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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0223

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425

Ausstellungen

— Sammlungen

426

und den Bildhauern Ludwig Vierthaler, Professor Herting
bestellende Jury eine strenge Auswahl, die alle dilettan-
tischen und akademischen Arbeiten ausschied. Auf solche
Weise kam eine Veranstaltung zustande, die — vom
modernen Geiste getragen —, unsere Ansichten vom
Hannoverschen Kunstschaffen einigermaßen modifizierte
und uns zum ersten Male die Gewißheit gab, daß in der
Tat, wie das Vorwort Plünneckes zum Kataloge sagt,
»auch in Hannover Künstler um die Eroberung des neuen
Lebensgefühles stark bemüht sind.«

Die Veranstaltung stand auf einer sehr achtbaren künstler-
ischen Höhe. Die Mitglieder der Jury waren mit sehr guten
Werken vertreten. Burger-Mühlfeld zeigte unter anderem
eine vom Weisgerberschen Geiste getragene »Waldland-
schaft«, und das kraftvolle, straff aufgebaute »Bildnis G.«,
Heitmüller gab mit seiner »Ernte« ein Zeugnis seiner moder-
nen Bestrebungen, von Seiffert-Wattenberg war ein beson-
ders ausdrucksvolles, großzügiges Selbstbildnis zu sehen.
Leni Zimmermarin-Heitmüller erfreute durch ihre von verhal-
tenem Pathos erfüllte »Gewitterlandschaft« und mehrere
schöne Stilleben. Horrmeyer, Otto Schulze, Karl Wieder-
hold, Werner Determann, Willy Heckrott waren mit sehr
erfreulichen Arbeiten vertreten. Von Auswärtigen fanden
besonders Harold Bengen und Ernst Oppler mit ihrer be-
währten Malerei und Heinz Porep mit seiner temperament-
vollen, erregten Naturanschauung erhöhte Bedeutung.
Unter den graphischen Arbeiten ragten die von unheim-
lichem Leben durchzuckten Blätter Plünneckes zu »Raskol-
nikow« und die ausdruckstarken, ergreifenden Zeichnungen
des hochbegabten Otto Höhlt entschieden hervor. Von
den ausgestellten plastischen Werken müssen die Arbeiten
des sich glücklich entwickelnden Otto Gothe und die neuen
Terrakotten Ludwig Vierthalers besonders erwähnt werden.

Die Veranstaltung, zu der sich die fortschrittlichen
Elemente zusammengefunden, war der äußere Anstoß zu
jener Neuorientierung in der Hannoverschen Künstler-
schaft, die — schon seit Jahren angestrebt — nun in der
schon gemeldeten Gründung einer »Hannoverschen Sezes-
sion« ihren sichtbaren Ausdruck gefunden hat. Küppers.

'Halle. Zur Erinnerung an die Universitäten Witten-
berg und Halle vor und bei ihrer Vereinigung 1817 findet
vom 21. Juni bis 7. juli in der Kupferstichsammlung der
Universität eine Ausstellung statt. Sie umfaßt Bildnisse,
Autographen, Werke Wittenberger und Hallischer Pro-
fessoren, Urkunden, Stammbücher, Fahnen und zeitge-
nössische Darstellungen aus dem Universitäts- und Studenten-
leben. Die Ausstellungsgegenstände stammen aus dem Be-
sitz der Universität Halle, der Marienbibliothek, der Francke-
schen Stiftungen, des Städtischen Museums in Halle und der
Lutherhalle in Wittenberg sowie aus Privatsammlungen.

In der Technischen Hochschule in München ist eine
Nachlaßausstellung des Architekten Professor August
Thiersch veranstaltet worden. Der Erfolg dieser Aus-
stellung soll die Anregung gegeben haben, die Hinter-
lassenschaft anderer bedeutender Baukünstler gleichfalls
der Öffentlichkeit vorzuführen. Es wäre sehr zu begrüßen,
wenn man auf diese Weise etwas mehr von den Skizzen,
Entwürfen und Handzeichnungen wertvoller Architekten
zu sehen bekäme.

