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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Sammlungen — Literatur — Anzeige

außerdem hat ein ungenannter Berliner Gönner 20000 Mark
zur Verfügung gestellt. Für diese Beträge wurden angekauft:
43 Ölgemälde, 6 Aquarelle, 18 Radierungen und Holz-
schnitte und 10 Bronzebildwerke und in 30 Fällen wurden
freie Unterstützungen gewährt.

Das Kapitel der Stadt Berlin gehört von jeher zu den
schwarzen Seiten im Buche der deutschen Kunstpflege.
Man könnte sich mit der Feststellung dieser Tatsache be-
gnügen, da noch niemals eine kritische Auseinandersetzung
mit den Rechenschaftsberichten der Kunstdeputation Wider-
hall an maßgebender Stelle gefunden hat. Aber wer diese
Mitteilungen liest und nicht jedesmal von neuem Wider-
spruch gegen die Art der Verwendung öffentlicher Mittel
erhebt, macht sich gleichsam mitschuldig an den nach-
gerade unerträglich werdenden Zuständen. Es ist immer
wieder nötig, die Frage zu stellen, wer denn der Sachver-
ständige ist, der die Verantwortung für derartige Ankäufe
zu tragen gewillt ist. Und glaubt man wirklich, daß aus
solchen jährlichen Käufen der Grundstock für eine künftige
städtische Galerie entstehen soll? Wenn man sich nicht
entschließen kann, zuerst und vor allem einen Vertrauens-
mann zu berufen, den man mit der Gestaltung und dem
Ausbau eines Museums beauftragt, so wäre es besser, die
Mittel für Kunstpflege aus dem Stadthaushalt überhaupt
zu streichen und sich mit einem Betrag für Unterstützung
notleidender Künstler zu begnügen. Aber dieses wahl-
und planlose Kaufen auf den Berliner Jahresausstellungen
ist vollkommen zwecklos. Man füllt damit bestenfalls die
Magazine, aber mit allem Geld, das ausgegeben wird,
kommt nicht ein einziger brauchbarer Museumssaal zu-
stande. An Aufgaben für eine städtische Sammlung fehlt
es in Berlin auch neben den staatlichen Museen wahr-
haftig nicht, zumal seitdem die Nationalgalerie wieder in
eine leider unverkennbare Stagnation gekommen ist. Es
fehlt aber an dem Willen zu energischem Handeln, und
es scheint, daß in dem Stadtparlament und bei den Stadt-
vätern alle Kunstfragen nur ein sehr mangelhaftes Interesse
finden. Es bliebe sonst unerklärlich, daß von Jahr zu Jahr
der gleiche Schlendrian weitergeführt wird, während draußen
im Reiche auch in kleinsten Städten eine lebendige und
verständnisvolle Kunstpflege gedeiht. Mag sein, daß hier
und dort durch ein Zuviel gesündigt wird, daß mancher
jugendliche Direktor sich allzu kühn gebärdet. Aber solche
Fehler sind leichter hinzunehmen als die chronische Miß-
wirtschaft, an die sich die Berliner Kunstfreunde leider
haben gewöhnen müssen. Soll einmal gründlich Besserung
geschaffen werden, so lautet die erste Forderung — wir
können es nicht oft genug wiederholen —: Berufung eines
städtischen Museumsdirektors!

Das Rheinische Provinzialmuseum in Bonn erwarb
mit Unterstützung einheimischer Gönner eine Folge von
fünf Bildnissen des kurfürstlich Trierischen Hofmalers
Kaspar Benedikt Beckenkamp, der als Schüler des in
Bonn bereits vorteilhaft vertretenen Januarius Zick Ende
des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in Koblenz und
Köln tätig war (s. Thieme-Becker Bd. III). Eins der Bilder
ist ein Selbstporträt des Malers, die anderen stellen seine
Angehörigen dar.

Das Städtische Museum zuM.-Gladbach,das besonders
reich an kunstgewerblichen Gegenständen ist, erhielt als
Legat des Rentners R. Hubrich seine wertvolle Münzen-
sammlung, sowie eine Sammlungchinesischerund japanischer
Kunstsachen.

LITERATUR

Burg Kreuzenstein an der Donau. Herausgegeben von
Alfred von Walcher, mit einer historischen Einleitung von
Johann von Paukert. Wien, Schroll & Co. 1914. 50 Kr.

Kreuzenstein, die aus der Romantikerstimmung des
Grafen Wilczek erstandene Behausung für sein Privatmuseum
ist weniger bemerkenswert als phantasievoller Rekonstruk-
tionsversuch einer mittelalterlichen Burganlage denn als
Sammelpunkt frühen, insbesondere oberdeutschen Kunst-
gewerbes und Handwerkes.

Der Herausgeber hat das Schwergewicht auf die Vor-
führung der Glasmalereien und Möbel gelegt. Dies ist umso
dankenswerter, als durch den Brand — ich bin darüber
nicht unterrichtet — wahrscheinlich die Mehrzahl dieser
Denkmäler vernichtet ist.

Die Anordnung des Materials ist m. E. wenig geschickt.
Es wäre wohl richtiger gewesen, die Glasmalereien nicht
nach ihrer augenblicklichen Unterbringung, die rein zufällig
erscheint, nebeneinander zu stellen, sondern die zeitlich
und örtlich zusammengehörigen Gruppen aufeinander folgen
zu lassen, und die für den Historiker ziemlich nebensäch-
lichen Außen- und Innenansichten des Baues für sich zu
nehmen, wobei die Frage, ob diese überhaupt in dem ge-
wählten Umfange zu berücksichtigen waren, verneinend
beantwortet werden muß.

Das gleiche gilt von den etwa die Hälfte des Gesamt-
umfanges einnehmenden Möbeln, die rein äußerlich nach
Benutzungszwecken (Kastenmöbel, Sitzmöbel, Tische) auf-
geteilt sind. Von Verständnis für die geschichtliche Entwick-
lung und die aus örtlichen Besonderheiten sich ergebende
Verschiedenheit der Typen ist nicht viel zu bemerken.

Immerhin bleibt dieses Werk ein schätzbares Kompen-
dium der Geschichte des mittelalterlichen oberdeutschen
bezw. österreichischen Mobiliars, dessen Wert sich durch
die tadellose technische Wiedergabe erhöhte | otto Pelka.

Das Januarheft der

Zeitlchrift für bildende Kunft

gelangte foeben zur Ausgabe
INHALT:

Die Wahrheit über Riza Abbasi, den Maler

Von Walter Philipp Schulz

Beiträge zu Francesco di Giorgio, Teil II

Von F. G. Hartlaub

Anton Graffs Seumebild

Von Georg Witkowski

Kreuzgang im Dom zu Mainz

Originalradierung von Peter Halm

Inhalt: Bemerkungen zur Frontalitiit, deren Ursprung und Ende. Von P. Johansen. — Oskar Zwintscher. Von G. — Rheinische Kunstaus-
stellungen. Ausstellung in München. — Berliner Kunstpflege. Neuerwerbungen des Rheinischen Provinzialmuseuins in Bonn. Zuwendung
an das Städtische Museum in M.-Oladbach. — Burg Kreuzenstein an der Donau. Herausgegeben von Alfred von Walcher. — Anzeigen.
 
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