Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
DOI Artikel:
Hofstede de Groot, Cornelis: Zur Rembrandtforschung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0045

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fachgenossen. Über Verabredungen „daß in den
seltenen Fällen, in denen einer von uns beiden ein Bild
nicht gesehen hätte, das Urteil des andern entscheidend
sein müsse und daß im Übrigen — schon im Interesse
der Publikation und des Publikums — die Veröffent-
liöhung abweichender Meinungen über ein und dasselbe
Bild möglichst vermicden werden solle“ erinnere ich
nrich in keiner Weise. Eine derartige Verabredung
würde durchaus meinem Prinz’ip, auc'h in wissenschaft-
Üchen Fragen keine andere Rücksicht als die der Wahr-
lieit gelten zu lassen, widerstrebt haben, ein Prinzip, das
icli auch für das einzige „der Publikation und dem
Publikum“ dienliche halte.

Es wareu bei dem Werke ein Autor und ein Mit-
arbeiter, nicht zwei Autoren tätig. Bei dem Autor be-
rulhte von Anfang an einzig und allein die Verantwor-
tung für die Richtigkeit der Zuschreibungen in dem mit
meiner Mitarbeit zu Stande gekommenen Werke, ge-
nau so, wie ich allein die Verantwortung trage für mein
Beschreibendes und Kritisches Verzeichnis, das mit
einer Reihe von jüngeren Mitarbeitern herausgegeben
wird. Nur in ganz vereinzelten Fällen, in den späteren
Bänden, habe ich Bode gebeten, meine von der seinigen
abweichende Ansicht ausdrücklich zu erwähnen, eine
Bitte, der er stets mit größter Bereitwilligkeit nachge-
kommen ist. Wenn Bode eine Anzahl Bilder. die cr
nicht, ich aber wohl selbst gesehen hatte auf me'ine
Empfehlung hin aufgenommen hat, so beweist dies wohl
sein Vertrauen in mein Urteil, enthebt ihn aiber nicht
von der Verantwortung, ebensowenig wie ich mioh der-
selben für enthoben erachte, wenn ioh in mein Besdhr.

u. Krit. Verz. Bilder auf das Urteil Anderer hin auf-
nehme.

Und wenn er sich jetzt glaubt zu erinnern, daß er
namentlieh die drei Bilder: Alte Frau mit dem
Schlüssel, Alte Frau mit der Ib'bel und Ohristus und die
Ehebrecherin (Nr. 391, 392 uud 338) auf meine Empfeh-
lung aufgenommen hat, so muß ich dagegen bemerken,
daß erstgenanntes Bild bereits zur Zeit, als ich meine
kunsthistorischen Studien anfing, sich als ein allgemein
anerkannter Rembrandt in dcutschem Besitz befand.
(Ich sel'bst sah es als solches zuerst im Sonnner 1890
im Atelier des alten Hauser in München). Auch lag es
von Anfang an unter den für das Werk gefertigten Ab-
bildungcn in Heliogravüre vor. Auch weiß ich micli
bestimmt aus Gesprächen mit Bode zu erinnern, daß
das zweite Bild ihm längst vor 1901, dcm Ersoheinungs-
jahr des 5. Bandes durch Augenschein bekannt war.
Und wenn Bode schließlich erklärt, daß das dritte in
das Rembrandtwerk aufgenommen wurde, obgleich er
nur eine Photographie nach der Restauration de Wilds
gesehen habe, so braucbe ich nur zu konstatieren, daß
diese Restauration im Frühjahr 1912 stattgefunden hat,
als das Bild nach der Versteigerung Weber nach Ame-
rika gelangt war, wohin de Wild erst im Herbst 1911
übersiedelte, während der 5. Band, in dem es aufge-
nommen wurde, bereits 1901 erschienen war! Außer-
dem erinnere ich mich sehr gut, daß ich das Bild am
5. Dez. 1892, dem Tag der Versteigerung Lacroix 'l'hore
zusammen mit Bode im Hause Sedelmeyers studiert
habe und daß er damals ebenso stark von der Echtheit
überzeugt war, wie ich es noch jetzt bin.

Hans von Marees
Hieronymus
gegen 1868/69

Moderne Galerie
Thannhauser
München

35
 
Annotationen