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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

DOI Heft:
1./2. Novemberheft
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Goldschmidt, Verner: Ein Frühwerk des Meisters des Bartholomäus-Altars
DOI Artikel:
Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus dem nordischen Kunstleben / Ein Frühwerk des Meisters des Bartholomäus-Altars / Deutsche Bilder in italienischen Museen / Diebstahl / Zum Kongreß für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft / Die Dürer-Stiftung / Umänderungen in der Nürnberger Städtichen Galerie / Kunst und Schule / Lorenzo Bernini / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0092

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Kun(tausftellungerL

BafeL

Kunsthaus Pro Arte stellt aus: Traugott Schieß
(1834—1869): Gemälde, Zeichnungen.

Im Künstlerhaus sieht man die H e r b s t -
ausstellungen unter dem neuen Leiter 'Brodersen. Ein
mildes Gleichmaß an Leistungen, ein zwischen Konservatismus und
gemäßigter Moderne balanzierendes Streben nach Einheitlichkeit
ist der Gesamteindruck. Dem Eintretenden fällt zuerst das große
Bild Plontkes „Der Tennisspieler“ ins Auge, eine straffe Jüng-
lingsgestalt, weiß vor rotem Hintergrund, klar und kühl. Lategahn
bringt ein farblich sehr reizvolles Stiileben, Birkle ein stimmungs-
volles- Hafenbild in Vorgewitterbeleuchtung, Sagrekow zeigt ein
Blumenstück, große Mohnblüten in gelber Vase und einen fein
bewegten Fiauenakt. Interessant ist aucli das Blumenstück von
Dettmann, dessen Farben und Formen mit detn Tapetenmuster
verschmelzen. Gute Porträts sind von Breil, v. Kardoff und
Lukas. Liebermann und H. Herrmann vertreten die ältere Gene-
ration, der erstere init „Blauen Beeten“ aus seinein Garten, der
andere mit einer herbstlichen Allee, in deren Braun kleine blaue
Flecke mit sicherem Gesclnnack gesetzt sind. —- Die Plastik
ist ziemlich schwach vertreten. Der Altar der neuen Friedens-
kirclie in Niederschüneweide (Architekten Schupp und Krommer,
Berlin-Essen) ist streng symmetrisch aufgebaut, zwei schmale
Seitenflügel, vom Mittelstiick iiberhöht. Dargestellt sind die drei
Hauptfeste, der auferstehende Christus steil aus dem Grabe auf-
steigend in der Mitte. Gut die Tierplastiken von A. Hoffmann,
Max Esser. Ein marmorner Mädchenkopf von Röll, den die Stadt
ankaufte, ist edel geformt bei glatter Behandlung des Materials,
aber er ist nicht von 1930.

Die Herbstausstellung der Deutschen Kunst-
gemeinschaft im Schloß umfaßt eine große Anzah! guter
Bilder und Plastiken. Aus der Fülle des Gebotenen, das dem Be-
suclier den Wert eines Unternehmens wie das der Kunstgemein-
schaft eindringlich genug vor Augen führt, seien nur einige Namen
genannt, sind ja die meisten der liier vertretenen Kiinstler schon
von anderen Ausstellungen bekannt und Prominente finden sich
neben jungen Künstlern. Da sind Liebermann und Plontke, Spiro
mit einer größeren Zahl von Bildern, Landschaften, Porträts und
das köstliche Kinderbild „Seppl“, Purrmann mit einem bewegten
Stilleben, Bartning mit einer Aussicht auf das Forum Romanum
und einem besonders feinen Blumenstrauß vor hellem Himmel,
Jaeckel mit einem Blumenstück und zwei seiner liegenden Frauen-
akte in blühender Farbe, von Klossowski drei der schönen franzö-
sischen Landschaften, von Th. Th. Heine eine Reilie kleiner Land-
schaften in Oel und Aquarell, von Heitmüller zwei Strandbilder,
die in Farbe, Zeichnung und dem Rhythmus der bunten Menschen-
menge und Einzelgestalten hervorragen. Ferner wären Ulrich
Hübner, Krauskopf, Fritsch, Fuhrmann, Mahlau, Poetzelberger,
Röhricht und unter den Plastikern Tina Haint-Wentscher, Milly
Steger und in einigem Koelle zu nennen.

