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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Matthys Maris †
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Verschiedenes / Inserate
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499

Nekrologe — Personalien —

Denkmalpflege — Literatur

500

und den modernen Mammondienst, der den Menschen und
besonders den Künstler so erniedrigt, daß er sein Hei-
ligstes meistbietend prostituiert. Den Kunsthandel ver-
folgte er deshalb mit einem unauslöschlichen Hasse. Und
doch hat ihm der Londoner Kunsthändler van Wisselingh
ein sorgenfreies, wenn auch bescheidenes Dasein ermög-
licht. Daß er in ärmlichen Verhältnissen, in einem
Armeleuteviertel, hat hausen müssen, ist ein Märchen.
Westborne Qrove 18, wo er die letzten zehn Jahre gelebt
hat, war eine Mittelstandsgegend. m. d. henkel.

NEKROLOGE
Als ein Opfer der Augustschlacht in Flandern fiel der
Düsseldorfer Bildhauer Walter Scheuten. Wie der jüngere
O. v. Bochmann, der vor ihm den Heldentod starb, war
er ein Schüler des Akademieprofessors Karl Janssen. Ein
reizvoller weiblicher Akt »Jugend« ist nachträglich zum
ehrenden Andenken des erst 37 jährigen Künstlers in der Aus-
stellung des Düsseldorfer Kunstpalastes aufgestellt worden.

Hamburg. Am l.September ist Jon. Wilhelm Cordes,

der Direktor und Schöpfer des Ohlsdorf er Friedhofes, ge-
storben. Er war am 3. Oktober 1840 zu Wilhelmsburg bei Ham-
burg geboren und Schüler der Hannoverschen Hochschule.
1879 erfolgte seine Berufung in die städtische Friedhofsver-
waltung. Damit war Cordes Gelegenheit geboten, unter frei-
ester Entfaltung seiner Kräfte den aus einer innigen Ver-
schmelzung von Kunst und Natur hervorgegangenen Typ des
Wald- und Parkfriedhofes, wie er seither vorbildlich gewor-
den, ins Leben einzuführen. Seele dieser Schöpfung ist der
in die Tat umgesetzte Gedanke, der vom Friedhof unlösbaren
Vorstellung des Vergänglichen alles Düstere und Bedrückende
zu benehmen. So uneingeschränkten Spielraum seine vor-
gesetzte Behörde seinem Wollen und Planen auch einge-
räumt, so hat sie aus ökonomischen Gründen doch nicht
vermocht, ihm überall hin zu folgen, und so ist auch die
Ausführung eines in größten Dimensionen geplanten Ein-
gangstores unterblieben, das in seinen Füllfeldern in groß-
zügiger, symbolischer Darstellung Werden und Vergehen
der Menschheit veranschaulichen sollte. Als überzeugter
Anhänger des Barock wurde es Cordes nicht leicht, sich
mit den Anforderungen der modernen Kunst abzufinden,
doch hat er dem ernsten Können, auch wenn es gegen-
sätzliche Gesichtspunkte vertrat, nie'ein Hindernis in den
Weg gelegt — woferne es sich nur den auf die Erhaltung
des künstlerischen Gesamtbildes abzielenden Bestrebungen
einzuordnen verstand. h. e. w.

In Weimar ist nach langen Leiden der Wirkl. Geheime
Rat Exzellenz Dr. Eduard Raehlmann gestorben (ge-
boren am 19. März 1848 in Ibbenbüren in Westfalen).
Neben seiner eigentlichen Tätigkeit als Ophthalmologe,
die ihm einen Weltruf schuf, hat sich der vielseitig gebil-
dete Gelehrte bekannt gemacht durch seine Forschungen
auf dem Gebiete der Maltechnik und Farbenlehre, die er
in fachwissenschaftlichen Zeitschriften, z. B. in den Kunst-
technischen Blättern der Werkstatt der Kunst, und auch
als selbständige Bücher veröffentlichte. Dahin gehören
»Über die Maltechnik der Alten«, »Psychologische Motive
in der Kunst«, »Über Farbensehen und Malerei«, »Über
die Farbstoffe der Malerei in den verschiedenen Kunst-
perioden«. Raehlmann gehörte auch dem Vorstand der
Goethe-Gesellschaft an.

