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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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Vorläufer der holländischen Schule, die im 17. Jahr-
hundert in Rom tätig war, zu betrachten. Den Weg,
den er eingeschlagen, haben dann auch Pieter van Leer
und Jan Asselyn befolgt, obwohl diese beiden keine
Altarstücke gemalt haben.
Von den übrigen Aufsätzen im Februar- und März-
Heft von »Onze Kunst« sind noch zu erwähnen:
Plaschaert über Fantin Latour aus Anlaß der Aus-
stellung seiner Werke in Rotterdam und J. de Bosschere
über die Tätigkeit der beiden belgischen Maler Emil
Claus und Albert Baertson in England. Emil Claus
malt die Sonne auf den Blumen in New Garden,
Albert Baertson den gelben Nebel von London und
den Schnee. Die Illustrationen zeigen, mit wieviel
Erfolg beide gearbeitet haben.
Die erste Lieferung der Zeitschrift »Oud Holland«
bringt viel Interessantes. Bredius schreibt über Francois
Ryckhals, der seiner Meinung nach die Stilleben und
Innenräume gemalt hat, die mit einem Monogramm
signiert sind, das durch Bode (Studien zur Geschichte
der holländischen Malerei) für die Signatur von Frans
Hals d. J., dem Sohn des berühmten Frans Hals ge-
halten wurde. Bode übernahm diese Deutung von
dem bekannten Sammler Suermondt. Bei seinen Unter-
suchungen in den Archiven begegnete Bredius zahl-
reichen Stilleben und Bauernscheunen von Francois
Ryckhals. Die Jahreszahlen auf den mit dem Mono-
gramm bezeichneten Gemälden laufen von 1628 bis
1645. Ryckhals starb 1647. Frans Hals d. J. wurde
erst 1618 geboren. Nimmt man an, daß er das Bild
bei Herrn Ekman in Finspong (Schweden) gemalt hat,
so müßte er damals zehn Jahre alt gewesen sein.
Francis Ryckhals ist in Middelburg geboren und
gestorben. Wann er geboren wurde, ist unbekannt.
Von 1633—1634 wohnte er in Dordrecht, wo er
sechs Monate lang Mitglied der St. Lucas-Gilde war.
Es scheint, daß er sich in dieser Zeit viel mit dem
Malen von Landschaften und Bauernstilleben, Gefäßen,
Kochtöpfen und anderem Geschirr beschäftigte. Erst
ungefähr 1640 folgten die prächtigen reichen Still-
leben, wovon einige bei diesem Aufsatz abgebildet
sind: das aus der Sammlung Ekman, eins im Kaiser-
Friedrich-Museum, ein drittes im Museum in Budapest,
eins in der Eremitage in Petrograd und das letzte in
der Sammlung Kaszab in Budapest. Die prächtigen
Goldschmiedearbeiten auf den Gemälden in Berlin
und Budapest wird er wohl in Middelburg von den
zahlreichen geschickten Gold- und Silberschmieden
dieser damals so reichen Kaufmannsstadt her haben.
Als Beispiel, wie seine frühen Werke der Arbeit
von Herman und Cornelis Saftleven nahestehen, gibt
Bredius eine Abbildung nach dem »Harmanus Saft-
leven 1636« bezeichneten Gemälde in Aix en Provence.
Außerdem ist noch eine Zeichnung von Francois Ryck-
hals aus dem Gemeindearchiv in Haarlem abgebildet,
die Innenansicht einer Scheune aus dem Museum in
Karlsruhe und eine 1643 datierte felsige Landschaft
mit Hirten, Schafen und Kühen aus der Sammlung
von Dr. von Rauch in Heilbronn. Als der Eigentümer
dieses Bild in einem alten Palast in Lima in Peru
entdeckte, trug es die falsche Bezeichnung Paulus Potter.
In der Werkstatt von Prof. Hauser kam das sogenannte
Monogramm von Frans Hals d. J. hervor. Man hatte
zuerst an Jan Baptist Weenix gedacht.
Aus den Rechnungen der St. Lucas-Gilde in Middel-
burg geht hervor, daß 1644 Laureys Beernaert als
Schüler zu Ryckhals kam. Über diesen Laurens Bernaert,
der später Dekan der Gilde wurde, wird man weiteres
im vierten Teil der »Künstler-Inventare«, die von
Bredius herausgegeben werden, finden. Bredius gibt
eine Liste der ihm bekannten Werke des Ryckhals,
die alle mit dem Monogramm bezeichnet sind und
eine Liste der Gemälde von Ryckhals, die in den Inven-
taren des 17. und 18. Jahrhunderts vorkommen und
ferner die von ihm über diesen Meister gefundenen
Archivalia.
Dr. H. E. van Gelder erzählt Besonderheiten aus
dem Tagebuch (von 1517) eines italienischen Reisen-
den, hauptsächlich was darin über Holland gesagt
wird. Dieser Reisende war Luigi d'Aragona, Kardinal
und Erzbischof von Otranto. Sein Tagebuch wurde
von seinem Sekretär Antonio de Beatus geführt und
1905 mit einer vorzüglichen Einleitung von Prof.
