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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Augustheft
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Gronau, Georg: Die Sammlung Henry Goldman
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0387

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Donato und Secretan tnndurchgegangen sind — aber
es sind eben doch nur Werke von Teniers, wenn auch
von bester Oualität. Ich hoffe nicht allzu heftigen An-
stoß zu erregen, wenn ich ausspreche, daß der Meister
— trotz seines sekularen Ruhmes — in e'ine Sammlung,
die hohe Ambition hat, nicht hineingehört, so namhaft
seine Geschicklichkeit, sein malerisches Können
immerhin sein mag. Er ist und bleibt doch nur ein
geschickter Maler, der meist an der Oberfläche der
Dinge haftet, dem es aber versagt war in die Tiefe zu
dringen.

Prachtvoll die Reihe der Primitiven. Zwei goti-
sche Madonnen italienischen Ursprungs von Bernardo
Daddi — ein Prachtbeispiel für den sienesischen Ein-
fluß auf Giotto’s Schule iu Florenz — und von Gentile
da Fabriano, voll Wohllaut in dem gotischen Schwung
der Linien. Dann ein Hauptstück: Masolino's Ver-
kiindigung aus Gosford House, die schlanken Gestalten
diinn-zarter Architektur eingefiigt. Ihnen gegenüber
aus dem Norden eine Anbetung des Kindes von Petrus
Christus, dem Berliner Bild des gleichen Gegenstandes
verwandt, und als Auskiang eine Anbetung der Könige
aus der Antwerpener Schule von 1518.

Zur besten Zeit der Renaissance in Italien fiihrt
das männliche Bildnis von Bartolommeo Veneto, e-inst
der Sammlung Crespi in Mailand zugehörig; gewiß
hat der ungleiche Meister nie besseres gemalt. Drei
Bildnisse hohen Ranges: von Holbein Jcaii de Dinte-
ville mit der Laute, wohlbekannt aus dem „Gesandten-
bild“ der Londoner Galerie, von Clouet (wenigstens
mit hoher Wahrscheinlichkeit) Franz I. und endlich
jenes eindrucksvolle Portrait eines Mannes, der in der
zur Faust geballten Rechten einen Geldbeutel hält, mit
scharfem Blick zum Beschauer festgehalten — eine

Rembrandt, Der heilige Bartholomeus

Shylock Natur —, das zu der kleinen Zahl von Bildern
gehört, vor denen der Name des Giorgione ernsthaft
diskutiert werdeu kann; hier als Tizian präsentiert.
Mir will die frühere Zuschreibung immer noeh walir-
scheinlicher dünken. Fin echter Tizian — wie das vor-
hergehende Bild lange verschollen — die Replik des
Louvre Bildes, das lange als „Alfons von Este und
Laura Dianti“ gegolten hat, mit der Variante, daß die
Frau hier als Halbakt erscheint.

Vier von den großen niederländischen Meistern
folgen, alle mit hervorragenden Stiicken vertreten.
Von Rubens Meleager und Atalante, aus den Sammluti-
gen Duke of Marlborough uud R. Kann; von dem Bild
existiert die Wiederholung in der Casseler Galerie, die
friiher als das Original galt; aber es ist kein Zweifel.
daß das andere Bild den Vorzug verdient, das Casseler
Exemplar nur eine allerdings vorzügliche Werkstatt-
arbeit ist. Eine besonders anmutige Madonna aus van
Dycks italienischer Epoclie. Der Apostel Bartolomäus
von Rembrandt, aus der zweiten Hälfte der 50er jahre,
tiefinnerlich erfaßt von dem schicksalgepriiften Meister:
ein Gegenstiick mit Paulus ist bekannt und Valentiner
weist mit Recht darauf hin, daß beide wohl zu einer von
Rembrandt geplanten, aber nicht ausgeführten Serie
der Apostel gehört haben. Endlich ein frischer Offizier,
lm Lehnstuhl behagltch schmunzelnd hingepflanzt: nur
Frans Hals hat Menschen so zu schildern gewußt.

Unter den Skulpturen gebührt der Preis dem Mäd-
chenkopf aus griechlschem Marmor von edelster Arbeit;

Holbcin, Bildnis Jcan Dinteville’s

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