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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Pauli, Gustav: Der deutsche Museumsbund
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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0204

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387

Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften

388

Wissenschaft bedeutsame Dienste verspricht, da jede
Förderung musealer Einrichtungen eine Erleichterung
der Studien bedeutet. Auch sind es nicht allein die
Museen und ihre Beamten, welche der Bund angeht,
sondern auch die höheren Verwaltungsbehörden, weil
er ihnen sowohl für museale Einrichtungen wie für
Fragen der Personalien als Auskunftsstelle zur Ver-
fügung stehen wird.

Die Geschäfte des Bundes werden für drei Jahre
von dem Leiter eines als Vorort erwählten Museums
geführt. Zum ersten Vorort ist die Hamburger Kunst-
halle bestimmt worden. Als Ort der nächsten Jahres-
versammlung im Mai 1918 wurde München ausersehen.

*

Inzwischen ist der Redaktion zu den hier in letzter
Zeit behandelten Fragen eine weitere Zuschrift aus
dem Leserkreise zugekommen; und zwar von einem
hohen Staatsbeamten. Mit Erlaubnis des Verfassers
geben wir seine Äußerungen hier wieder:

»Als regelmäßiger Leser der Kunstchronik habe
ich mit großem Interesse die Anregungen und Äuße-
rungen verfolgt, die in den letzten Wochen über die
Outachter-Tätigkeit und die Organisationsfragen ver-
öffentlicht worden sind. Da in Ihrer letzten Nummer
ein Nicht-Kunsthistoriker das Wort ergriffen hat, so
möchte auch ich eine Bemerkung nicht unterdrücken,
die sich mir aufgedrängt hat. Soweit Organisationen
gesunde wirtschaftliche Ziele haben (z. B. Mindest-
löhne, Verkaufsbestimmungen u. dergl.), an deren Inne-
haltung der weitaus überwiegende Teil des betreffen-
den Berufskreises gleichmäßig interessiert ist, haben
sie sich meist als wirksam und zweckmäßig erwiesen.
Inwieweit für die Kunsthistoriker die Voraussetzung für
eine wirtschaftliche Organisation zutrifft, vermag ich
nicht zu sagen. Nur vermute ich, daß bei den beamteten
Kunsthistorikern sich der Staat in seine wirtschaftlichen
Verfügungen nicht hineinreden lassen wird. Höchst
schwierig aber liegen die Dinge, wenn es sich um
Maßnahmen handelt, die sich um einen sogenannten
Ehrenrat gruppieren, dem sich die in der freiwilligen
Organisation befindlichen Mitglieder freiwillig unter-
werfen sollen, die außen Bleibenden aber nicht. Hier
ist der Keim zu einem häßlichen Denunziantentum
gegeben; ganz besonders, wenn etwa der Versuch
gemacht werden sollte, Kritik oder Beschwerden auch
an solchen Berufsgenossen zu üben, die dem Verein
gar nicht angehören, also den Ehrenrat gar nicht
anerkennen. Mir ist aus meiner Praxis von einer
Berufsgruppe, die einmal etwas ähnliches versucht
hatte, bekannt, daß die von vortrefflichen und für
die gute Sache begeisterten Männern ins Leben ge-
rufene Unternehmung auf diesem Wege nach kurzer
Zeit unter den verdrießlichsten Erscheinungen wieder
in die Brüche ging. Vielleicht ist meine Äußerung
insofern überflüssig, als die Herren, die sich jetzt
mit der Gründung beschäftigen, solche Vorgänge
kennen und bei der Einrichtung ihrer Organisation
schon darauf Bedacht nahmen.«

MITTEILUNGEN AUS AUSLÄNDISCHEN
KUNSTZEITSCHRIFTEN

(Fortsetzung aus der vorigen Nummer)

In einem anderen Aufsatz der Gazette des Beaux
Arts wird erzählt von Bemühungen französischer Frauen,
die Französische Puppe wieder aufleben zu lassen (La
renaissance de la poupee francaise). Die der Witwe
von Pierre Goujon sind nett, aber konventionell.

Georges Servieres gibt hier den ersten einer Reihe
von Aufsätzen über die Ausstattung von Kirchen-
orgeln usw., dabei Abbildungen der Cantoria von
Donatello in Florenz, der Orgeln im Straßburger Dom
und im Dom von Amiens, der Zeichnung von Jacques
Cellier (15. Jahrhundert) für die alte Orgel der Kirche in
Reims usw.

Fast jede »Gazette« bringt einen Aufsatz über
einen modernen Maler oder Stecher; in der August-
Nummer galt dieser Jean Frelaut, in der Dezember-
Nummer Roger Grillon.

Soweit die französischen Zeitschriften. Wir haben
länger dabei verweilt, als bei so alten Lieferungen
berechtigt erscheint, jedoch gibt es keine neueren
Nachrichten aus Frankreich. Die Gazette des Beaux
Arts, die in März herausgekommen sein muß, haben
wir noch nicht erhalten.

Dasselbe gilt von den italienischen Zeitschriften.

Von dem »Bulletino della Commissione archeo-
logica di Roma« traf der Jahrgang 1915 ein, aber
noch nicht das Heft über 1916, was aber noch
nicht zu bedeuten braucht, daß es nicht erschienen ist.

Von »L'Arte«, der gediegenen monatlichen Zeit-
schrift unter der Direktion von Adolfo Venturi, haben
wir bis heute auch nur die Hefte von 1916.

Finden wir in der Gazette hier und dort Spuren
von Feindeshaß, der ja leider sogar in die Wissen-
schaft eindringt, so ist davon in diesen italienischen
Aufsätzen gar nichts zu finden. Die deutschen Mit-
arbeiter, Graf A. Erbach v. Fürstenau, Dott. A. Hase-
loff, Dott. G. Pauli, Prof. A. Schmarsow, Dott. P. Schub-
ring, W. v. Seidlitz, Dott. Graf v. Vitzthum finden
auf der Innenseite des Umschlages noch alle ihren
Namen wieder.

Anfangs 1916 hat L'Arte, ihrer Gewohnheit ge-
mäß, ein Februar- und ein Äprilheft herausgegeben,
nachdem kamen im August und Dezember Doppel-
hefte heraus.

Ein gelungener Zufall ist es, daß bei den Bei-
trägen zur Kunst Correggios von Venturi in der
Februar-Nummer u. a. eine Abbildung der »Geburt
Jesu« *) vorkommt, welches Gemälde die Familie Crespi
der Brera in Mailand hat schenken müssen, um die
Erlaubnis zu bekommen, die oben von uns erwähnte
»Schiavona« aus Italien auszuführen. Bei den 15
Photographien nach Correggio, die diesem Aufsatz bei-
gefügt sind, befinden sich mehrere nach Bildern aus
Privatsammlungen, u.a. »II Congedo«2), Der Ab-
schied von Jesus und Maria, mit einer Landschaft
im Hintergrunde, während das Ganze im Lichte des

1) Henry Thode, Correggio, Abb. 2, Seite 7.

2) Henry Thode, Correggio, Abb. 8, S. 14.
 
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