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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0252

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483

Nekrologe

484

Über Leben und Werke von Jacques Laurent Agasse,
der im Anfang des 16. Jahrhunderts arbeitete, schreibt
C. F. Hardy. Hübsche Abbildungen sind dem Auf-
satz beigegeben. Maberly Phillips sucht Interesse
für die kleinen Objekte der »Qeorgian«-Zeit, also von
1740—1830, zu erwecken, die auf den Toiletten-
tischen der Damen zu finden waren und meint, daß
das Publikum sehr viel Freude daran haben würde,
wenn einmal ein Museum eine Sammlung all dieser
niedlichen Kleinigkeiten anlegte. Aus der Davenham-
Sammlung hat Selwyn Brinton M. A. einige illustrierte
früh-italienische Inkunabeln zur Beschreibung ausge-
wählt. Es sind meist florentinische Bücher des 15.
und 16. Jahrhunderts. V.
(Weitere Berichte folgen)

NEKROLOGE

Gustav Körte. Im Alter von 65 Jahren ist der treffliche
Göttinger Archäologe Gustav Körte gestorben (geb. zu Berlin
8. Februar 1852), ein Gelehrter, der in seiner Lehr- und Pu-
blikationstätigkeit alle guten Eigenschaften der deutschen
Wissenschaft vereinigte: Gewissenhaftigkeit und reiches
Wissen waren bei ihm gepaart, er war ein ausgezeichneter
Lehrer und publizierte nur sichere Resultate. Gustav Körte,
ein Schüler Heinrich Brunns, hatte sich 1880 in Göttingen
habilitiert, war dann bis 1905 in Rostock tätig gewesen, von
wo er an das Deutsche Archäologische Institut nach Rom
nach Petersens Abgang berufen wurde. Eine ziemlich
schwierige Stellung hatte ihn dort erwartet, und er war
wohl recht froh, als er 1907 für das Ordinariat für klas-
sische Archäologie nach Göttingen ausersehen wurde. Als
Lehrer hat er solche hervorragende Schüler wie den in
diesem Kriege gefallenen jungen Matthies erzogen. Was
Gustav Körte als Ausgräber geleistet hat, schildert Adolph
Michaelis in »Ein Jahrhundert kunstarchäologischer Ent-
deckungen« (Leipzig, E. A. Seemann, 1908) mit folgenden
Worten: »Im Jahre 1900 haben die Brüder Gustav und
Alfred Körte auf Kosten Friedrich Alfred Krupps die Me-
tropole der alten Hauptstadt Phrygiens, Gordion, des Schau-
platzes von Alexander des Großen populärster Tat, zum
Ziel genommen und fünf ihrer Hügelgräber ausgegraben;
auf den größten Hügel, vermutlich das Grab des Königs
Midas (um 700), mußte verzichtet werden. Jene Hügel
umspannen etwa l1/, Jahrhunderte (rund 700 bis 550) und ge-
währen einen belehrenden Einblick in die niedrige Kulturstufe
des phrygischen Bauern- und Hirtenvolkes, zu dessen be-
liebtesten Lebensmittteln Bier und Butter gehörten, dessen
einzig nachweisbare Kunstübung in der Töpferei bestand.
Auch von dem ziemlich bescheidenen Tempel, in dem einst
Alexander den Knoten der Wagenstränge zerhieb, haben
sich Überbleibsel der Tonbekleidung der Fassade gefunden.
Diese sind in doppelter Weise wichtig, indem sie einmal
Alfred Körtes früher gegebenen Nachweis, daß die ähn-
lich gestalteten und verzierten Felsfassaden Phrygiens nicht
Gräber sondern Heiligtümer seien, zu bestätigen scheinen
und ferner die zuerst von Ramsay gegebene Zurückführung
diesergeometrischen Verzierungen auf ursprünglichen Kachel--
belag tatsächlich als richtig erweisen.« Alexander der Große
hat auch in Italien Gustav Körte beschäftigt, wo er u. a.
eingehende Studien über das berühmte Alexanderschlacht-
mosaik gemacht hat. Eine Jugendarbeit Körtes über böo-
tische Skulptur ist heute noch ein brauchbarer Katalog.
Körtes eigentliche Spezialität waren aber die etruskischen
Altertümer; so wurde er auch als der Würdigste befunden,
die von seinem Lehrer Heinrich Brunn begonnenen »Rilievi