Ausstellungen. Im Wiesbadener Neuen Museum
veranstaltet der Nassauische Kunstverein eine Nachlaß-
schau von etwa 60 Gemälden und ebensoviel Zeichnungen
Albert Weisgerbers, die zwar keineswegs darauf Anspruch
erheben darf, das ganze Lebenswerk des vor zwei Jahren bei
Fromelles gefallenen Führers der Jung-Münchener Kunst zu
zeigen, aber durch Verzicht auf mehr studienmäßige Arbei-

ten und durch sehr geschmackvolle Hängung einheitlicher
und geschlossener wirkt, als die doppelt so umfangreiche
erste Ausstellung in München, der an dieser Stelle seiner-
zeit eine eingehende Würdigung zuteil wurde. Daneben
wird eine reichhaltige Schau der übrigen Mitglieder der
Münchener Neuen Sezession geboten, deren Gesamtein-
druck weit ruhiger anmutet, als der ihrer ersten großen
Münchener Ausstellung. Welche Stellung man auch diesen
Stürmern und Drängern gegenüber einnimmt, so wird man
gewiß zugeben müssen, daß hier neben einigen unfrucht-
baren Theoretikern, wie etwa dem wunderlichen Paul Klee,
dessen abstrakte Malerarbeiten an primitive Webemuster
erinnern, zahlreiche neue Kräfte am Werke sind. Vor allem
ist es reizvoll und fesselnd, die Entwicklung des Maler-
Plastikers Edwin Scharff zu verfolgen. Sehr eindringlich
tritt gleichfalls die urdeutsche Kunst Adolf Schinnerers in
die Erscheinung, wenn auch in der Atelierszene, dem
Soldatenquartier und den Landschaften manches maltech-
nisch unbeholfen ist. Auch die neuen großgedachten
Kompositionen von Karl Caspar und Joseph Eberz hinter-
lassen einen starken Eindruck. Die überempfindlich zarte
Natur Cösters ist durch ein Raumbild und zwei perlmutter-
artig leuchtende Landschaften gut charakterisiert, Adolf Erbs-
löhs formenvereinfachende Art durch einige Motive aus Mün-
chen und Schwabing, Bernhard Bleekers klares und reines
Gestalten durch drei Bildnisse, während Julius Heß und Willi
Nowak mit schönen, ausgeglichenen Porträts eigenartigerGe-
staltung vertreten sind. Als Künstler von feinem Geschmack
und sicherem Können offenbart sich der Deutsch-Schweizer
A. H. Pellegrini in zwei Bildnissen, einem Waldwege und
einem Blumenslück. Von den früheren Mitgliedern der
»Scholle« hat Max Feldbauer diesmal nur kleinere Arbeiten
beigesteuert und Walther Püttner sein humorvoll-frisches
Selbstbildnis von 1914, das dem Gegenständlichen freilich
noch mancherlei Zugeständnisse macht, ferner ein Rosen-
stilleben, ein Stadtbild und Zeichnungen, die reines Schauen
und Vergeistigung zeigen. Max Pechsteins fanfarenartig
wirkende Bildnisse, Otto Kopps an Weisgerber gemahnende
Akte im Freien, Schüleins Landschaften und Unolds Aqua-
relle vervollständigen das Gesamtbild. Den graphischen
Beiträgen sichern Max Beckmanns, Rudolf Großmanns,
Wilhelm Lehmbrucks und Franz Nölkens Radierungen, so-
wie Oskar Kokoschkas großzügige Steinzeichnungen eine
ansehnliche Höhe. Bb.

In Zürich ist eine Hodler-Ausstellung eröffnet worden,
die ungefähr 500 Bilder aus allen Schaffensperioden des Künst-
lers umfaßt. Der Eindiuck dieses reichen und vielgestaltigen
Lebenswerkes ist von überwältigender Pracht und Größe.

SAMMLUNGEN

Die Kgl. graphische Sammlung in München ist

in ihr neues Heim, in das Erdgeschoß der Neuen Pina-
kothek, das für diesen Zweck gänzlich umgebaut worden
ist, übergesiedelt. Die Studiensäle werden voraussichtlich
am 1. Juli geöffnet werden, die Fertigstellung der Aus-
stellungssäle indessen, die einen wesentlichen Teil der
Neugestaltung ausmachen, ist noch nicht zu bestimmen.

Eine Neuerwerbung des Bayerischen National-
museums. Das Bayerische Nationalmuseum hat wiederum
eine sehr bedeutsame Neuerwerbung zu verzeichnen, ein
Hauptstück deutscher Skulptur aus der Zeit der reifsten
Gotik, werlvoll ebenso in rein künstlerischer, wie entwick-
lungsgeschichtlicher Hinsicht: die Madonna des Meisters
Jakob Kaschauer, einst das Mittelstück des gotischen Hoch-
altars im Freisinger Dom. Dem Kunstmaler Franz Wolter,
der als Sammler und Kenner altdeutscher Plastik wohl-
 
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