L. Pastor in der vierten Lieferung des vierten Teiles
der »Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens
Geschichte des deutschen Volkes« herausgegeben.
Eine interessante Entdeckung publiziert Dr. Hans
Schneider, indem er zeigt, daß Jan Lievens das männ-
liche Porträt Raffaels aus der Sammlung Czartoryski
in Krakau als Vorlage verwendet hat. Die Geschichte
dieses raffaelischen Bildes ist erst von 1807 an be-
kannt. Eine sehr freie Nachzeichnung kommt aber
schon in A. van Dycks italienischem Skizzenbuch aus
den Jahren 1621—27 vor. Auch wurde das Bild von
Pontius für van Dycks »Ikonographie« gestochen. Eine
gereimte Unterschrift preist Raffael als den Dargestellten.
Gronau hat vor einigen Jahren schon die Vermutung
ausgesprochen, das Bild müsse sich einige Zeit im
Norden befunden haben, da von einer Reise des
Pontius nach Italien nichts bekannt ist. Da die Nieder-
lande damals ein ansehnlicher Umschlageplatz für
italienische Kunst waren, so ist es gar nicht ausge-
schlossen, daß das raffaelische Porträt ebensogut wie
Tizians »Ariosto« und Raffaels »Castiglione« zeitweilig
in den Niederlanden gewesen ist, dort von Lievens
gesehen wurde und tiefen Eindruck auf ihn machte.
Jedenfalls zeigt das Lievensche Bildnis eines unbekann-
ten Herrn, das sich in der Sammlung von Prof. Dr.
Georg Graf Mycielski in Krakau befindet, eine nicht
zu leugnende Übereinstimmung mit dem Raffaelischen
Porträt, was man deutlich durch Vergleichung der beiden
beigegebenen Abbildungen sieht. Nicht nur in der
Pose, sondern auch in der Lichtverteilung ist Lievens
Raffael gefolgt.
Das Bildnis wird in Lievens Amsterdamer Zeit,
um 1660, entstanden sein. Es ist interessant, diese
beiden Porträts einander gegenüberzustellen, das herr-
liche Bild des frühen Cinquecentos mit dem merk-
würdigen Sphinxblick und das pompöse Bild des
holländischen Plebejers. Man fragt sich, wie Lievens
dazu gekommen ist, diesen kleinbürgerlichen Mann in
solcher Weise zu porträtieren, und auch auf diese Frage
Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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Vorläufer der holländischen Schule, die im 17. Jahr-
hundert in Rom tätig war, zu betrachten. Den Weg,
den er eingeschlagen, haben dann auch Pieter van Leer
und Jan Asselyn befolgt, obwohl diese beiden keine
Altarstücke gemalt haben.
Von den übrigen Aufsätzen im Februar- und März-
Heft von »Onze Kunst« sind noch zu erwähnen:
Plaschaert über Fantin Latour aus Anlaß der Aus-
stellung seiner Werke in Rotterdam und J. de Bosschere
über die Tätigkeit der beiden belgischen Maler Emil
Claus und Albert Baertson in England. Emil Claus
malt die Sonne auf den Blumen in New Garden,
Albert Baertson den gelben Nebel von London und
den Schnee. Die Illustrationen zeigen, mit wieviel
Erfolg beide gearbeitet haben.
Die erste Lieferung der Zeitschrift »Oud Holland«
bringt viel Interessantes. Bredius schreibt über Francois
Ryckhals, der seiner Meinung nach die Stilleben und
Innenräume gemalt hat, die mit einem Monogramm
signiert sind, das durch Bode (Studien zur Geschichte
der holländischen Malerei) für die Signatur von Frans
Hals d. J., dem Sohn des berühmten Frans Hals ge-
halten wurde. Bode übernahm diese Deutung von
dem bekannten Sammler Suermondt. Bei seinen Unter-
suchungen in den Archiven begegnete Bredius zahl-
reichen Stilleben und Bauernscheunen von Francois
Ryckhals. Die Jahreszahlen auf den mit dem Mono-
gramm bezeichneten Gemälden laufen von 1628 bis
1645. Ryckhals starb 1647. Frans Hals d. J. wurde
erst 1618 geboren. Nimmt man an, daß er das Bild
bei Herrn Ekman in Finspong (Schweden) gemalt hat,
so müßte er damals zehn Jahre alt gewesen sein.
Francis Ryckhals ist in Middelburg geboren und
gestorben. Wann er geboren wurde, ist unbekannt.
Von 1633—1634 wohnte er in Dordrecht, wo er
sechs Monate lang Mitglied der St. Lucas-Gilde war.
