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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Februar
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Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Zweite Breslauer Kunstmesse / Die Leipziger Mustermesse als Kunstmarkt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Zur Psychologie des Kunstschaffens / Aus der Sammlerwelt / Personalabbau und Kunstschulen / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischem Kunstmarkt  / Italienischer Kunstmarkt / Neues vom Antiquariat / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0178

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Aus det’ Mufeumsioelt

peltx v. lufeban f.

Am 7. Februar ist Geheimrat Professor Dr. Felix v. Lu-
s c h a n gestorben, ein halbes Jahr vor Erreichung seines 70. Le-
bensjahres. Das Museum fiir Völkerkunde in Berlin verliert mit
ihm eine seiner stärksten Stützen, die Universität einen ihrer her-
vorragendsten Lehrer. Der gebiirtige Österreicher war von Ffaus
aus Arzt, wandte sich aber schon frühzeitig völkerkundlichen Stu-
dien zu und machte als 27 jähriger sein-e erste Reise nach Klein-
asien und Nordafrika. Luschan hat mit Otto Benndorf, dem
unvergeßlichen Arohäologen der Vdiener Universität, dem wir die
Funde von Ephesus verdanken. zusammenarbeiten können und mit
E. Petersen, mit dem er 1889 sein erstes verdienstvolles
Werk ,,Reisen irn sü'dwestl'ichen Klein-Asien“ bei Gerold in Wien
veröffentlichte. Seit 1885 war er in iBerlin am Museum fiir Völker-
kunde tätig und 1889 erschien hier bei Reimer die grundlegende
Publikation iiber seine „Ausgrabungen in Sandschirli“. Die wert-
vollsten Funde, die ihm in Sandschirli gegliickt sind — bei seinen
Forschungen war ihm se-ine Frau eine hilf- und kenntnisreiche
Gefährtin — befinden sicli in der Vorderasiatischen Abteilung des
Berliner Museums.

Mehrere wichtige anthropologische Studien folgten, bis 1912
sein archäologisch interessantes Buch iiber ..Entstehung und Fier-
kunft der Jonischen Säule“ bei Hinrichs 'in Leipzig herauskam.
Doch die Krönung seiner wissenschaftlichen Arbeit bildete 1919
(Reimer, Berlin) das Werk iiber die „Alterttimer von Benin“, deren
hervorragendste Stücke er ftir das Berliner Museum zu sichern
wußte. Das Werk iiber die Bronzen von Benin hatte Luschan
dem beriihmten Afrikaforscher Prol. Dr. Georg Schweinfurth
zugeeignet. Wer das Gliick hat, in dem wissenschaft- und kunst-
freundlichen Berliner Hause von Herrn und Frau C.eheimrat Dr.
Georg Minden, zu deren Kreise auch Luschan gehörte, mit
Schweinfurth zusammenzukommen, weiß, welche Freude der heute
fast 88 jährige, unvergleichlich geistesfrische Afrikareisende über
die Widmung Luschans empfand.

Im späten Frühjahr des vergangenen Jahres 1923 ist Felix
Luschan zum letzten Male in Afrika gewesen. Er besuchte mit
seiner Frau Ägypten und konnte dort noch viele von den neuesten
Funden studieren. Den Sommer verbrachte er dann, wie immer
in Kärnten, an seinem geliebten Millstätter See. Im Herbst wieder
nach Berlin zurückgekehrt, gab er sich, trotz seines leidenden Zu-
standes, ganz der Bearbeitung seines neuen wissenschaftlichen
Materials hin. Nun liat den Zukunftsplänen des bedeutenden, weit-
hin geachteten Forschers der Tod ein allzu frülies Ende gesetzt.
Luschans Werke aber sind sein ewiges Denkmal. D.

*

Im Antiquarium des Alten Museums ist eine Sonder-
ausstellung ,. J o n i s c h e Kulturs. tätten“ (Ergebnisse der
Ausgrabungen der Staatlichen Museen) eröffnet worden. Über die
Ausstellung wird noch zu sprechen sein.

*

Neben der Ausstellung von Handzeichnungen altdeutscher
Meister ist im B e r 1 i n e r Kupferstichkabinett eine
neue überaüij instruktive Ausstellung zu sehen, die soeben eröffnet
wurde. Sie gibt durcli eine von von Max J. Friedländer vor-
biidlich ausgewählte Reihe von Blättern eine lehrreiche Übersicht
iiber alle technischen Verfahren des Graphik-Gebietes.

Bauben.

Im Laufe des letzen Jahres hat Museumsdirektor Dr. Biehl
cine Umgestaltung der Bautzener Galerie in Angriff genommen.
Die ansehn'iche Blidersammlung kam 1902 als Schenkung des
Kom.merzienrats Otto Weigang in städtischen Besitz und gelangte
bald darnach in dem neuerbauten Stadtmuseum zur Aufstellung.
Sie umfaßt vorwiegend deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts,
darunter neben manchem wertvollen Stück aucli zahlrejche Bilder,

die wo'lil in Privaträumen, nicht aber in einer öffentlichen Galerie
Berechtigung haben.

