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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0205

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Die Frühjahrsausstellung der Berliner Sezession

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scheidenden Tages gehalten ist. Es gehört der Samm-
lung Benson in London. Von dieser Sammlung,
die Beispiele sienesischer, florentinischer, ferra-
rischer, mailändischer, umbrischer und venetianischer
Kunst enthält, ist 1914 in London ein Katalog er-
schienen: »Catalogue of Italian Pictures, collected by
Robert and Evelyn Benson«. Von wem er bearbeitet
ist, haben wir nicht erwähnt gefunden.

Bei den neuen Veröffentlichungen wird auch
Walter Bombes »Flandrische Maler des 16. Jahrhun-
derts in Perugia« genannt, sowie Corrado Riccis Studie
»Quanto costö la construzione della chiesa di San
Vitale.« (Felix, Ravenna, Lf. XVII Januar — März 1915).
Dort schätzt Ricci den Bau auf 400000 Lire.

Im April — Juniheft dieser selben Serie schrieb
Corrado Ricci über die Brüder Ragazzini, die in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Umbrien, den
Abruzzen und in den Kirchen von Ravenna gemalt haben.

Im Augustheft von l'Arte fanden wir einen reich
illustrierten Aufsatz von Antonio Mufioz über barocke
und antike plastische Kunst, die beide miteinan-
der verglichen werden. Der Autor untersucht, wie-
weit das Barock von der antiken Kunst beeinflußt
worden ist, um dann zu folgendem Schlüsse zu
kommen: im allgemeinen kann man sagen, daß
bei den Bildhauern vom Ende des 17. und dem An-
fang des 18. Jahrhunderts keine Nachahmung der an-
tiken Formen vorkommt, jedenfalls sehr selten, auch
nicht, wenn sie zur Darstellung klassische Gegen-
stände auswählen, ausgenommen bei zwei Terrakotta-
Büsten (die bei diesem Aufsatz reproduziert sind) von
Giuseppe Mazzuoli, die Diana und Endymion dar-
stellen. Die erste geht zurück auf eine antike Diana,
die zweite auf einen hellenistischen Satyr. Dies läßt
sich dadurch erklären, daß Mazzuoli in der Schule
von Cafä erzogen ist und also noch von Ercole
Ferrata und Bernini beeinflußt wurde.

Die Bildhauer der Romanischen Schule wissen
nicht (ebenso wie ihre französischen Zeitgenossen, wie
Bouchardon, Puget und andere) in den klassischen
Geist einzudringen, aber während sie von der An-
tike frei zu bleiben wissen, behandeln sie die wieder
neue Kraft gebenden Elemente, die gegen die Mitte
des 18. Jahrhunderts die neue Kunst, die neo-klas-
sische, bestimmen wollen.

Darauf folgen ein paar kleinere Aufsätze; von
Ludovico Frati über Beltramino da Bologna, von Cor-
rado Ricci über verschiedene Denkmäler und Porträt-
büsten des Papstes Sixtus V. und von Paolo über
einen unbekannten Nachfolger von Michelangelo da
Caravaggio, Niccolö Musso da Casalmonferrato.

Die Maler von der Kirche Santa Croce in Florenz:
Francesco di Simeno, Francesco Rizzo, Vincenco und
Giovanni de Vecchi, Geralomo, Francesco und Pietro
Paolo Santacroce, werden in einem sehr methodisch
angelegten Aufsatze von Giuseppe Fiocco behandelt.
Beigefügt ist ein Katalog der Werke der Meister von
Santa Croce und ihrer Schule, eingeteilt nach Malern
und Aufbewahrungsorten.

Marie Perotti schreibt über die Kunst Gian Battista
Gaullis, des Malers der Decke in der Jesuskirche in

Rom, von dem die Galeria nazionale in Rom ein
Porträt Berninis besitzt.

Im allgemeinen sind alle Aufsätze in L' Arte reich
mit Illustrationen versehen und auch das Äußerliche
macht wie immer einen sauberen Eindruck.

So auch der erste Aufsatz im Dezemberheft über
Gentilesschi und seine Tochter, Artemissia Gentilesschi,
von Robert Longhi, mit 40 Photographien geschmückt.
Zugefügt ist ein Katalog der wiederaufgefundenen
Werke von Gentilesschi und noch eine Reihe der-
jenigen seiner Arbeiten, die auf irgendeine Weise
verloren gegangen oder uns jedenfalls unbekannt sind,
die aber in der Literatur, in Biographien, Führern
oder Katalogen von Sammlungen usw. genannt wurden.

Eine wertvolle Überraschung ist der Aufsatz von
Adolfo Venturi über die Zeichnungen von Raffael
vor seiner römischen Zeit. Viele dieser feinen distin-
guierten Studien sind hier reproduziert, meistens
nach Blättern im Museum Wicar in Ryssel, der Uni-
versitäts-Galerie in Oxford, den Uffizien, dem British
Museum, dem Louvre und der Albertina. Der Louvre
kann die wunderschöne Zeichnung von der schönen
Gärtnerin und von der hl. Katharina von Alexandrien
sein eigen nennen. Man sieht also, daß die Kunst-
gelehrten in Italien ruhig in ihrer Arbeit fortfahren
und sich bestreben, auch in diesen Zeiten die Kennt-
nis der mächtigen Kunst ihres Vaterlandes zu ver-
breiten und ihrer Geschichte feste Unterlagen zu geben.

In einem folgenden Aufsatz werden wir sehen,
woran man inzwischen in England und in Holland
gearbeitet hat. v.

DIE FRÜHJARSAUSSTELLUNG DER BERLINER
SEZESSION

Alle Schwierigkeiten, die eine kleinere Künstler-
gruppe Junger und Jüngster bei den heutigen Ver-
hältnissen behindern könnten, repräsentativ aufzutreten,
sollen willigst in Erwägung gezogen werden; dennoch
will sich der erste Eindruck nicht hinwegraisonnieren
lassen, daß es sich bei der diesjährigen Frühjahrs-
ausstellung der Berliner Sezession nur um einen
improvisierten Appell handelt, bei dem man leichter
Hand die Flagge * Schwarz-Weiß« gehißt hat. Mehr
leidige Pflicht als freudiger Stolz scheinen am Werke
gewesen zu sein, als die engeren Mitglieder sich in
dem größeren Mittelsaal zu Gruppen und Grüppchen
zusammenfanden, ohne jedoch dadurch das peinliche
Gefühl schwindelerregenden Gewoges zu bannen, das
durcheinandergehende Etagen kleiner und kleinster
Blätter erregen müssen. Aber auch diese technischen
Rückstände mögen in den wenig brauchbaren Räumen
ihre Entschuldigung finden. Was aber hat man ge-
tan für eine würdigere Disziplinierung der Massen?
Sollte nicht eine kleinere Schar ihre Kräfte sammeln
und repräsentativer auftreten? Dann hätten die Wände
ihre Mittelpunkte haben können, nicht etwa um einer
schalen, dekorativen Anordnung willen, sondern um
des allgemeinen Niveaus. Es muß natürlich jedem
Mitglied die freie Wahl, auszustellen wo er will,
überlassen bleiben. Für die Vereinigung muß aber
 
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