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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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Maiheft
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Biach, Rudolf: Die Magie der Plastik: Vortrag in der Berliner Secession
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Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Kunstausstelungen / Aus dem nordischen Kunstleben / Aus der Kunstwelt / Auktion Stroganoff / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0284

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gewesen ist. In Ägypten hatte er die Anscliaunng
iil)e rnommen, daß es die Aufgabe der Kunst sei, in
geometrischen starren Formen das Göttliche im Irdi-
schen widerzuspiegeln. Dieser Standpunkt ist es, den
er unduldsam vertreten hat. Wir sollen ihn in dieser
llinsiclit niclit nachahmen, sondern willig nehmen,
^vas jeder Kiinstler uns gibt. Denn ein Künstler ist
einerseits ein Magier, der unseren Blick bannt, und
andererseits ein Prophet, der uns die Welt erschließt,
die er selber geschaut hat. Diese Welt ist oft himm-

liscli, sie ist niemals vöilig irdisch. Das bringt das
Wesen der Plastik mit sicli; denn das Material der
Plastik bedingt den Charakter des Monumentalen.
Monumental heißt wirklich „Das Erinnernde“. Und
Plato sagte: Erinnern ist ein Bewußtwerden der ewi-
gen Ideen, die unsere Seele geschaut hat, als sie noch
an Gottes Thron weilte. Darum schafft der Plastiker,
der wirksamste von allen Künstlern, dem Blick des
modernen Menschen eine Bahn nach der Welt der
ldeen, nach dem Überirdischen.

Zauberkopf.

Zentralasiatische Nomadenkunst.

Ansstelhmg der Galei ie Flechtheim,
Berlin.

Kunstauktionen

Berlin

Am 15. und 16. Mai versteigerten Hermann B a 11 und Paul
Graupe in den Räumen der Sezession eine Wiener Sanimlung
und den Kunstnachlaß des Grafen Rantzau. Die Sammlungen,
die inr wesentlichen Kunstgewerbe vom 14. bis zum 18. jahr-
hundert enthielten, fanden bei einenr zahlreich erschienenen
Publikum lebhaftes Interesse. Die Preise, die angelegt wurden,
hielten sich durchweg auf beachtlicher Hölie. Yor allenr waren
es Wiener Händler, die Aufträge österreichischer Sammler nrit-
,gebracht hatten und der Auktion einen großen Antrieb gabeir.

Anr ersten Tag wurden die Möbel, die Plastik, die Bronze-
statuetten und das Bronzegerät der Wiener Sanrmlung ver-
steigert. Yon Preisen seien hier genannt: 12 000 RM. für ein
Louis-XIV.-Tischchen von besonders hochstehender Qualität,
7500 RM. für zwei Lackincognuren von Dubois, 2400 RM. für
eine Louis-XVI.-Pfeiler-Konrnrode, 5000 RM. für ein kleines
Louis-XAI.-Tischchen, 2000 RM. fiir ein paar Louis-XVI.-Pfeiler-
Schränke und 5000 RM. für eiuen Schreibsekretär von denr be-
kannten Wiener Ebenisten Holl, der unr 1800 tätig war. Ferner
1000 RM. fiir einen deutschen Renaissance-Helm, 1050 RM. fiir
einen schreitenden Bronzestier von Giovanni da Bologna,
4500 RAI. für eine große Deckelvase auf rotem Steinzeug von

Boettger, dem Erfinder des Porzellans, 4000 RM. für eine chine-
sisclie Seladonvase in französischer Louis-XVI.-Bronzefassung,
5100 RM. für drei bronzegefaßte Louis-XVI.-Amethystvasen und
5000 RM. f'ür zwei prachtvolle Regence-Appliquen aus Silber.
Starke Naclifrage bestand auch für die vielen deutschen
Renaissance- und französischen Louis-XVI.-Uhren, die etwa
2000 bis 5000 RM. brachten.

Am zweiten Tage wurden vormittags die umfangreichen
Kollektionen deutschen und französischen Louis-XVI.-Silbers,
die Textilien, die Farbsticlie und die Gemälde ausgeboten, von
denen folgende Preise interessieren dürften: 2600 RM. für eineu
flämischen Barockgobelin, 1500 RM. fiir ein großes Sttick Skutari-
sarnt des 16. Jahrhunderts, 2100 RM. für einen Uschakteppieh,
4000 RM. für eine Folge von vier englischen Farbstichen, ge-
stochen von Ward, nach Morland. Ferner 5000 RM. für zwei
reizvolle Allegorien aufMusik und Malerei eines österreichischen
Xleisters der Maria-Theresien-Zeit. Unter den Bildcrn aus
Frankfurter Privatbesitz, die zwischen die Wiener und Rantzan-
sclre Sammlung eingeschoben waren, ging ein kleines Bild von
Jan Sten mit 4400 RM. als höchstem Preis an einen holländischen
Iländler, der ebenfalls für 2800 RM. ein Blumenstilleben von
jan van Heusum aus dem Rantzauschen Besitz erwarb.
 
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