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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0262

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Literatur — Vermischtes — Anzeige

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gramm bezeichneten Aelbert Cuyp-artigen Stilleben aus
stilistischen Gründen nicht von Cuyp, sondern von Abra-
ham Calraet herrühren. Das Nachlaß-Inventar der Mutter
von Barend und Abraham van Calraet machte es, wie das
Bredius scharfsinnig beweist, zur Gewißheit, daß all diese
Stilleben (besonders schöne Pfirsichstilleben) Arbeiten des
Abraham Calraet — und nicht des viel berühmteren Aelbert
Cuyp sind. Das von Bredius seither in der »Oude Kunst«
(1917, Nr. 4) veröffentlichte Abbildungsmaterial läßt keinen
Zweifel mehr aufkommen, daß er mit seiner Annahme
recht behalten hat. Deswegen sind auch alle A. C.-Still-
leben aus dem John Smith-Hofstede de Grootschen Oeuvre-
Katalog des Aelbert Cuyp zu streichen. Der andere, be-
deutendere Künstler, den Bredius entdeckt und der hollän-
dischen Kunstgeschichte wiedererstattet hat, ist Franchoys
Ryckhals, dessen Stilleben bis jetzt als Hauptwerke des
jüngeren Frans Hals genannt wurden. Sein Geburtsdatum
ist unbekannt. Datierte Bilder lassen sich von ihm von
1628—1645 nachweisen. In Dordrecht, wo er 1634 während
kurzer Zeit Mitglied der Gilde war, scheint er auf Aelbert
Cuyp besonderen Einfluß ausgeübt zu haben. Begraben
wurde er am 29. Juli 1647 zu Middelburg. Das sehr kom-
plizierte Monogramm, dessen er sich auf seinen Bildern
bediente, enthält alle Buchstaben und wurde auf den Namen
Franz Hals des Jüngeren gedeutet. Seine Kunst hat aber
mit der der Haarlemer Schule nichts zu tun. Franchoys
Ryckhals war ein hervorragendes Talent, seine großange-
legten Stilleben in den Museen zu Budapest (Nr. 506) und
Berlin (Nr. 905 A) und in der ehemaligen Sammlung Seme-
noff in Petrograd (jetzt in der dortigen Eremitage) — alle
aus dem Jahre 1640 — gehören mit zu den besten Sachen
auf diesem Gebiete der holländischen Malerei und zeichnen
sich durch »meisterhafte Darstellung metallener Prunkge-
fäße und durch die künstlerisch vollendete Anordnung« aus.
Nebenher war Ryckhals auch ein tüchtiger Landschafter
und verstand Landschaft mit Stilleben zu kombinieren, wie
all dies uns Bredius in seinem Aufsatz über ihn im »Oud
Holland« (XXXV. Jahrg. S. 1 ff.) beweist. Es ist ein großes
Verdienst von Bredius, daß er auf diese Weise aus dem
Oeuvre von Frans Hals d. J. die ihm mit Unrecht zuge-
wiesenen Arbeiten herausgeschält hat — es bleiben diesem
somit nur figürliche Bilder.

Wir sehen aus den genannten wenigen Beispielen,
wie die reife und schöne Frucht vieler, vieler Jahre langer
unermüdlicher Archivarbeiten von A. Bredius, dieser be-
wunderungswürdigen Persönlichkeit, in der sich Kunst-
kenner, Gelehrter und Kunstsammler in einer Person in
selten harmonischer Weise vereint, der Kunstwissenschaft

in den Schoß fällt. Wie aus der Vorrede zum III. Teil der
Kunst-Inventare hervorgeht, ist ein vierter Teil in Vorbe-
reitung, dem ein Schlußband folgen soll, der außer dem
Register noch eventuell weitere Nachträge, sowie Ergän-
zungen zu dem bereits veröffentlichten Material bringen
wird. Außerdem beabsichtigt Bredius »in einer neuen
Serie Listen von in alten Inventaren (nicht Künstler-Inven-
taren) erwähnten Bildern zu veröffentlichen, die dasselbe
bieten und das gleiche Interesse haben werden, wie die
bekannten Bände von Gerard Hoet und Terwesten. Nur
wird eine erhehlichere Anzahl dieser Inventare aus dem
17. Jahrhundert stammen, während die Hoetschen Kataloge
hauptsächlich dem 18. Jahrhundert angehören.« Wir sehen
diesen neuen Forschungen von Bredius mit gespanntem
Interesse entgegen. Gabriel v. Terey.

H. Thoma, Die zwischen Zeit und Ewigkeit unsicher
flatternde Seele. Jena, E. Diederichs.

Unter diesem seltsamen Titel faßt Thoma 12 tiefsinnige
und bildklare eigenartige Betrachtungen zusammen, die aus
den Zeitverhältnissen heraus in die Ewigkeit, aus der Wirk-
lichkeit des Erdenlebens in die von der Welt gelöste Mystik
reiner Anschauung und Empfindungstiefe führen. Das
Schriftchen ergänzt und bekrönt in gewissem Sinne
Thomas künstlerisches Lebenswerk. Es ist, wie dieses,
im weitesten Sinn ein Bekenntnis und Zeugnis für Thomas
reines Deutschtum, für seine lautere Frömmigkeit, für die
schlichte und unmittelbare Natürlichkeit seines Denkens
und Gestaltens, für sein von allen Voreingenommenheiten
und Bedingtheiten freies Wesen gegenüber dem Leben,
dem er in allen seinen Äußerungen und Formen mit der
Gelassenheit und Freiheit eines Christenmenschen gegen-
über steht: ein Ritter ohne Furcht und Tadel, ein Künstler
und Meister im Wort, wie in Gedanke und Bild. Der
einfach-schöne Druck und die Beigabe von einigen zum
Inhalt in tiefsinniger Beziehung stehenden Zeichnungen —
die numerierte und handschriftlich unterzeichnete Vor-
zugsausgabe enthält noch weitere Schmuckbeigaben —
machen das Werkchen zu einem Schatz auch für Bücher-
liebhaber, die über den seltenen Inhalt hinaus nach wert-
voller Form suchen. Beringer.

VERMISCHTES
Die berühmte Uhrensaminlung der Marie von
Ebner-Eschenbach ist nach Stiftung des Kaufpreises von
300000 Kronen durch die Großindustriellen Freiherrn von
Skoda und Bernhard Wetzler in den Besitz der Stadt Wien
übergegangen.

Griechische Originale

Von EMIL WALDMANN

Ein stattlicher, vornehmer Band mit 207 Tafeln und zugehörigen Erläuterungen
sowie einer Einführung in die Griechische Skulptur. Geb. in Halbperg. M. 8.—

VERLAG VON E. A. SEEMANN IN LEIPZIG

Inhalt: Dresdner Kunstausstellung. Von Paul Schumann. - Malthys Maris f- Von M. D. Henkel. — Walter Scheuten f; Joh. Wilhelm Cordes f;

Dr. Eduard Raehlmann t; Jakob Messikomer f. — Personalien. — Erwerbung des Krackowhauses durch die Stadt Weimar. — A. Bredius,
Künstler-Inventare. l—III. Teil. H. Thoma, Die zwischen Zeit und Ewigkeit unsicher flatternde Seele. — Vermischtes. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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