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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

DOI Heft:
1./2. Novemberheft
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Hajos, Elisabeth M.: Der Maler Josef Batò
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0079

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Det? Jvlalet? lofef Batö

oon

6. N- Hafos — Budapelt

Josef Batö ist in Ungarn geboren, verbrachte eine
knrze Studienzeit in Nagybänya, dem Zentrum des
imgarischen Plainerismus und gelangte sehr jung nach
Paris zu Matisse. Neben der Malerei betrieb er auch
anderweitige Studien, absolvierte die Architekturklasse
der Ecole des Arts et Metiers und unternahm aus-
gedehnte Reisen. In Berlin stellte er 1912 zum ersten
Mal einige Bilder in der Sezession aus. Der Ausbruch
des Krieges führte ilm zunächst an die nördlichen,
später an die südöstlichen Fronten, Dalmatien, Serbien

Etappen zur Herauskristallisierung seiner Persönlich-
keit. Matisse, der die ganze Generation faszinierte, för-
derte nur seine Gabe, die optischen Erlebnisse klar und
eindringlich zu formulieren, die Architektur-Schulung
entwickelte seinen Formensinn und den Willen zu
prägnanter Stärke und Klarheit. In der Farbengebung,
dem ureigensten Besitz des Malers, dringen die opti-
sclien und seelischen Vermögensanlagen seines
Ursprungs durch. Die Niederschläge der ersten
visuellen Fifassung der Umwelt, die Farbenrhythmen,

Josef Bato, Wandmalerei

Speisezimmer Haus A

, Wannsee




und Mazedonien. Nach dem Friedensschluß wählte er
Berlin zum Wohnsitz und lebt, abgesehen von viel-
fachen Reisen, auch heute noch hier.

Dies wäre in knappen Worten der äußere Umriß
seines Febens. Er teilt darin das Schicksal mancher
seiner Fandsleute, in ihrer internationalen Orientiert-
heit, im Erwachsen der künstlerischen Eigenart aus
mannigfacher, kosmopolitisch bedingter Atmosphäre.
Aber nicht allen glückt es dabei, aus der geistigen Viel-
seitigkeit, der Berührung mit verschiedenartigen Kultu-
ren einen eigencn Weg zu finden. Es ist die Stärke
Batös, daß er, ohne cinem fremden Stetnpel oder faszi-
nierenden Scblagwort zu unterliegen, seine eigene
Wesensart zur Entfaltung bringt. Im Innersten unbeein-
trächtigt, verwandte er dic durchgemachten Schulen als

die tiefe Himmelsbläue glühender Sommertage, die End-
losigkcitjdes Horizontes in der Ebene — optische Erleb-
nisse bedingt von der bcstimmenten Eigenheit einer
Laudschaft — sind tief in seiner Seele vergraben und
gewinnen trotz mannigfacher Schicksale immer wieder
die Herrschaft. In gesteigerter Leuchtkraft der Farben
ohne Aufgelöstheit und kränkliche Nüancierung, das
Glitzern und Schwirren der Atmosphäre zu Klarheit
und Helligkeit verdichtet, erstehen seine Bilder.

Batö malt viel und Vielartiges, Landschaften aus
der Ileimat, dem Süden und Orient, märkische Seen und
Kieferiiwälder, Bildnisse und figürliche Kompositionen,
icicht improvisierte und monumentale Frcsken. In star-
ker Sehfreudigkeit drängt sich in ihm eine ungeheure
Eülle von Forrnen und Farben zu selten reicher

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