delle urne etrusche« fortzusetzen und er hat in der großen
wissenschaftlichen Publikation Paul Arndts über die Glyp-
tothek Ny Carlsberg in Kopenhagen den Abschnitt über
die etruskischen Altertümer verfaßt. Auch bei der Fort-
setzung der von Gerhard begonnenen Serienpublikation
der etruskischen Spiegel war Körte Mitarbeiter. Der fein-
sinnige Gelehrte, eine durch und durch versöhnliche Natur,
war jeder heftigen Polemik abhold, wie sie unter Archäo-
logen aller Länder ja nicht zu den Seltenheiten gehört.
Er stand ausgezeichnet mit den Berliner führenden Geistern
im Gebiet der Archäologie und blieb dennoch Furtwängler,
mit dem er verschiedene Arbeiten gemeinschaftlich ver-
öffentlicht hat, nahe. Der Tod Körtes läßt eine bedeu-
tende Lücke im Lehrkörper der Göttinger Fakultät wie
in der klassischen Altertums-Wissenschaft überhaupt ent-
stehen. Max Maas.

Wilhelm Gumprecht ist vor wenigen Tagen in
Berlin gestorben, 83 Jahre alt, ein Sammler, der in vor-
nehmer Genügsamkeit seiner kühlen Passion lebte, die
ihm Weib und Kind und Beruf ersetzte. Der zierliche
Herr zeigte seine Schätze mit einer höflichen Bescheiden-
heit, die auf die Jüngeren fast wie Ironie wirkte, und unter
der sich viel Unabhängigkeitssinn verbarg. In vergangenen
Tagen konnte Gumprecht gute holländische Gemälde,
deutsche Holzbildwerke und Porzellanfiguren erwerben.
Das Glanzstück in seinem Nachlaß ist ein ausgezeichnetes
Männerporträt von Frans Hals, das er vor langer Zeit dem
glücklichen Griff und der freundschaftlichen Gesinnung
Bodes verdankte.

Vermutlich werden die Kunstsachen auf den Markt
kommen und mehr Lärm machen, als der stille Sammler
je zu Lebzeiten verursacht hat. m. j. f.

Ernst Bischoff-Culm, der Berliner Maler, ist im Alter
von 47 Jahren auf dem westlichen Kriegsschauplatz gefallen.
Er war Mitglied der Berliner Sezession und gehörte zu der
Gruppe der Hübner, Breyer, von Kardorf, die vor 15 Jahren
die hoffnungsfreudige und entwicklungsstarke junge Gene-
ration bildeten. Seine Bilder, die auf starke farbige Wirkung
und geschlossene Form gestellt waren, fanden stets das
regste Interesse.

In Grötzingen starb im Aller von 58 Jahren der Land-
schafts- und Stillebenmaler Professor Gustav Kampmann.
Geboren in Boppard 1859, absolvierte er die Karlsruher
Kunstschule unter Schönleber und Baisch und lebte nach
kurzem Verweilen in München in der Karlsruher Künstler-
kolonie Grötzingen. Er war einer der bekanntesten, typischen
Vertreter der modernen Karlsruher Landschaftsschule, als
einer derGründer und Führer des dortigen »Künstlerbundes«
wie auch als Radierer und Buchschmuckkünstler weithin ge-
schätzt und bekannt, besonders aber durch seine meister-
haften, stimmungsvollen farbigen Landschaftssteindrucke,
in denen er seine ganze intime, poetische und großzügige
Flächenkunst restlos entfalten konnte.

Baron Emerich v. Szalay. Am 24. Juli starb in
Gainfarn bei Vöslau Baron Szalay, welcher über zwei Jahr-
zehnte lang Direktor des Ungarischen Nationalmuseums in
Budapest war. Geboren wurde er 1846 in Wien als der
Sohn des bekannten Geschichtsforschers August v. Szalay
und trat 1869 in das Ungarische Kultusministerium ein, wo
er von 1883 bis 1894 Leiter der künstlerischen und philan-
thropischen Angelegenheiten war und eine reiche Tätigkeit
entfaltete. In diesem Jahre wurde er Direktor des National-
museums und ging 1916 in Pension. Während seiner
Musealtätigkeithat hat er sich hervorragende Verdienste
erworben und wurde hierfür 1912 in den erblichen Freiherrn-
 
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