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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Holzhausen, Walter: Email mit Goldauflage in Berlin und Meißen nach 1700
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0016

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IDaltev fiolzbaafen — Deesden

ij jie Zusammenhänge der Arbeiten in Email mit
Goldauflage — kleinen vergoldeten Figuren und
Ornamenten in Reliefs auf Emailgrund — hat Pazaurek
bereits in seinem groß angetegten Werk über die deut-
schen Hausmaler gezeichnet. Gleichwohl bleiben unter
dem recht zahlreichen Bestande des Erhaltenen noch
eine Anzahl namenloser Arbeiten, iiber deren Bedeu-
tung, selbst deren Hersteltungsort bisher noch keine
Klarheit herrschte. Es gab für sie seit ihrer Mode im
18. Jahrhundert die traditioneile Bezeichnung des
„Email de Saxe“. Andere Beziehungen deuten auf
Berlin und Augsburg als Stätten ihrer Entstehung. Die
Möglichkeiten für ihre lokale Herstellung waren also in
ihrer Annahme über ganz Deutschland verstreut.

Abb. 2. Miinchen, Schatz-Kammer

Die Verwendung des Emails und ihre Beziehungen
greifen wie viele kunsthandwerkliche Vorgänge auf
mehrere Gebiete über. Das Email ist meist auf Kupfer-
platten, seltener auf Silberplatten hergestellt; sie zieren
als Deckel oder Beschfagstücke Toilettengegenstände,
Dosen, Tassen, Kummen atler Art aus vergoldetem
Silber; sie gehören der Gattung verfeinerter Galanterie-
waren an.

Die Technik läßt sich als selbständig bis ins 17.
Jahrhundert zurückverfolgen. In den Anfangsjahrzehn-
ten des 18. Jahrhunderts hat sie eine Uebertragung auf
die von ihr materielf durchaus verschiedene Porzellan-
malerei erfahren. Mit dieser Aehntichkeit des Tech-
nischen geht auch eine formale des Dekors parallel.
Weißgrundige Emaitlierung von Gegenständen mit fei-
nem Dekor zur Erzielung porzeflanartiger Wirkung fiegt
jedenfalls vor der Erfindung des europäischen
Porzellans. Man denke an die Tassen vom goldenen
Kaffeezeug Dinglingers (fertig 1701) für August den
Starken im Grünen Gewötbe zu Dresden.

Auch die Technik der Gotdauflage war in der Ding-
linger-Werkstatt bekannt. Sie kommt einmal auf Be-

schlagstücken des Tafelaufsatzes „Des Lebens Freu-
den“ 1728 ('im Grürien Gewölbe) vor1).

Unter dem Email mit Gotdauflage fügt sicli eine
bestimmte Gruppe zusammen, die sich durch Identität
wesentlicher Teile untereinander in geschlossener Zu-
sammengehörigkeit erkennen läßt. Mit ihrer Fest-
stellung ist ein weiterer Schritt in der systematischen
Behandlung der ganzen sehr komplizierten Frage getan.

Die Müchener Schatzkammer und das Wiener
Museum für Kunst und Industrie besitzen voflständige

Abb. 3. Wiener Museum für Kunst und Industrie

Toilettegarnituren mit Email. Die Münchener Garnitur
aus dem Besitz der Kaiserin Amalie (Abb. 1 u. 2), wie
auch eine Dose im Grünen Gewölbe tragen die Marke
des Augsburger Goldschmiedes Johann Erhard Heuglin.
Die einzelnen Stücke sind aus Sitber gearbeitet. Die
Münchener Garnitur besteht aus zwei größeren Kästen,
sechs kleineren Dosen, einer Bürste und zwei Leuch-
tern. Dle Wiener Garnitur setzt sich aus einer größe-
ren Dose, zwei kleineren und einer Bürste zusammen
(Abb. 3). Sie hat keine Meisterbezeichnung. Ihre ein-
zelnen Stiicke bestehen aus vergoldetem Kupfer. Auf
einer Dose dieser Garnitur trägt der Schild der Flügel-
genie in galanter Anspielung den Namen Mannon.

Ohne Zweifel geht der gemalte Dekor dieser Gar-
nituren letzten Endes auf den Kreis süddeutscher Orna-
mentstecher um und nach der Jahrhundertwende zu-
riick. Eine Hängeguirfande der iin Ornamentstich und
auf den Garnituren gern verwendeten Art bringt bereits

0 Inschrift beim Reinigen des Tafelaufsatzes gefunden: Hoc
opus elaboravit et absolvit Mens. Juny 1728 Georg Chiristoph
Dinglinger.

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