Es scheint, daß er sich in dieser Zeit viel mit dem
Malen von Landschaften und Bauernstilleben, Gefäßen,
Kochtöpfen und anderem Geschirr beschäftigte. Erst
ungefähr 1640 folgten die prächtigen reichen Still-
leben, wovon einige bei diesem Aufsatz abgebildet
sind: das aus der Sammlung Ekman, eins im Kaiser-
Friedrich-Museum, ein drittes im Museum in Budapest,
eins in der Eremitage in Petrograd und das letzte in
der Sammlung Kaszab in Budapest. Die prächtigen
Goldschmiedearbeiten auf den Gemälden in Berlin
und Budapest wird er wohl in Middelburg von den
zahlreichen geschickten Gold- und Silberschmieden
dieser damals so reichen Kaufmannsstadt her haben.
Als Beispiel, wie seine frühen Werke der Arbeit
von Herman und Cornelis Saftleven nahestehen, gibt
Bredius eine Abbildung nach dem »Harmanus Saft-
leven 1636« bezeichneten Gemälde in Aix en Provence.
Außerdem ist noch eine Zeichnung von Francois Ryck-
hals aus dem Gemeindearchiv in Haarlem abgebildet,
die Innenansicht einer Scheune aus dem Museum in
Karlsruhe und eine 1643 datierte felsige Landschaft
mit Hirten, Schafen und Kühen aus der Sammlung
von Dr. von Rauch in Heilbronn. Als der Eigentümer
dieses Bild in einem alten Palast in Lima in Peru
entdeckte, trug es die falsche Bezeichnung Paulus Potter.
In der Werkstatt von Prof. Hauser kam das sogenannte
Monogramm von Frans Hals d. J. hervor. Man hatte
zuerst an Jan Baptist Weenix gedacht.
Aus den Rechnungen der St. Lucas-Gilde in Middel-
burg geht hervor, daß 1644 Laureys Beernaert als
Schüler zu Ryckhals kam. Über diesen Laurens Bernaert,
der später Dekan der Gilde wurde, wird man weiteres
im vierten Teil der »Künstler-Inventare«, die von
Bredius herausgegeben werden, finden. Bredius gibt
eine Liste der ihm bekannten Werke des Ryckhals,
die alle mit dem Monogramm bezeichnet sind und
eine Liste der Gemälde von Ryckhals, die in den Inven-
taren des 17. und 18. Jahrhunderts vorkommen und
ferner die von ihm über diesen Meister gefundenen
Archivalia.
Dr. H. E. van Gelder erzählt Besonderheiten aus
dem Tagebuch (von 1517) eines italienischen Reisen-
den, hauptsächlich was darin über Holland gesagt
wird. Dieser Reisende war Luigi d'Aragona, Kardinal
und Erzbischof von Otranto. Sein Tagebuch wurde
von seinem Sekretär Antonio de Beatus geführt und
1905 mit einer vorzüglichen Einleitung von Prof.
L. Pastor in der vierten Lieferung des vierten Teiles
der »Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens
Geschichte des deutschen Volkes« herausgegeben.
Eine interessante Entdeckung publiziert Dr. Hans
Schneider, indem er zeigt, daß Jan Lievens das männ-
liche Porträt Raffaels aus der Sammlung Czartoryski
in Krakau als Vorlage verwendet hat. Die Geschichte
dieses raffaelischen Bildes ist erst von 1807 an be-
kannt. Eine sehr freie Nachzeichnung kommt aber
schon in A. van Dycks italienischem Skizzenbuch aus
den Jahren 1621—27 vor. Auch wurde das Bild von
Pontius für van Dycks »Ikonographie« gestochen. Eine
gereimte Unterschrift preist Raffael als den Dargestellten.
Gronau hat vor einigen Jahren schon die Vermutung
ausgesprochen, das Bild müsse sich einige Zeit im
Norden befunden haben, da von einer Reise des
Pontius nach Italien nichts bekannt ist. Da die Nieder-
lande damals ein ansehnlicher Umschlageplatz für
italienische Kunst waren, so ist es gar nicht ausge-
schlossen, daß das raffaelische Porträt ebensogut wie
Tizians »Ariosto« und Raffaels »Castiglione« zeitweilig
in den Niederlanden gewesen ist, dort von Lievens
gesehen wurde und tiefen Eindruck auf ihn machte.
Jedenfalls zeigt das Lievensche Bildnis eines unbekann-
ten Herrn, das sich in der Sammlung von Prof. Dr.
Georg Graf Mycielski in Krakau befindet, eine nicht
zu leugnende Übereinstimmung mit dem Raffaelischen
Porträt, was man deutlich durch Vergleichung der beiden
beigegebenen Abbildungen sieht. Nicht nur in der
Pose, sondern auch in der Lichtverteilung ist Lievens
Raffael gefolgt.
Das Bildnis wird in Lievens Amsterdamer Zeit,
um 1660, entstanden sein. Es ist interessant, diese
beiden Porträts einander gegenüberzustellen, das herr-
liche Bild des frühen Cinquecentos mit dem merk-
würdigen Sphinxblick und das pompöse Bild des
holländischen Plebejers. Man fragt sich, wie Lievens
dazu gekommen ist, diesen kleinbürgerlichen Mann in
solcher Weise zu porträtieren, und auch auf diese Frage