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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0041

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61

Sammlungen — Vereine

62

Landschaften aus dem Allgäu und vom Ammersee aufs
neue, daß er zu den geschmackvollsten und begabtesten
Malern des Ciarenbach-Kreises zu rechnen ist. Nur teil-
weise erfreulich wirkt die Sonderausstellung des Bildhauers
Bernhard Sopher, der vor einer Reihe von Jahren durch
die im Kunstpalast ausgestellte Bronze des »Sklaven« die
öffentliche Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Seinem zweifel-
losen Talent drohte die Verflachung durch eine etwas
handwerksmäßige Herstellung von Bildnisbüsten. Von den
neuesten Schöpfungen seien jedoch die Bronzebüste des
Oenerals von Bissing und besonders die vom Museums-
verein erworbene männliche Porträtbüste hervorgehoben:
hier ist ein ernsteres Streben unverkennbar, zugleich ein
Oefühl für das, worauf es in der Plastik ankommt, wie es
seit dem zu frühen Tode O. v. Bochmanns d. J. in Düssel-
dorf, wo ein öder Naturalismus in der Bildhauerei vor-
herrschend ist, selten angetroffen wurde. c.

SAMMLUNGEN

Die Sammlung Dormagen in Köln ist durch einige
Leihgaben im Besitze des Wallraf-Richartz-Museums und
durch den von Scheibler so benannten »Meister der hl. Nacht
der Sammlung Dormagen« allgemein bekannt geworden.
An etwas entlegener Stelle findet sich eine neue Veröffent-
lichung über diese in ihrer Gesamtheit nur wenigen be-
kannte Privatgalerie, die jetzt mit dem Hauptteile ihrer Be-
stände als Schmuck von Krankensälen, Korridoren- und
Andachtsräumen der »Stadtkölnischen Heil- und Lehranstalt
für Krüppel (Stiftung Dr. Dormagen)« dient. Aus Anlaß
eines Kongresses wurde eine sehr würdig ausgestattete
Festschrift herausgegeben, in der Dr. A. Huppertz, der geist-
liche Rektor der Anstalt, Interessantes über Herkunft und
Bestände der Sammlung Dormagen zu berichten weiß.
Die Geschichte des rheinischen Sammelwesens, die durch
Ed. Firmenich -Richartz' soeben erschienenes Monumental-
werk über Sulpiz und Melchior Boisseree gewissermaßen
ihre Stabilisierung erfährt, wußte von Dr. Hubert Dormagen
wenig zu berichten. Wie es scheint, nicht ganz zu Unrecht.
Denn den Grundstock und sicher den Hauptteil seiner der
Stadt Köln hinterlassenen Sammlung bildet die Gemälde-
galerie eines Anderen, des Dr. med. F. J. Kerp, dessen in
der Johannistraße gelegenes altes Patrizierhaus Dr. Dor-
magen im Jahre 1844 käuflich erwarb, und zwar zugleich
mit den Bildern. Die Perle, eben jenes in der Farbe köst-
liche Triptychon mit der heiligen Nacht und den hhl. Feli-
zitas und Ursula auf den Flügeln, befindet sich, neuerdings
unter Hagelstange restauriert, im Museum1), ebenfalls da-
selbst Bilder vom Meister des Marienlebens, von B. Bruynd.J.
und Anton von Worms. Von den in der Anstalt ver-
bliebenen Werken bildet Dr. Huppertz eine ganze Anzahl
zum ersten Male in der oben erwähnten Veröffentlichung
ab: erwähnt seien eine leidliche alte Kopie nach Dierick
Bouts' Beweinung Christi im Louvre, eine Goldgrund-Ma-
donna von einem Nachfolger des Qu. Metsys, ein weib-
liches Bildnis in der Art des B. Bruyn (fälschlich dem
Meisters des Todes der Maria zugeschrieben), die dem
Jakob Jordaens sehr nahestehende große Kreuzigung, das

1) M. J. Friedländer sagt, Jahrbuch der preuß. Kunst-
sammlungen, Bd. 36, 1915, S. 74 von diesem Gemälde:
»Mit seinen kleineren Verhältnissen, von durchsichtiger
Zartheit und einem Schönheitssinn, der um diese Zeit in
den Niederlanden die seltenste Gabe ist, verdient das
Dormagen-Triptychon besondere Beachtung.«

Bildnis des Otto von Langenfeldt von dem deutschen Mono-
grammisten MV (verschlungen) von 1510 und schließlich
zwei Flügelbilder mit Heiligen von Anton von Worms.
Dr. Huppertz hat auch einen handschriftlichen Katolog der
ganzen Sammlung angefertigt. Walter Cohen.

