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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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Maiheft
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Alten, Wilken von: Der Maler Henry Roessingh
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Luz, W. A.: Die Rückseite alter Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0273

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Wie alle kräftigen Begabungen seit dem Kultur-
bruclic um 1800 ist er mißtrauisch gegen die nur
talentierte, gescliickte Leistung. „Wenn ich merkte,
daß ich mit der Recliten geschickt würde, wtirde ich
den Pinsel in die Linke nehmen“ sagte Delacroix. So
ist Roessingh — oline daß dieses Pose wäre — bis-
weilen fast ungeschickt, ein wenig dilettantisch an-
mutend.

Seine Bilder beweisen ein starkes, romantisches
Temperament, dem die Farbe das natürliche und
alleinige Ausdrucksmittel ist. Sie liaben einen tiefen,
sonoren Farbenklang. Das leuchtet, oft auf der Folie

eines satten Braun, bahl dunkler, bald heller, in einer
ungemein wohltuenden Zusammenstellung yon Grün,
Blau und Rot, die, scIloli von deii ersten tastenden
Versuchen aiL, seiner Malerei eiiLCLL sehr persönlichen
Zauber verliehen hat. Die Anregungen der großen
IraLLzösischen Malerei des 19. Jahrhunderts si^rd gaLrz
zu eignem verarbeitet. Sie siird ihm aber Nährboden
gewesen, iiL dem wurzelnd, seine Kunst jetzt als eiiL
blutvolles, natürliches und persönliches Gewächs, sich
wiirdig in die Reihe der zeitgeLLÖssischeLL Malerei zil
stelleiL begiiLiit, die Malerei und nicht irgend etwas
anderes ist.

H. Roessingh: „Hafen von Honfleur“

Die Rückseite alter Bilder

von

W. A. Luz

Es gibt kaum einen Gegenstand, der so selir Nur-
Schauseite ist wie ein Bild. Das ist in eineLn solchen
Grade der Fall, daß mancher Kunstenthusiast erst
darauf aufmerksam gemacht werden iLruß, daß ein
Bild auch eiiLe Rückseite hat. EiLL Ästhet wird auch
für die SorgeiL des Kunstkenners keiiL Verständnis
haben, der, durch die Säle der öffentlichen Samm-
lungen schreitend, heute fast keine Möglichkeit mehr
sieht, die Rückseite der Bilder einer aufschlußreichen
Prüfung zu unterziehen. Nocli vor einigen Jahren

konnte man, unbemerkt vom Aufseher, wenigstens
die kleineren Gemälde umkehren, sofern sie an Ketten
oder Schniiren frei aufgehängt waren. Die meisten
Museen haben hente jedoch Anordnung getroffen, daß
hauptsächlich die kleineren Stiicke aus Gründen der
Sicherung mit Schrauben an der Wand befestigt wer-
den. Wollte man es sich einfallen lassen, eins voil
ihnen loszulösen, so wiirde möglicherweise eine Alarm-
glocke in Tätigkeit treten. Schon beim Versuch, ent-
lang der Wand auf die Rückseite des Bildes zu blicken,

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