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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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299

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

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NEKROLOGE

Professor Botho Graef f. Kaum 60 Jahre alt ist der
außerordentliche Professor der Archäologie und Kunstge-
schichte an der Universität Jena einem Leiden erlegen, von
dem er in den letzten Wochen im Sanatorium Königstein
Heilung suchte. Die betrübende Kunde kommt uns um so
überraschender, als Graef, noch im Sanatorium, eine größere
Arbeit über Ludwig von Hofmann fertiggestellt hatte, die
wir im Märzhefte der Z. f. b. K. veröffentlichten. — Botho
Graef war ein persönlich ungemein liebenswürdiger, für
alles Schöne begeisterter Archäologe, mit freiem Blick für
die künstlerischen Erscheinungen der Gegenwart. In Berlin
geboren (12. X. 1857), wollte er ursprünglich das Bauwesen
studieren, schwenkte dann zum klassischen Altertum ab,
bildete sich unter Wilamowitz, ging auf Reisen und habili-
tierte sich 1890 in Berlin. 1904 wurde er als Extraordi-
narius nach Jena berufen, wo er auch die Neuere Kunst-
geschichte zu vertreten hatte. Seine Arbeiten sind meist
in archäologischen Zeitschriften niedergelegt; ein größeres
1909—1911 erschienenes Werk behandelt die Vasenfunde
von der Akropolis.

* Dr. Wolfgang Roch f. Auf dem Felde der Ehre
ist Ende März der Direktor des Städtischen Museums zu
Bautzen Dr. Wolfgang Roch, der seit August 1914 als
Oberleutnant eines sächsischen Jägerbataillons im Kriegs-
dienste stand, gefallen. Er hatte in Leipzig bei Schmarsow
und Volkelt Kunstgeschichte und Ästhetik studiert, war
dann am Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Dresden tätig und
wurde dann Pfleger, 1913 aber Direktor des Städtischen
Museums zu Bautzen. Die neue Aufstellung und das
wissenschaftliche Verzeichnis der stadtgeschichtlichen und
künstlerischen Sammlungen Bautzens, die in dem Museum
untergebracht sind, ist sein Werk. Veröffentlicht hat
er Abhandlungen über Philipp Otto Runges Kunst-
anschanung, über den Bildhauer Permoser und über das
alte Bautzen. Unvollendet blieben seine Studien zur Ge-
schichte der Renaissance in Sachsen, über die Keramik in
der Lausitz und über die Oberlausitzische Plastik des
Mittelalters. So ist wieder ein junger Kunsthistoriker,
dessen bisherige Arbeiten zu den besten Hoffnungen
berechtigten, dahingegangen.

Am 18. März starb in Budapest im Alter von nur
55 Jahren einer der Hauptbahnbrecher der modernen
Malerei in Ungarn, Karl von Ferenczy. Über die
Grenzen seines Vaterlandes bekannt, fand er auf Aus-
stellungen auch im Auslände, wo er wiederholt ausge-
zeichnet wurde, allgemeine Anerkennung — zuletzt in
Deutschland mit seiner großen Kollektion, die er anläßlich
der Ausstellung ungarischer Maler in der Berliner Sezession
1910 zeigte. Ferenczy war einer der Begründer der freien
Malschule von Nagybönya und einer der geschätztesten
Professoren an der Akademie der bildenden Künste in
Budapest. Noch vor einigen Monaten veranstaltete er im
Salon Ernst in Budapest zusammen mit seinen drei Kindern
eine Kollektiv-Ausstellung, die die Begabung und Viel-
seitigkeit dieser Künstlerfamilie dokumentierte.

PERSONALIEN
Professor Dr. Richard Haupt, Provinzialkonservator
der Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein, unser
langjähriger und geschätzter Mitarbeiter, beging am 3. April
das 50jährige Doktorjubiläum.

Professor Felix Woyrsch in Altona ist zum ordent-
lichen Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in
Berlin gewählt worden.

