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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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335

Literatur — Vermischtes — Anzeige

336

Zeitgenossen ist La Tour tief eingedrungen und die Züge
derer, die ihm saßen, konnten sich vor seinem Scharfblick
hinter der Repräsentationsmaske nicht verstecken. Dagegen
hat er sie zuweilen wohl etwas geschminkt aufgefaßt,
wie das im ganzen Habitus jener Epoche lag und im
Material, das er für seine Kunst gebrauchte, insbesondere
liegt. Oder er mag ihnen, namentlich den Damen, hie
und da geschmeichelt haben, wie dies ja Porträtisten unter
Umständen tun müssen, um nicht verhunzte Ebenbilder
Gottes an den Tag zu bringen. Er hat jedoch unter den
Männern, die er zu schildern hatte, eine Reihe markanter,
geistreicher Köpfe, und unter den Frauen ebenso anmutige
wie kluge, ja ich möchte sagen, im besten Sinn ver-
führerische gefunden. Deshalb betrachten wir die Porträt-
galerie La Tour, wie sie uns der Verfasser teils in grauen
und farbigen Nachbildungen, teils im Text vorführt, mit
hohem Interesse. Nicht nur, weil er wohlbekannte und
prominente Persönlichkeiten, wie die eines Rousseau, eines
Marschall von Sachsen oder Ludwigs XV. und der Pompadour,
sondern auch charakteristische Durchschnittstypen zeigt. Die
Wiedergabe der Originale, was bei Bildnissen besonders
wichtig, ist vortrefflich, der Text in seiner Prägnanz höchst
fesselnd, weil von eindringender Kenntnis der Geschichte
und Kultur jener Epoche zeugend. Die meisten Köpfe
geben sich den Anschein, als wären sie sehr zufrieden mit
sich und ihrem Schicksal; aber wenn man den Text liest,
den ihnen der Verfasser beigeben mußte, so erfaßt einen
zuweilen tiefes Mitleid mit diesen Unglücklichen, die einer

Revolution entgegenlächeln, die ihre frivole Selbstgefällig-
keit mit furchtbarer Rache bedrohte. Man lese z. B. nur
die tief tragische Lebensgeschichte, die Erhard zu dem
feinen Kopfe der Frau de la Popeliniere kurz skizziert.

Das Buch ist im Druck und Papier vornehm aus-
gestattet. Es folgen ihm im gleichen Verlag noch zwei
weitere Bände unter dem oben schon erwähnten Titel:
Aus Städten und Schlössern Nordfrankreichs von Professor
Rauch-Douai und von Dr. Schnabel und Dr. Erhard-Cambrai.
Der buchhändlerische Vertrieb liegt in den Händen von
R. Piper & Co., Verlag, München. o. e.

VERMISCHTES
Die Kunstsammlungen des Moskauer Großindu-
striellen Morosoff sollen jüngst bei der russischen Revo-
lution vernichtet worden sein. Deutsche Kunstwerke
kommen nicht in Frage, da die Morosoffsche Sammlung
im wesentlichen aus französischen Meistern des Impressio-
nismus bestand. Courbet, Renoir, Cezanne, van Gogh sind
mit hervorragenden Arbeiten vertreten. Eine besondere
Zierde waren die Wandmalereien der Festsäle von Maurice
Denis und der plastische Schmuck von Aristide Maillol.

Der König von Bayern hat dem Hilfsausschuß

der Münchener Künstlergenossenschaft 10000 Mark zum
Ankauf von Werken notleidender Künstler überwiesen.
Die Kunstwerke sollen zur Ausschmückung staatlicher
Gebäude verwendet werden.

Die 3ukunft
ber üorbilbung unferer Kunftler

flusfprüdje oon Künftiern unb Kunftfreunben

zufammengeftellt von

tDolbemar oon Seiblit?

Kalckreutt), Klinger, Eiebermann, Stutfc, Ttjoma, Trübner unb anbere Künffler

über bie

Streitfrage zcmTitjen ID. v. Bobe unb Urticur Kampf

Preis SO Pfennige

3u beziehen burd] jebe Bud]t)anblung ober gegen Cinfenbung oon 85 Pfennigen

(zuzüglid) Porto) oom Berlage

IL Seemann in Ceipzig

Inhalt: Rheinischer Brief. Von Walter Cohen. — Die Zukunft der Vorbildung unserer Künstler. Von Konrad Lange. — Dr. Friedrich Plietzsch f;

Ernst v. Ihne f. — Personalien. — Sächsisches Denkmalschutzgesetz. Gegen die sofortige Errichtung von Denkmälern und Erinnerungs-
zeichen für den gegenwärtigen Krieg. — Errichtung eines Denkmals für die hannoversche Legion. — Ausgrabungen auf dem Schlollberg
bei Homburg. — Ausstellungen in Chemnitz, Frankfurt a. M. und Darmstadt. — Hauptversammlung des Dresdner Museumsvereins. —
La Tour, der Pastellmaler Ludwigs XV. Einführung und biographische Anmerkungen von Hermann Erhard. — Vermischtes. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hcdrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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