In Wetzikon bei Zürich starb im hohen Alter von
90 Jahren der Altertumsforscher Jakob Messikomer, der
Entdecker und Bearbeiter zahlreicher Schweizer Pfahlbauten,
deren Erforschung er seine Lebensarbeit widmete. Messi-
komer wurde 1893 von der Züricher Universität zum Ehren-
doktor ernannt.

PERSONALIEN

Professor Dr. Christian Hälsen, der frühere Sekretär
des Kaiserlich deutschen Archäologischen Instituts in Rom,
wurde zum ordentlichen Honorarprofessor der Heidel-
berger philosophischen Fakultät ernannt.

Adolf von Hildebrand erhielt zum Namenstag des
Königs das Prädikat Exzellenz. — Mit dem Ritterkreuz des
Verdienstordens der bayerischen Krone, womit der persön-
liche Adel verbunden ist, wurde der Maler Prof. Ludwig
Herterich ausgezeichnet.

Dr. Wilhelm Neuss, Privatdozent in der katholisch-
theologischen Fakultät der Universität Bonn, ist zum etats-
mäßigen außerordenlichen Professor für kirchliche Kunst
in Aussicht genommen. Dr. Neuss, der seit 1913 auch
Schriftleiter der »Annalen des historischen Vereins für den
Niederrhein« ist, hat seit seiner Habilitation in Bonn Vor-
lesungen über Geschichte der christlichen Kunst gehalten.

DENKMALPFLEGE
Die Stadt Weimar hat das 300 Jahre alte Krackow-
haus in der Jakobstraße erworben, mit dem zahlreiche
geschichtliche Erinnerungen verknüpft sind. Professor Dr.
Scheidemantel hat mit Unterstützung Weimarer Kunst-
freunde mehrere Zimmer unter Benutzung alten Mobiliars
und alter Einrichtungsgegenstände in den Zustand Alt-
weimars zurückversetzt.

LITERATUR

A. Bredius, Künstler-Inventare. I.—III. Teil. Haag, 1915—
1917. Verlag von Martinus Nijhoff.
In der Serie der Quellenstudien für holländische Kunst-
geschichte liegen drei stattliche Bände von 1104 Seiten
vor: Künstler-Inventare, d. h. Urkunden zur Geschichte der
holländischen Kunst des 16.—18. Jahrhunderts von Dr.
A. Bredius, unter Mitwirkung von Dr. O. Hirschmann. »Stets
erlauben uns solche Inventare einen Blick in das Interieur
der Künstler, geben sie uns Aufschlüsse über ihre soziale
Stellung, ihre materiellen Erfolge oder Mißerfolge, Familie
usw.« Zur Beurteilung und Bewertung der holländischen
Malerei hat Bredius seit jeher mächtige Bausteine herbei-
geschafft. Im »Oud Holland«, in vielen anderen Zeit-
schriften, in Publikationen und an anderen Stellen hat er
eine Menge von unschätzbaren Funden veröffentlicht. Man
denke allein an seine Rembrandt-Studien und an das viele
Material, das er mit eisernem Fleiß, aufopferungsvoller Liebe
und wahrer Begeisterung für Kunst und Wissenschaft schon
vorher aus den Archiven gewonnen hat! Die Mühselig-
keiten gerade archivalischer Forschungen kann nur der richtig
beurteilen, der einmal auf diesem Gebiete tätig war. Die
Ergebnisse stehen aber nicht immer im Verhältnis zu der
vielen Zeit, die man verwendet hat. Seit Jahrzehnten — seit
35 Jahren — durchforscht Bredius unermüdlich die Archive
seines Vaterlandes, die er meistens mit seltenem Glück
durchstöbert hat. Ünd nun rückt er auf einmal mit einem
erstaunlich großen und imposanten neuen Material heraus.
Ein Blick in diese drei Bände beweist, wie unendlich kom-
pliziert die holländische Malerei aussieht. In ein feinge-
sponnenes Gewebe, in ein reich verzweigtes Labyrinth führt
uns Bredius hinein. Er macht uns nicht nur mit den
Verzeichnissen der Hinterlassenschaften der Künstler, also
mit den Inventaren bekannt, sondern übermittelt uns im
Anschluß daran als Beilagen jedesmal die sonstigen Ur-
kunden, die er über den betreffenden Künstler ausfindig
machte. Mancher, der es versucht hat, holländische Bilder
unbekannter Künstler in öffentlichen und aus Privatsamm-
lungen, auf Versteigerungen oder im Kunsthandel zu be-
 
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