Budapest. An Stelle des verstorbenen Eugen von
Radisics wurde zum Direktor des Kunstgewerbe-Museums
Julius v. Ve"gh ernannt. Seine Vielseitigkeit und allge-
meine Bildung, gepaart mit gründlichen Kenntnissen und
feinem Kunstverständnis, sind die sichersten Garantien für
eine ersprießliche Tätigkeit und für die weitere Entwick-
lung des ihm anvertrauten Instituts.

Weimar. Dr. Hanns Schulze, der im letzten Herbst
zum Direktor des Großherzoglichen Museums ernannt war,
hat sein Amt bereits wieder niedergelegt. Man spricht von
Unstimmigkeiten. Wir erinnern unsere Leser an die Kritik,
die sich in der ersten Oktobernummer der Kunstchronik
gegen die Ernennung richtete.

WETTBEWERBE
* Zierbrunnen für Mittweida. Am 30. Dezember
1916 hat der Akademische Rat zu Dresden einen Wett-
bewerb für einen Zierbrunnen ausgeschrieben, der auf den
Marktplatz zu Mittweida kommen soll. Die Frist für die
Ablieferungder Bewerbungsarbeiten wird jetzt bisSonnabend
den 2. Juni mittags 12 Uhr verlängert. Die Entwürfe sind
im Gebäude der Kunstakademie zu Dresden (Brühlscher
Garten Nordseite) abzuliefern.

* Den Wettbewerb für Arbeiten der Innen- und
Kleinplastik schreibt im Namen des Kgl. Sächsischen
Ministeriums des Innern der Akademische Rat zu Dresden
für dieses Jahr aus. Zur Teilnahme berechtigt sind ein-
heimische, d. h. in Sachsen lebende oder Staatsangehörige
Künstler. In Betracht kommen nur Bildwerke der frei-
schaffenden Kunst aus edlem und echtem Stoff: Standbilder
bis zur Lebensgröße, Büsten, Statuetten, Reliefs, Plaketten,
Denkmünzen u. a. in Marmor, Bronze und Edelmetallen
oder in Zinn, Elfenbein, Holz, gebranntem und glasiertem
Ton, Porzellan usw. Erwünscht sind für diesmal noch be-
sonders Gedenktafeln für gefallene Studierende der Kunst-
akademie und für im Felde gebliebene Angehörige öffent-
licher Behörden und Bildungsanstalten: Schulen, Hoch-
schulen, Universitäten. Das Kgl. Ministerium des Innern
kauft die vom Akademischen Rate vorgeschlagenen Werke
nach eigenem Ermessen an. Die Bildwerke sind bis Sonn-
abend den 20. Oktober 1917 bei dem Hausinspektor der
Kgl. Kunstakademie zu Dresden, Brühlscher Garten, ab-
zuliefern. Druckstücke mit den näheren Bedingungen
können beim Pförtner der Kunstakademie unentgeltlich
entnommen werden.

DENKMALPFLEGE
Sicherung der Kunstsammlungen in Serbien.

Wie die deutsche, so hat auch die k. k. Militärverwaltung
in den besetzten Gebieten Polens und Serbiens den Schutz
und die ungeschmälerte Erhaltung der Kunstsammlungen
sich angelegen sein lassen. Die amtlichen Mitteilungen
der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege veröffent-
lichen jetzt einen Bericht von Dr. Paul Buberl, der auf
Grund von Angaben ehemaliger Beamter des serbischen
Nationalmuseums das Kriegsschicksal der Kunstsammlungen
in Belgrad und die Maßnahmen behandelt, die das k. k.
Militärgouvernement in Belgrad zu deren Schutz getroffen
hat. Bei Kriegsausbruch hatte der Direktor die ihm an-
vertraute Sammlung in Stich gelassen. Sechs schwere Gra-
naten zerstörten die Gebäude stark, die Sammlungsgegen-
stände erlitten weniger Schaden. Mitte November 1914
kehrte der Direktor zurück, um die wichtigeren Gegenstände
aus den halbzerstörten Gebäuden zu bergen. Damals gingen
zwölf Kisten mit Gold- und Silbersachen, den Erinnerungen
an den serbischen Schriftsteller Buk Karadzie, Waffen und
 
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