F1 e c h t h e i m zeigt Bilder von Giorgio de C h i r i c o und
Plastiken von G. H. Wolff. Chirico, Grieche, Sohn italienischer
Eltern, in Italien aufgewachsen, in München Schüler Böcklins und
seit 1925 in Paris lebend, wo er Picasso und Apollinaire nahe
steht, ist einer der meist „beschriebenen“ jungeit Künstler. In
Berlin ist er für die Dekorationen zu Kreneks Oper „Das Leben
des Orest“ gewonnen worden. Und seine Begabung für das Deko-
rative in der Malerei, die Kraft seiner Darstellung des Plastischen
und Räumlichen, seine Phantastik, die siclt zugleich mit konkreten
Mitteln ausdrückt, die symbolische Beziehung, die die Gegen-
stände bei ihm untereinander und zum Beschauer gewinnen, brin-
gen seine Kunst dem Illusionismus des Theaters nahe. Eigen-
artig und — trotz der Bemühungen seiner Fretmde — nicht ganz
klar ist seine Stellung zur Antike, die in Bildern wie die „Archäo-
logen“ oder der „Verlorene Sohn“ oder „Tempel im Zimmer“

mehr spielerisch wirkt oder satirisch als ernst, wie überhaupt die
Typen an Pferden, Gebäuden, Architekturstücken und Menschen-
gestalten, die er geschaffen, immer wiederholt und wie Figurinen
versetzt, manieriert erscheinen und neben Bildern wie sein Selbst-
porträt von 1908 oder das Selbstbildnis mit seiner Mutter (1921)
trockene Konstruktionen bedeuten.

Dem Hamburger G. H. W o 1 f f hat Max Sauerlandt ein so
herzliches Vorwort geschrieben, daß man sich fast beschämt fühlt,
seine Begeisterung vor Wolffs Werken nicht zu erleben. Vielleicht
liegt es wirklich nur daran, daß man hier seine monumentalen
Bauplastiken nicht sehen kann, denn im kleineren Maßstab wandelt
sich die Monumentalität zur Massigkeit, aber auch da wirkt stark
die Gestaltungskraft, wie beim Negerkopf, der eindringliche
Charakter des Porträts, die Belebung des Materials, sei es auch
nur Ton oder Gips.

In der Galerie Hartberg zeigte Gert W o 11 h e i m neue
Werke. Ein Stück sehr feiner Malerei ist die „Eule“ und sein
ganzes Können zeigt das Porträt Pallenbergs in ganzer Figur,
frei, wie eine Erscheinung, im Raume stehend, lebendig im Aus-
druck. Ungleich wirken sonst seine Bilder, verschiedenen Rich-
tungen der Moderne zuneigend, an Altes auch anlehnend. Im
Nebeneinander wird das stärker fiihlbar als es sonst in früheren
Ausstellungen int Einzelnen zu erkennen war. Doch verspricht
Wollheims starke Begabung eine Zukunft, die dies nur als ein
Zwischenstadium hoffen läßt.

D o r a La n d a u.

* *

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Die K u n s t s t u b e , Schöneberger Ufer, eröffnete eine Aus-
stellung von Gemälden und Graphik von Hasse v o n H u g o.



Die Galerie E I e c h t h e i m in Berlin eröffnete am
9. November eine Ausstellung der Bronzen von Ernst B a r 1 a c h ,
Skulpturen, die der Bildhauer in den Jahren 1908 bis 1930 ge-
schaffen und jetzt erst hat gießen lassen.

*

Die Galerie Casper stellt aus: Bob Gesinus-Visser und
Hubert Landau.

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Eine Ausstellung neuer Zeichnungen und Aquarelle von
George G r o s z wurde bei Bruno C a s s i r e r eröffnet.

*

Die Galerie Ferdinand M ö 11 e r zeigt im Monat Dezember
eine Ausstellung von Erich H e c k e I, die Gemälde, Aquarelle
und graphische Arbeiten aus den letzten drei Jahren umfaßt.

*

Die Galerie N e u m a n n - N i e r e n d o r f eröffnete neue
Räume im Hause Königin Augustastraße 22. Sie wird auch weiter-
hin vorwiegend Werke von deutschen Künstlern der Gegenwart
zeigen und sich wie bisher vor allem für junge aufstrebende
Talente einsetzen. Das in Deutschland z. Zt. vernachlässigte Ge-
biet der Handzeiclmungen und Graphik soll besonders gepflegt
werden.

Bt?es(atu

Das S c h 1 e s i s c h e M u s e u m der bildenden Klinste,
Breslau, bereitet eine umfangreiche Gedächtnisausstellung für Otto
M ii 11 e r vor. Besitzer von Werken des Künstlers werden ge-
beten, der Direktion des Museums bald Kenntnis zu geben, auch
wenn eine Ausleihung nicht beabsichtigt ist.

CbemniK

Gerstenberger bringt: O. Th. W. Stein (Aquarelle und
Handzeichnungen); Plastiken von Kolbe, Sintenis, de Fiori, Scheibe,

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