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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften

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Maurice W. Brockwell gibt den ersten Teil einer
Reihe von Aufsätzen über die Sammlung Cook in
Richmond bei London, in welchem er die Gemälde
der italienischen Schule behandelt. Die beigegebenen
Abbildungen zeigen die Madonna mit Kind von Cec-
carelli, die Anbetung der Könige von Fra Filippo
Lippi, das Porträt Niccolo Vitellis von Signorelli, die
Verkündigung von Cosimo Tura, Medea mit ihren
Kindern von Ercole de Roberti, das Bildnis der Caterina
Cornaro von Giorgione und Tizian, Laura de Dianti
von Tizian, das Damenporträt von Sebastiano del Pi-
ombo und eine Landschaft von Domenichino.

Weiter enthält diese Lieferung noch einen Aufsatz
von Fred Roe R. S. über eine spezielle Art von Bänk
chen aus Eichenholz, von Maberly Philipps über alte
Gegenstände, die beim Sport und vom Militär benutzt
wurden, und von Alexander J. Finberg über die Ge-
mälde Turners in der National Gallery. Im »House
of Lords« hat nämlich Lord d'Abernon gesagt, der
englische Staat besitze 20000 Turners. Diese Erklärung
hat großes Erstaunen verursacht; man hat sich vor-
gestellt, die National Gallery besitze 20000 Gemälde
Turners und hat dabei an die umfangreichsten gedacht
und an die Unmöglichkeit, eine so große Sammlung
öffentlich zu zeigen. Man fand also den Gedanken,
etwas davon zu verkaufen, sehr praktisch und ver-
nünftig. Zu dieser Anzahl von 20000 Turners kann
man aber nur kommen, wenn man jedes Stückchen
Papier mitrechnet, was zum Nachlaß von Turner ge-
hört, auch solche, auf welche er etwas geschrieben,
nicht einmal gezeichnet hat und viele, welche gar
nicht von ihm selbst herrühren. In Wirklichkeit besitzt
die National Gallery 100 fertige Bilder Turners, die
über die National und Täte Gallery verteilt sind oder
als Leihgabe in provinzialen Museen hängen. Wenn
die Trustees die Erlaubnis zum Verkauf einiger ihrer
Turner bekämen, würden sie hierfür zuerst diese letzten
Gemälde ausersehen, und das Resultat würde sein, daß
die provinzialen Museen eine wichtige Arbeit Turners
entbehren müßten. Außer diesen farbigen Gemälden
Turners gibt es noch eine große Anzahl teilweise sehr
schöner Stücke dieses Meisters, die unvollendet sind.
1915 hatte man schon 187 davon umrahmt. Wie viele
es im ganzen sind, ist dem Verfasser unbekannt. Sehr
interessant ist die Sammlung von Zeichnungen Turners.
Mehrere davon sind in dem Aufsatz abgebildet.

Wie wir schon erwähnt haben, hat der Duke of
Buccleuch seine berühmte Miniaturensammlung zeit-
weilig dem Victoria und Albert-Museum als Leihgabe
überlassen. Martin Wood hat in der Januar-Nummer
des »Studio« einen Aufsatz mit vielen Abbildungen
hierüber gegeben. Reproduziert sind: vier Miniaturen
von Hans Holbein, Queen Catherine Howard; Mar-
garet Wotton, Marchioness of Dorset (genannt Queen
Catherine of Arragan); George Nevill, Lord Aber-
gavenny, K. G. (dat. 1535) und ein Selbstbildnis, der
Inschrift nach 1543, im Alter von 45 Jahren gemacht;
weiter das sogenannte Porträt von Königin Catherine
Howard, wahrscheinlich aber eine Dame vom fran-
zösischen Hofe, eine Miniatur im Stil von Fran§ois
Clouet, Queen Mary I. von Antonio Moro, Anna

Clifford, Countess of Dorset von Isaac Oliver, Prince
Edward (später Edward VI.), dem Holbein zugeschrieben,
King Henry VIII., 35 Jahre alt, von einem unbekannten
Künstler, Oliver Cromwell von Samuel Cooper, Wil-
liam Cavendish, erster Herzog von Newcastle nach
van Dyck von Samuel Cooper, von dem auch die
Bildnisse von König James II. und Charles II., weiter-
hin mehrere Miniaturen von Holbeins Schüler Nicholas
Hilliard.

Die Engländer haben auch ihre Kriegsmaler. Muir-
head Bone und James Mcbey sind augenblicklich in
Frankreich beschäftigt, Bone an der Front, Mcbey,
weil er nicht dem wuchtigen Kriegsleben gewachsen
war, hinter der Front, in Boulogne sur Mer, Rouen
usw. Frank Gibson hat über diese beiden Maler und
ihre Tätigkeit geschrieben und seinem Aufsatz ver-
schiedene Abbildungen nach ihren Werken beigefügt.
Beide haben viel Schönes geleistet, sie suchen den
Krieg nicht in seiner Schrecklichkeit abzubilden; auch
wenn sie ihre Sujets direkt den Kriegshandlungen
entlehnen, macht ihre Arbeit doch an erster Stelle
einen ästhetischen Eindruck.

W. D. Whitley bringt seinen dritten Aufsatz über die
Ausstellung von angewandter Kunst. Die hier schon
erwähnten Ausstellungen der Gemälde von Alexander
und John Robert Cozens wurde im Februar-Heft des
Studio von Frank Gibson besprochen.

Die 38. Ausstellung canadischer Kunst von der
»Royal Canadian Academy« in Montreal wird von
H. Mortimer - Lamb besprochen. Mehrere Gemälde
von Beatty, Leduc, Mabel H. May, D. M. Bell Smith,
Harry Britton, Percy D. Woodcock, William Brymner,
Gertrude des Clayes, Albert H. Robinson, Charles de
Belle und Robert Harris sind in diesem Aufsatz re-
produziert.

Malcolm C. Salamon veröffentlicht im März-Heft
dieser Zeitschrift einen reich illustrierten Aufsatz über die
Ausstellung graphischer Kunst in der »Royal Academy«.
F. Martin Wood behandelt die gemalten Porträts von
Ambrose Melvoy.

Die belgisch-holländische Zeitschrift »Onze Kunst«
hat in den ersten Lieferungen dieses Jahres wieder
verschiedene interessante Aufsätze veröffentlicht. Das
Januar-Heft wird ganz vom Aufsatze Schmidt-Degeners
über das »Genetische Problem der Nachtwache« ein-
genommen, worauf wir später zurückkommen werden,
wenn die ganze Reihe dieser Artikel abgeschlossen
sein wird. Im Februar- und März-Heft schreibt
Dr. G. J. Hoogewerff über die Gemälde von Gerard
Honthorst in Rom. Nach seiner Lehrzeit bei Abraham
Bloemaert in Utrecht reiste Honthorst über die Alpen
nach Rom und schloß sich dort der Richtung Cara-
vaggios an. Er hat Michelangelo da Caravaggio
wahrscheinlich nicht mehr persönlich gekannt, da
dieser 1609 gestorben ist und Honthorst vermutlich
erst gerade in diesem Jahre^ nach Rom kam. Der
Realismus des römischen Meisters machte auf den
Holländer einen'tiefen Eindruck. Eine stattliche^Anzahl
seiner Bilder kann man heutzutage noch in Italiens
Hauptstadt und deren Umgebung kennen lernen. Dazu
hat Prof. Hermanin vor kurzem noch eines beigefügt,
 
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