VEREINE

Der Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen hielt in Düsseldorf seine 87. Hauptversammlung ab,
in der der Geschäftsbericht für das Jahr 1915/16 erstattet
wurde. Unter anderen wurde bekannt gegeben, daß die zum
Besten der durch den Krieg notleidend gewordenen Künstler
veranstaltete Lotterie ein Ergebnis von 70000 Mark erbracht
hat. Von Aufträgen aus dem Fonds »Für Beschaffung und
Widmung von Kunstwerken zu öffentlicher Bestimmung«
seien erwähnt: die musivische Ausschmückung der Kirche
zu Köln-Ehrenfeld durch Professor Huber-Feldkirch, die
Ausschmückung des Vestibüls im Kurhause zu Aachen
durch drei Wandgemälde von Prof. Karl Ederer und die
Ausschmückung des Museums in Neuß durch einen Relief-
Fries von Prof. Rudolf Bosselt. Aus Anlaß der hundert-
jährigen Zugehörigkeit der Rheinlande zur Krone Preußens
erschien soeben das den Mitgliedern gewidmete, außer-
ordentlich reich ausgestattete Werk von Dr. Richard Klapheck
»Die Baukunst am Niederrhein« (Band I).

* Der Sächsische Kunstverein hat seinem Jahres-
berichte nach im Jahre 1915 einen Jahresumsatz von
108683 M. gehabt, inbegriffen sind dabei 45000 M., wofür
Kunstwerke zur Lotterie angekauft wurden, durch deren
Erlös der wirtschaftlichen Bedrängnis eines großen Teiles
der sächsischen Künstlerschaft abgeholfen werden sollte;
für diese Lotterie in drei Ausspielungen gingen überdies
von hervorragenden deutschen Künstlern 369 Kunstwerke
als Geschenke ein. Der Landesausschuß für Kriegshilfe
überwies außerdem dem Verein 5000 M., davon wurden
3000 M. zu einem Wettbewerb unter fünf Architekten ver-
wendet. — Ausgestellt waren im Jahre 1915 im ganzen
3934 Kunstgegenstände aus Dresden, Berlin, Königsberg,
Leipzig, München, Weimar, Wien usw., davon wurden 534
für 46635 M. verkauft. Der Verein kaufte aus dem Ver-
mögensstamm für öffentliche Zwecke ein Gemälde von
Otto Hettner für 1500 M. und schenkte es der Kgl. Ge-
mäldegalerie zu Dresden. Sonderausstellungen wurden
veranstaltet von Werken folgender Künstler: Königsberger
Graphiker, Rudolph Schramm-Zittau, Carl Albrecht, Otto
Hettner, Adolf Schinnerer und Friedrich Hecht f. Der
Mitgliederstand sank von 2382 auf 2175, hat sich aber im
dritten Kriegsjahr wieder etwas gehoben. Das neue Ver-
fahren bei der Verlosung hat sich bewährt. Die Gewinner
der Nummern 1—50 werden für eine bestimmte Stunde
gemeinsam schriftlich eingeladen und haben das Recht,
nach der Reihe aus den höchstbewerteten 60 Gewinnen
sich ein Kunstwerk auszuwählen. So hat auch der fünf-
zigste Gewinner noch die Auswahl zwischen 16 Kunst-
werken. Dieses Verfahren wurde im Dezember 1915 zum
erstenmal angewendet. Die Gewinne waren einige Wochen
ausgestellt, so daß die Gewinner sich in Ruhe vorbereiten
konnten. Die Wahl vollzog sich daher glatt innerhalb
einer Stunde zur offensichtlichen Befriedigung aller Betei-
ligten. Das neue Verfahren wird also beibehalten. Von
nun an soll außerdem immer auf je zehn Lose ein Gewinn
entfallen. In Aussicht genommen sind für die nächste Zeit
Sonderausstellungen von Eduard von Gebhardt und Gott-
hardt Kühl f-

Inhalt: Franz Marc. Von Olaser. — Tina Blau f; Moritz Meurer t; Henry Muhrmann t- — Ausstellung in der Kunsthalle zu Düsseldorf. —
Die Sammlung Dormagen in Köln. — Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen. Der Sächsische Kunstverein. — Anzeige.
 
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