bild, so wie es aussah, als es fertig aus
dem Atelier des Malers kam, dann glauben die Laien,
das Bild sei verdorben, nur weil nach dem heutigen
Geschmack das Bild samt dem gelben Ton angeblich
schöner ist. Dadurch sind die Museumsdirektoren
wohl oder übel gezwungen, nach der Reinigung
ein Gemälde wieder mit einem bißchen gelben Firnis
bedecken zu lassen. Man muß hier wählen zwischen
»Wahrheit« und »Schönheit«; das Publikum bevor-
zugt die letztere. Daraus glaubt Professor Martin
auch erklären zu können, daß man Rembrandts be-
rühmtestes Bild, »Die Nachtwache«, nicht energischer
anfaßt, trotzdem das eigentlich notwendig wäre. Seiner
Meinung nach müßten die Firnislagen dieses Bildes,
soweit sie krank sind, entfernt werden und mit ihnen
alle sich darauf und dazwischen befindlichen Retuschen
und Übermalungen. »Und was würde man dann zu
sehen bekommen?« fragt der Verfasser, und seine Ant-
wort lautet: »Ein etwas weniger goldgelbes, aber dar-
um noch kein kühles, ja immer noch ein stark leuch-
tendes Gemälde, mit viel mehr Tiefe, weil es wieder
durchsichtig ist. Unter dem schmutzigen Netzwerk
von Sprüngen und Rissen und den Partien von
braunem abtriefendem Firnis würde die unverletzte
reine Malerei von Rembrandt hervorkommen«.

Aus dem Dezemberheft heben wir noch den
Aufsatz über die Ausstellung von japanischen Lack-
arbeiten im Ethnographischen Museum in Leyden her-
vor, dessen erster Teil (die historische und ästhetische
Einleitung) von T. B. Boorda, der zweite von Dr.
M. W. de Visser herrührt.

Die Zeitschrift »Oud Holland«, unter Leitung von
Dr. A. Bredius, früher Direktor der Haager Gemälde-
galerie, und Dr. H. E. van Gelder, Archivar und
Direktor des städtischen Museums im Haag, hat
ihren alten Charakter behalten. Dr. Bredius ver-
öffentlicht hier regelmäßig seine Funde in den nieder-
ländischen Archiven. Von Bredius' Aufsätzen im Bande
1916 scheint uns der über italienische Gemälde
1672 von Haager und Delfter Malern beurteilt am
interessantesten. Der Utrechter Archivar Dr. M.

S. Muller schlägt als möglichen Geburtsort des be-
rühmten Malers Mabuse Wyk-bi-Duerstede vor. Ein
gewisser Jakob van Maubeuge wird 1461 .als im
Dienste von Bischof David von Burgund stehend er-
wähnt, der auf der Bucht Duerstede, in der Nähe des
heutigen Städtchens Wyk bei Duerstede residierte.
Dieser Jakob hatte viele Kinder, und Dr. Muller meint,
daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß sich unter
denen ein um 1470 geborener Junge befand, der als
Johannis de Maubeuge (Mabuse) berühmt werden sollte.
Wir wissen, daß der Admiral Philips von Burgund,
Halbbruder von Bischof David, sein Gönner war.
Wenn wirklich dieser Jakob von Maubeuge des Malers
Vater ist, so ist uns dadurch auch klar, wie er den
Weg zu seinem Mäzen gefunden hat. In diesem Fall
hatte dtr Maler zwei Brüder im Kloster auf dem
Sankt Agnietenberg bei Zwolle, wo auch Thomas ä
Kempis, der Verfasser der »Imitatio Christi«, geweilt
hat. — A. W. Weißmann gibt Beiträge zur Kenntnis
des Baues und der Einrichtung der St. Bavo-Kirche
in Haarlem.

Professor Dr. W. Martin, Direktor der Haager
Gemälde-Galerie im Mauritshuis, hat nachgewiesen,
daß Willem Buytewech, den wir bisher nur als
Zeichner kannten, auch gemalt hat, und daß verschie-
dene Gemälde, die bisher dem Dirck Hals zuge-
schrieben werden, von seiner Hand sind, so auch
das Bild im Museum in Budapest, das sich vorher
in der Sammlung Hoscheck in Prag befand.

Die dritte holländische Zeitschrift, das »Bulletin
van den Nederlandschen Oudheidkundigen Bond«,
wird redigiert von dem Leidener Archivar Mr. Dr.
J. C. Overvoorde und Herrn A. O. van Kerkwyk.
Es liegt im Wesen dieser Zeitschrift, daß dort am
meisten .die theoretischen und praktischen Fragen
über Denkmalpflege, über Katalogisierung von Kunst-
werken usw. erörtert werden. Der Bundestag wurde
dieses Jahr in Hoorn abgehalten. Das Juni-Heft ist
ganz der Beschreibung dieses hübschen alten Städt-
chens gewidmet. v.

DRESDNER KUNSTAUSSTELLUNGEN

Dresden hat in diesem Sommer zwei besondere
Kunstausstellungen zu verzeichnen: die Künstler-
vereinigung Dresden tritt zum dritten Male mit
einer gewählten Ausstellung in der neuen städtischen
Ausstellungshalle an die Öffentlichkeit, nachdem sie
im vorigen Jahre zuerst Gemälde und Plastik, dann
Graphik vorgeführt hat; die Dresdner Kunst-
genossenschaft veranstaltet gleichzeitig eine um-
fängliche Ausstellung in sämtlichen Räumen des
akademischen Gebäudes, in dem für gewöhnlich der
Sächsische Kunstverein heimt. Während die Künstler-
vereinigung so gut wie alle vorwärts drängenden
Kräfte der Dresdner Künstlerschaft in sich vereinigt,
sieht man bei der Kunstgenossenschaft im ganzen mehr
die in bewährten Bahnen gehenden Künstler.

Die Ausstellung der Künstlervereinigung ist wieder
in den zehn so ansprechenden sonnenhellen Räumen
der neuen städtischen Ausstellungshalle untergebracht,
 
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