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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Personalien — Krieg und Kunst — Anzeige

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Professor der Bildhauerei. Das Gesamtbild seines Schaffens
kommt in dem im Jahre 1910 errichteten Donndorf-Museum
in Weimar zum Ausdruck, das eine Sammlung der meisten
Modelle seiner Werke enthält.

PERSONALIEN
Dr. Max j. Friedländer, Direktor der Gemäldegalerie
und des Kupferstichkabinetts der Kgl. Museen zu Berlin,
ist zum Geheimen Regierungsrat ernannt worden.

KRIEG UND KUNST
Wien. Der Verein für Denkmalpflege und Heimat-
schutz in Niederösterreich und die städtische Kunsthalle in
Mannheim veranstalten mit vereinten Kräften im Öster-
reichischen Museum für Kunst und Industrie eine Aus-
stellung, der neben einer grauenvollen Aktualität eine be-
sondere Wichtigkeit für die Zukunft innewohnt; »Krieger-
grab und Kriegerdenkmal« ist ihr Titel und Thema.
Dabei tritt die zweite Frage: »wie sollen wir unsere Krieger
ehren?« als eine spätere Sorge gegenüber der dringenderen
Aufgabe der Gestaltung der Gräber zurück; auf tausend
Schlachtfeldern sind Einzelgräber, Gruppengräber, Massen-
gräber gerüstet worden, in tausend heimatlichen Friedhöfen
haben deutsche und österreichische Krieger, mit dem Todes-
keim vom Felde heimgekehrt, ihre letzte Ruhestätte ge-
funden. Schon daraus ergibt sich eine gewisse Doppelheit
der Aufgabe: es sind einerseits Grabmäler, vom Glanz des
hier erlittenen Heldentodes umleuchtet und der Wehmut
der Heimatferne tief beschattet, vielfach Streiter von hüben
und drüben gemeinsam umfassend und dereinst der Me-
lancholie der Verlassenheit überantwortet; und es sind
anderseits Grabmäler in der Erde des Vaterlandes und
Heimatsortes von Stolz und Liebe der Mitbürger dauernd
gehegt, die das Bedürfnis fühlen, diese Stätte auch äußer-
lich als Ehrenplatz auszugestalten. Ein noch größerer
Zwiespalt als dieser Gegensatz drückt sich aber — z. T.
übrigens mit ihm zusammenhängend — in der Ausstellung
dadurch aus, daß sie einerseits Grabmäler zeigt, die bereits
errichtet sind, anderseits Entwürfe künftiger Gestaltung
bringt, wodurch ein sehr merklicher Zusammenstoß von
Wirklichkeit und Ideal erfolgt. Die bestehenden Grabstätten
sind zumeist durch die Fürsorge der verschiedenen Etappen-
kommanden entstanden; diese haben die ersten provi-

sorischen Kreuze und Erinnerungszeichen, die die Kame-
raden gesetzt hatten, durch dauerhafteren Schmuck ersetzt.
Bisweilen waren die Kräfte, denen der dienstliche Zufall
die Aufgabe zuteil werden ließ, nicht auch künstlerisch die
berufensten; bisweilen kam ein naives Pathos mit barockem
Überschwang zu Worte. Sehr häufig ist aber die An-
passung an die Landschaft glücklich und immer die Stim-
mung, die aus dem blutgetränkten Boden steigt, überge-
waltig, Einwand oder Kritik jäh verstummen machend.
Auch in der Heimat, wo sogleich ein rascher Entschluß
den im Lazarett Verstorbenen ein gemeinsames Ehrengrab
stiftete, war oft der Eifer größer als die künstlerische Kraft;
auch hier war zuweilen ein warmherziger Dilettantismus
am Werk. Umgekehrt sind die Entwürfe, die die nun ach
so lange gestellte Aufgabe nach der erschrecklichen Fülle
der zahllos variierten Bedürfnisse abwandeln — vom ein-
zelnen zum Massengrab; Offizier und Mann; Eisen, Stein
oder Holz; Sonderplatz und Teil des Ortsfriedhofs; Stadt
oder Land, mit oder ohne Wald usw. — von Künstlern
hohen Rangs oder guter Schulung gearbeitet; sie sind von
den besten Traditionen des hochgezüchteten kunstgewerb-
lichen Geschmacks erfüllt, zeigen die Werkbundtreue zum
Material, die beherrschte Schlichtheit, die sich für einen
solchen Anlaß ziemt. Sie sind gewiß nicht kaltsinnig aus-
gedacht, aber eine fatale Korrektheit fet ihnen eigen, eine
Sicherheit im Tone, die frösteln macht, weil sie bei jeder
anderen Aufgabe die gleiche wäre. Die ganze ungesunde
und unnatürliche Lage unseres architektonischen und kunst-
gewerblichen Schaffens wird hier deutlich; die im vollen
Besitz der künstlerischen Mittel sind, zwingen sich zu
volksmäßiger Einfachheit und die sich den naiven Trieben
überlassen, gelangen zu ausschweifenden Unformen. Dieses
mag unkünstlerisch erscheinen, jenes wirkt gekünstelt; so-
lange die kulturelle Einheit fehlt, die einer nationalen Bau-
kunst die selbstverständliche Ausdrucksweise verleiht, gibt
es nur — in etwas anderem Sinn als dem üblichen —
eine Fassadenarchitektur. Die besten unserer Baukünstler
wissen das alles sehr wohl, aber mit dem Wissen ist nicht
gedient, denn jedes Helfenwollen von außen bleibt äußer-
lich; nur von innen heraus kann ein Wandel werden. Viel-
leicht trägt' eine Ausstellung wie diese ein wenig dazu
bei; denn sie hilft wenigstens zur kräftigen Erkenntnis des
heutigen Babel, daß die Bauleute einander nicht ver-
stehen. H. Tietze.

Griechische Originale

Von EMIL WALDMANN

Ein stattlicher, vornehmer Band mit 207 Tafeln und zugehörigen Erläuterungen
sowie einer Einführung in die Griechische Skulptur. Geb. in Halbperg. M. 8.—

Waldmanns „Griechische Originale" sind ein Buch, wie es noch nicht da ist. Im Gegensatz zu den vielen popu-
lären Büchern und Büchlein über die antike Plastik, wird hier nur reine, echte Griechenkunst gegeben, nicht
die weichlichen Ergänzungen und Kopien, die man gemeiniglich dafür zu halten pflegt. Von den archaischen
Meisterwerken des 6. und 7. vorchristlichen Jahrhunderts bis zu den Friesen des Pergamenischen Altars ziehen in
Waldmanns Griechischen Originalen die glänzenden Stücke, nach vorzüglichen neuen Aufnahmen reproduziert, in
systematischer Folge an uns vorbei. Jede Tafel enthält zumeist nur ein Stück, und auf der gegenüberliegenden
Seite ist die kunstgeschichtliche Beschreibung und alles sonst Wissenswerte gegeben.

VERLAG VON E. A. SEEMANN IN LEIPZIG

Inhalt: Die Stellung der Kunstgeschichte an den deutschen Hochschulen. Von Wilhelm Waetzoldt. — Aus der Dresdner Gemäldegalerie. Von Posse. —
Die Münchner Kriegspinakothek. Von A. L. M. — Waldemar Rösler f, Adolf von Donndorf f. — Personalien. — Krieg und Kunst. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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