Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

DOI Artikel:
Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0210

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
399

Ausstellungen — Anzeige

400

Strandlandschaften, Refektorien von Klöstern und Kon-
sistorienräume aus evangelischen Kirchen. Außer den
meisten holländischen Museen haben auch die Königin
und viele Privatleute und Kunsthändler eingesandt. Der
Katalog ist mit besonderer Sorgfalt zusammengestellt; die
Masse der Gemälde sind angegeben, Signaturen und auch
die Namen der betreffenden Kirchen, sowie eventuelle
Datierungen, auch wenn Abbildungen der ausgestellten
Werke bestehen, wird das erwähnt. Der gut ausgestattete
und mit einigen Reproduktionen geschmückte Katalog bildet
so ein wichtiges Dokument in der Bosboom-Literatur. Er-
wähnung verdient ferner, daß der bekannte holländische
dekorative Künstler R. W. Roland Holst, der auch den
Umschlag für den Katalog entworfen und die Anordnung
des Druckes bestimmt hat, ein feines, zu feines Plakat ge-
zeichnet hat, das als Wandschmuck vortrefflich wirken
würde, aber an einer Anschlagsäule wegen seiner vor-
nehmen Zurückhaltung und Innigkeit neben den vielen grell-
farbigen und marktschreierischen Genossen nicht zur Gel-
tung kommt. Wir hatten leider keine Gelegenheit, die
Ausstellung selbst zu sehen und wollen uns hier mit einem
Referat über einen Vortrag begnügen, den der Direktor des
Mauritshuis, Professor A. Martin, der mit Fräulein Marius
mit der Herausgabe eines größeren Werkes über den Meister
beschäftigt ist, vor kurzem im Haag über Bosboom
gehalten hat. Bosboom begann seine Laufbahn im Atelier
des Haager Malers B. van Hove, wo er wie sein Lehrer
zuerst nur Stadtansichten malte und auch beim Malen von
Theaterdekorationen behilflich war. Schon frühe zogen
Bosbooms Arbeiten die Aufmerksamkeit auf sich und bald
wandte er sich mehr und mehr dem Genre zu, das seine
Spezialität werden sollte, den Kircheninterieurs, nicht
nur weil ihn das besonders anzog, sondern auch durch
den Beifall des Publikums dazu ermuntert. Im Jahre
1835 unternahm er eine Rheinreise und besuchte Düssel-
dorf, Köln und Koblenz, 1837 ging er nach Belgien und
1839 nach Frankreich, besonders nach Rouen. Besonders in
der zuletzt genannten Stadt, sowie in den belgischen Städten,
in Löwen, Antwerpen, Brüssel, Ypern, Dixmuiden hat er
in den Jahren viel gezeichnet und gemalt. Seine ersten
Lorbeeren holte er sich denn auch in Belgien; ein typisches
Werk aus dieser Zeit ist das »Lux in Tenebris«, das jetzt

auch auf der Gedächtnisausstellung hängt. In dieser Zeit
steht Bosbooms Kunst noch ganz im Zeichen des Religiös-
Sentimentalen und erst um 1845 tritt das rein Malerische
in den Vordergrund seines Interesses; er wählt dann auch
holländische Kirchen zu Motiven. 1846 wird Bosboom
mit der Schriftstellerin Toussaint bekannt, die eine Menge
auf gründlichen Studien beruhende historische Romane ge-
schrieben hat, 1851 kam es zur Heirat. Daß Bosboom durch
seine streng kalvinistische Frau »der Maler des Protestan-
tismus« geworden sei, wie man wohl einmal gesagt hat,
bestritt Martin. Im Gegenteil, sein Stoffkreis erweiterte
sich zu dieser Zeit; 1850 besuchte er die Klöster in Bra-
bant, und aus demselben Jahre stammt auch seine erste
Synagoge. In dem Jahrzehnt von 1850 bis 1860 vollzog
sich bei Bosboom der Übergang zu einer mehr modernen
Auffassung und Mal weise, die Technik wird breiter und
das rein Malerische wird die Hauptsache. Der romantische
Einschlag, der sich in seinen orgelspielenden Mönchen,
Frühmessen und ähnlichen Vorwürfen verriet, verschwindet
bald und damit auch die gebogene, abrundende Linie, der
»chique« Stil; an ihre Stelle tritt eine kräftigere, strengere
Zeichnung, die jedoch ihre große Feinheit nie verliert. Un-
zählige technische Schwierigkeiten hatte Bosboom in diesen
Jahren zu überwinden. In vielen Fällen wollte ihm das
noch nicht ganz gelingen, besonders in den großen Kirchen-
interieurs, in den Breitbildern, wofür sich im Städtischen
Museum in Amsterdam und im Teylermuseum in Haarlem
Beispiele finden. Diese Periode findet ihren Abschluß mit
dem schönen Gemälde der Bakenesserkirche in Haarlem,
die 1860 entstand, und die sich im Museum Fodor in Amster-
dam befindet. In der Folgezeit erfährt das Programm Bos-
booms eine neue Erweiterung; 1861 malte er auch zum
ersten Male Bauerninterieurs. Die wichtigsten Werke der
folgenden Jahre sind die Kirche zu Alkmaar und ein
Klostergang in Cleve (1866), die Kirche in Trier (1871),
die in Maasland (1873). In demselben Jahre (1873) ent-
standen seine Studien in Scheveningen; 1876 besuchte er
Zuidlaren, Midwolde, Haren und Stedum. Im Jahre 1880
bezog er ein neues Atelier in der Veenlaan im Haag und
dort entstanden die wundervollen Aquarelle und die Meister-
werke seiner letzten Zeit. Am 14. September 1891 starb
der Künstler in seiner Vaterstadt. m. d. h.

Zeitfchrift für bildende Kunft

Maiheft 1917

Max Lehrs, Daguerreotypen. Mit 15 Wiedergaben in Originalgröße.
Karl Schwarz, Auguftin Hirlchvogel u. Peter Perenyi. Mit 9 Abbildungen.
Hugo Kehrer, Zum Dresdener Kruzifixus. Mit Abbildung.
Emil Pottner, Der heilige Franziskus und die Tiere. Originalradierung.

Inhalt: Der Deutsche Museumsbund. Von Oustav Pauli. — Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften. (Fortsetzung.) — Die Frühjahrs-
ausstellung der Berliner Sezession. Von W. Kurth. — Wiener Ausstellungen. Von Hans Tietze. — Professor Dr. Wilhelm Effmann t;
Artur Daenewald f. — Personalien. —Ausstellungen in Düsseldorf, Wien und im Haag. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hcdrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
Annotationen