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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Münchner Glaspalast 1917: Sommerausstellung der "Sezession" und der "Münchner Künstler-Genossenschaft"
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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0249

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Münchner Olaspalast 1017 — Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften

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ausführlicher zu äußern, da in diesen Blättern bereits
mein Berliner Kollege eine klärende Würdigung dieses
von gewisser Seite überschätzten Malers gegeben hat.
Das beste Stück dieser Kollektion ist eine entzückende
kleine Landschaft, die aber in ihrer überaus duftigen,
frischen malerischen Behandlung absolut uncharakte-
ristisch für die Art dieses Pseudoholbein ist.

Die alte Garde des Glaspalastes schrumpft mehr
und mehr zusammen. Grützner hat gar nichts aus-
gestellt, der alte Defregger einen matten Tiroler von
der bekannten Marke.

Marr weiß wie immer bei aller Äußerlichkeit
seiner Kunst sich durch sein ungewöhnliches Können
in Respekt zu setzen. M. Rabes ist in seinen kleinen
impressionistischen Stücken von großer Lebendigkeit,
das größere Ballfest erscheint dagegen verunglückt
und man möchte es in seiner Kitschigkeit gar nicht
für ein Werk dieses Künstlers halten. Sehr frisch
und eindrucksvoll ist Otto Dill in seinen breit hin-
gesetzten Tierbildern. L. Otto geht als Stillebenmaler
mit Geschick auf den Bahnen Schuchs weiter, ebenso
Müller-Wischin, nur daß Otto der stärkere Kolorist
ist. Unter der fast trostlosen Fülle von Mittelmäßig-
keiten freut man sich, Bilder wie den »Markt« von
Toni Elster oder Landschaften wie die von Bolgiano
zu finden. Als ein talentierter Dillschüler lenkt R.
Gönner die Aufmerksamkeit auf sich, A. Egersdoerfer
erinnert lebhaft an Grieb in der Sezession. Die Bayern-
gruppe zeigt das gleiche Bild wie im Vorjahr. Die
Luitpoldgruppe hat sich auch heuer ihre Frische zu
wahren gewußt und wirkt am lebendigsten und fort-
schrittlichsten unter allen Gruppen der Künstlerge-
nossenschaft. Freilich, bei genauerem Zusehen merkt
man, daß vieles mehr scheint als es wirklich ist, und
man macht vor allem wieder die alte Erfahrung,
daß es mit dem Temperament allein noch nicht ge-
schafft ist. Namentlich gilt das von den mit gutem
malerischen Gelingen und auch dekorativ wirksam
gestalteten Landschaften von Beer und Heider wie
von den figuralen Arbeiten H. Moofs. Heymann hat
in seinen Zirkusbildern und Pferdestücken den Monti-
celiicharakter teilweise abgestreift und scheint auf bestem
Wege zu einem ganz persönlichen Stil. Die Hunde-
bilder und Landschaften von A. Purtscher zeugen von
großer Geschicklichkeit und Geschmack, man möchte
aber doch wünschen, daß dieser offenkundig nicht
zuletzt von Marquet und Manguin angeregte Künstler
sich die Arbeit etwas schwerer machte, denn er hat
von Haus aus sichtlich das Zeug, uns etwas mehr
als solch liebenswürdige Geschmackskunst zu geben.
Bei Schnakenberg scheint man diese Hoffnung auf-
geben zu müssen. Es macht sich leider die ober-
flächliche Eleganz und Routine immer mehr bemerk-
bar, von einem tieferen künstlerischen Erfassen des
Sujets ist keine Rede. H. Brüne gehört schon von
jeher zu den Tüchtigsten der Gruppe. Bei ihm darf
man ausnahmsweise einmal sagen, daß man seine zu
große Zurückhaltung bedauert. Ausdruckskraft und
feine malerische Kultur steckt in seinen Bildern. Der
weibliche Akt ist freilich nicht ganz gelungen und
das Problem noch nicht ganz gelöst, die beiden Männer-

köpfe dagegen sind ausgereifte Leistungen. G. J.
Buchner ist dieses Jahr nicht ganz so glücklich wie
im vorigen mit der großen römischen Landschaft.
Aber man spürt aus der großen figuralen Komposi-
tion, daß der Künstler weiterkommen will, wenngleich
diese Arbeit etwas verquält wirkt und die allzulange
Beschäftigung mit dieser Leinwand dem Bild die Frische
geraubt hat. Die Arbeiten von B. Steinmetz würden
gewinnen, wenn sie etwas von dem allzu »Schmissigen«
verlören. Die Landschaften E. Brachts machen wie
immer gute Figur in dieser Gruppe.

Unter den Plastiken findet sich recht viel Tüch-
tiges, aber kaum etwas Hervorragendes. Vielleicht
die reifste Leistung ist eine Damenbildnisbüste von
Ludwig Dasio. A. L. M.

MITTEILUNGEN AUS AUSLÄNDISCHEN
KUNSTZEITSCHRIFTEN

Von den bisher in diesem Jahre erschienenen aus-
ländischen Kunstzeitschriften beginnen wir zunächst mit
einer Übersicht über die englischen und holländischen
Fachblätter und der belgischen »Onze Kunst«.

Gleich im Anfang der Januarlieferung des Bur-
lington Magazine finden wir eine ausgezeichnete Ab-
bildung nach einem männlichen Porträt von Gilbert
Stuart aus der Sammlung von Sir Claude Phillipps.
Mr. Hart hat diesem englischen Maler, der zu Ende
des 18. Jahrhunderts arbeitete, eine Monographie ge-
widmet, wovon wir hier eine Besprechung von C. J.
Holmes finden. Arthur D. Waley schreibt über eine
chinesische Malerei, von der das British Museum eine
Kopie besitzt. Das Gemälde rührt von Chang Tse-
tuan her und wurde auf Befehl von Hui-tsung, also
gegen Ende der nördlichen Sung-Dynastie (960—1126
n. Chr.) gemacht; demnach kann es spätestens 1126
gemalt sein. Die Darstellung ist von außergewöhn-
lichem Interesse, weil sie uns den Fluß Pien zeigt
mit der ehemaligen Hauptstadt Chinas, Pienstad oder
Pienbrücke genannt. Sie wurde dann kurz nachher
zerstört und lag dort, wo nun die Stadt K'ai-fang-Tu
in Honan liegt. Das Gemälde war aus kaiserlichem
Besitz gestohlen worden, ging dann durch verschiedene
Hände, bis es in die Sammlung der Yen-Familie kam,
und als diese Sammlung etwa um 1600 vom Kaiser
gekauft wurde, schien es, daß das Bild wieder
an den alten Platz zurückkommen würde. Beim
Transport wurde es aber wiederum gestohlen und
diesmal beschädigt. Der Sammler Hsiek K'un in Nan-
t'ung-chou meint, daß er das beschädigte Original
besitzt; dem British Museum gehört eine ausgezeich-
nete Kopie, und darnach sind die schönen Abbildungen
gemacht, die diesem Aufsatze beiliegen.

Tancred Borenius liefert einige Beiträge zur Kunst
Piazzettas. Er publiziert ein unveröffentlichtes Gemälde
von ihm in der »17"1 Century Art Gallery«, ein großes
Genrestück mit einer Schäferin an einem Felsen. Im
Vordergrund steht ein halbnackter Junge mit einem
Körbchen Erdbeeren in der Hand am Ufer eines
Teiches, im Hindergrund zwei junge Männer. Das
 
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