Dur die Neuordnung wurde nun versucht, d'ie vorhandenen
Qualitätsstücke — wre beispielsweise Thoma’s „Christus in Som-
merlandschaft“ (von 1896) und seine „Mondlandschaft“, Uhde’s
„Grablegung“, Landschaften von Rottmann, Achenbach, Böcklin,
Haider, Bildnisse von Lenbach und Rayski, ein vereinzelter Diaz,
ein. seltener Constable u. a. m. — zur vollen Geltung zu bringen,
dem guten Durchschnitt — darunter Genrebildern von Knaus,
Grützner, Diez u. a. — eine angemessene Wirkung zu sichern und
durch Neuerwerbungen und Leihgaben vorhandene Lücken zu
füllen. Dabei wurde auf Ergänzung der Lausitzer Abteilung be-
sonderes Gewicht gelegt: Von Adolf Lier (geb. i. Herrnhut), von
der Zittauer Malerfamilie' Zimmermann konnten vorzügliche und
bezeichnende Arbeient hinzugewonnen werden. Ein Gemälde von
Schramm-Zittau, eimige Bildwerke Alfred Glatter's (t 1923 i.
Bautzen) bereicherten die Sammlung jüngster Lausitzer Kunst.
Durch Trübner’sBIidnis Konrad Drehers und Gemälden von Kuehl,
Rößler, Dreher, Gußmann und anderen sächsischen bezw. Dredner
Kiinstlern erweiterte sich auch die Gruppe der Mordernen.

Obwohl das Werk der Umgestaltung noch niclit abgeschlos-
sen ist, erhielt die Galerie schon jetzt ein völlig anderes Gepräge,
was zu der Hoffnung berechtigt, daß sie sich in Zukunft zu einer
durchaus beachteswerten Sammlung entwickeln wird.

Dr. v. W a t z d o r f.

Düesdcn.

Dem schon chronisch gewordenen Raummangel der Dresdner
Gcmäldegalerie, dem vor allem manches alte Bild zum Opfer gefal-
■len ist, ist durcli den Dresdner Museumsverein abgeholfen worden,
dem das friihere Prinzenpalais in der Parkstraße, in dem die Kul-
turabteilung der vorjährigen Jahresschäu Deutscher Arbeit Unter-
kunft gefunden hatte, für eine neue Dresdner Gemälde-
g a 1 e r i e bereitzustellen gelungen ist. Dadurch wird die alte
Gemäldegalerie erheblich entlastet und es ermöglicht werden,
manche alte wertvolle Bilder wieder auszustellen, die im Depot
ein Scheindasein führen.

Mit dieser Filialgalerie, die Direktor Dr. Posse gestalten wird,
wird ein alter Plan wenigstens teilweise verwirklicht, denn einen
neuen Museumsbau, wie er vor dem Kriege begonnen wurde,
kann dieses fiir ganz andere Zwecke errichtete Palais natürlich
nicht ersetzen. Insbesondere ist es aber dem Dresdrier Museums-
verein zu danken, daß er hier tatkräftig eingegriffen hat.

*

Geheimrat Dr. Max L e h r s ist, wie berichtet, mit Januar
1924 in den Ruhestand gegangen. Fiir ihn ist Dr. Kurt Zoege
v o n Manteuffel zum D i r e k t o r des Staatlichen
Kupferstichkabinetts Dresden ernannt worden.
Zoege v. Manteuffel war bisher Direktorialassistent am Dresdner
Kabinett. Mit ihm übernahm einer von den begabtesten jiingeren
deutschen Kunsthistorikern — er ist 43 Jahre alt — eine höchst
veranwortungsvolle Stelle. Dr. Zoege von Mateuffel ist kunst-
wissenschaftlich schon mit Erfolg hervorgetreten.

*

Das Dresdner Stadtmuse.um ist durch das Vermächtnis
eines alten Dresdner Biirgers in den Besitz des handgeschriebe-
nen Tagebuchs des Ratssekretärs Julius Otto Canzler gelangt,
eines Werkes von 8 umfangreichen Bänden, das, seit 1839 geführt,
mit reichem Bildermaterial, Handzeichnungen, Stichen, Drucken
und Karten ausigestattet ist. Übrigens ist dem Stadtmuseum auch
durch Nachlaß das Arbeitszimmer Julius Ottos mit zahlreichen
Diplomen und mit schönem Mobiliar überwiesen worden.

U(m.

Prof. Dr. Julius Baum, der Stuttgarter Kunstforscher und
-Kenner, übernimmt unter Beibehaltung seiner Stuttgarter Hoch-
schultätigkeit am 1. April die Leitung des Ulmer Museums,
das neu hergerichtet und auch nach der Seite des Kupferstich-
kabinetts und einer Galerie ausgebaut werden soll.

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