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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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Juli-Augustheft
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Tietze, Hans: Altdeutsche Malerei in Nürnberg und Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0329

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Herausgßber: Adolptl DonQtri

7ahrgang 1931

j7uü -Augustlacft

Altdeutsche Malerei in Nürnberg und Augsburg

Yon

Hans Tietze-Wien

]3en beiden Ansstellnngen, die das Germanische
Nationalmuseum in Nürnberg in einenr Teil seiner
Räume und die Generaldirektion der Bayrischen
Gemäldegalerien in der Augsburger Galerie veranstal-
tet, ist die gründliche Yorbereitung der Veranstaltung
und das präzise Einhalten ilires Programms gemein-
sam. Beide erschöpfen das in Betracht lcommende
Material — das in Nürnberg tiberdies großenteils erst
einer ausgiebigen Reinigung und Restaurierung zu
unterziehen war —, gliedern es übersichtlich und er-
läutern es mit einem ausgezeichneten Katalog, den für
Ntirnberg Dr. Fries, ftir Augsburg Dr. Feuchtmayr
ausgearbeitet hat. Beide werden ftir die kunst-
geschichtliche Erkenntnis dauernden Wert behalten;
sie stellen nicht nur das Gesicherte fest, sondern
riicken auch das Problematische in helleres Licht.

Im höheren Maße gilt letzteres von der Nürnberger
Ausstellung, die ja nicht wie die Augsburger das
Werk eines individuellen Renaissancekünstlers zur
Darstellung bringt, sondern die breite und wertvolle,
aber durchaus anonyme Produktion eines spätmittel-
alterlichen Jahrhunderts, innerhalb derer eine Grup-
pierung — nicht nadi Individuen, sondern selbst nur
nach Werkstätten — erhebliche Schwierigkeiten be-
reitet. Die von Thode begonnene, von Raspe, Geb-
liardt, Abraham, Betty Kurth, Weinberger und an-
deren weitergeführte Durchforschung der Nürnberger
Malerei hat eine wesentliche Vorarbeit geleistet, deren

Frgebnisse erst jetzt richtig überprüfbar geworden
sind. Das zerstreute, in clen Kirchen Nürnbergs und
seiner Umgebung bisweilen schwer zugängliche, viel-
fach ungenügend beleuchtete und durch Übermalung
oder Schmutz verunstaltete Material wird heute
zum erstenmal überblickt; an die Stelle einer großen-
teils auf die Stütze der Photographie angewiesenen
Erkenntnis tritt das sinnliche Erlebnis einer Übersicht
des Ganzen unter günstigen Umständen. Diesen Yor-
teil hat die Ausstellung dadurch zu vertiefen versucht,
daß sie das Material ziemlich streng nach Künstler-
generationen oder Entwicklungsstufen ordnet, die den
Unterbau der durch Dtirer vertretenen klassischen
Periode der Nürnberger Malcrci bilden; die Yerbin-
dung zwischen beiden stellt die Wolgemut-Pleyden-
wurffsche Generation von 1450 bis 1490 her, deren
Werke der großen Düreräusstellung von 1928 als Vor-
hof gedient hatten; diese halb-anonyme, mit bestimm-
ten Meisternamen verknüpfte, aber docli nicht zu
voller Individualität sich verdichtende Produktion des
Dürerschen Wurzelgrundes wird nun um ein volles
Jahrhundert weiter zurückverfolgt.

In diesem Jahrhundert Ntirnberger Malerei eine
klare Entwicklungslinie freizulegen fällt schwer; im-
mer wieder werden Einwirkungen aus ftihrenden
Schulen, sei es aus dem benachbarten Böhmen, sei es
aus Italien und den Niederlanden oder anderen Zen-
tren wahrnehmbar. Sie tiberdecken den im frän-
 
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