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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Februarheft
DOI Artikel:
Kämmerer, Ludwig: Stilkritik und Museumspraxis
DOI Artikel:
Schmidt, Heinrich: Die internationale persische Ausstellung in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0176

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chaotischen Gewühl widerstreitender Augenblicks-
meinungen sicli zurechtfindet.

Gefühlsmäßige Wertbestimmungen und darauf ge-
gründete Zuschreibungen werden auch bei höchster
Verfeinerung der Methoden und ihrer mikrologischen
Hilfsmittel — man vergleiche z. B. Naumanns Grüne-
wald-Problem (Jena 1930) — niemals nüchterner T a t -

sachenforschu n g den Pang abiaufen; nur das
klare Bewußtsein von ihrer Zeitgebundenheit und icli-
begrenzung kann uns vor den Gefahren retten, die in
der Uebertreibung derartiger Moderichtungen liegen.
Sie dürfen niemals zum Selbstzweck oder zum Sport
werden, ohne den Ruf unserer Wissenschaft nach außen
zu schädigen und damit zu ihrem Verfall beizutragen.

Abrahani
van IJiepenbeeck
(Antwerpen,
1596—1675)
Urteil des Paris
Holz, 54 : 72 cm

Versteigerung
am 24. Februar durch
Internationales
Kunst- und Auktions-
Haus G. m. b. H.,
Berlin

Die fntettnationate pet?{t{cbe Austtellung fn tondon

oon

Hctnctcb Scbmidt

]Vj ach dem epochemachenden Auftakt der Ausstellung
^ Mohammedanischer Kunst in München (1910),
hatte schon das erste Unternehmen, eine geschlossene
Schau aus allen Gebieten persischer Kunst zu vereinen,
in Philadelphia 1926 die Wiederaufnahme des Gedan-
kens auf breiterer Basis nahegelegt. Die vom 7. Januar
bis 28. Februar in der Royal Academy im Burlington
House unter dem Protektorat des Königs von England
und des Schah von Persien stattfindende 2. Internatio-
nale Persische Ausstellung verwirklicht ihn auf das
Beste. Die beiden Ausstellungsdirektoren Sir Denison
Ross und Artliur Upham Pope sowie der reiche Mit-
arbeiterstab verdienen um so mehr Dank, als die Zeit
für die Vorbcreitung sehr gering bemessen war. Mit
besonderer Freude empfindet man, daß Persien selbst
regen tätigen Anteil nahm und durch bedeutsame Sen-
dungen der im Lande befindlichen Sammlungen,

höfischen und sakralen Schätze und Bibliotheken die
Ausstellung bereicherte.

Leider können die Perspektiven, die für die frühste
iranische Kunst durch die vielbesprochenen Bronze-
funde in der Nähe von Hamadan in Luristan eröffnet
werden, nocli niclit mit der Sicherheit gezogen
werden, um sie in das künstlerische Gesamtbild ein-
zuordnen. Die Unklarheit über die Fundumstände hat
wahrscheinlich einen großen Teil hier in großer Zahl
vertretenen Bronzen genauerer Datierung entzogen.
Die sogenannten Zitzenbecher in Bronze lassen bei
manchen Stücken an ein höheres Alter denken, als ge-
meinhin angenommen wird, so daß sie in die Nähe der
ältesten Kulturen des alten Orients gerückt werden
dürfen. Doch nähern sich die Tierformen mehr dem
skythischen Tierstil, so daß man kaum über das 6. Jahr-
hundert v. Chr. zurückgehen kann. Das häufig wieder-

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