mal hinterlassen, einem 1450 erbauten Tempel, der
wiederum fremdartige Elemente mit den einlieimi-
schen vermischt zeigt. An seiner Frontseite standen
in Nischen mindestens 40 dekorative Götterfiguren,
höchst seltsam aus 15 Lagen von Ziegeln gestaltet,
die in die Mauer eingebunden und vermutlich mit
Stuck tiberzogen waren. Es ist abwechselnd ein
bärtiger Berggott und eine Göttin, beide mit kleinen
Hörnerkronen, langwallendem Haar und ganz un-
semitischen Ziigen. V or der Brust halten sie Krüge mit
Wasser, das rechts und links von ilinen in Wellen-
bändern herabrinnt. Aclit von ihnen sind nacli Berlin
gelangt, wo sie ihrer Aufstellung harren und einst-
weilen in ein paar Proben (im Durchgang vom Alten
zum Neuen Museum) zu sehen sind.
Man kann julius jordan und seinen vier Mitarbei-
tern, aber auch der Notgemeinschaft der deutschen
Wissenschaft, die diese Ausgrabung ermöglicht liat,
nicht genng fiir sie danken. Ihre Fortsetzung wird
gewiß noch neue wertvolle Ergebnisse zeitigen.
Der Ausbau der russischen Museen
Yon
Wolfgang Born-Wien
Die erste kunstpolitische Aufgabe, die sich die rus-
sische Revolution gesteilt hatte, bestand in der Ver-
staatliehung des privaten Kunstbesitzes. Mit dem auf
diese Weise zusammengebrachten Material erweiterte
nnd vermehrte man die Museen. Energische volks-
bildnerische Propaganda fiir den Besuch der Samm-
lungen setzte ein, und wirklich gelang es, das Publi-
kum in breitestem Maße zu interessieren. Die Galerien
sind ständig von einer Menge gefüllt, die, in Gruppen
geführt oder einzeln, mit sichtbarer Aufmerksamkeit
die Kunstwerke betrachtet. Tnzwischen aber ent-
wickelte sich die Weltanschauung des Kommunismus
iji der Sow jetunion zu einem das ganze geistige Leben
beherrschenden System. Damit begann auch fiir die
Museen eine neue Epoclie. Sie hörten auf, Selbstzweck
zu sein, und erhielten ihren Platz im Lehrgebäude des
Marxismus. Der Bolschewismus sielit im Kunstwerk
ein soziologisehes Dokument, und zwar, gemäß seiner
wiederum fremdartige Elemente mit den einlieimi-
schen vermischt zeigt. An seiner Frontseite standen
in Nischen mindestens 40 dekorative Götterfiguren,
höchst seltsam aus 15 Lagen von Ziegeln gestaltet,
die in die Mauer eingebunden und vermutlich mit
Stuck tiberzogen waren. Es ist abwechselnd ein
bärtiger Berggott und eine Göttin, beide mit kleinen
Hörnerkronen, langwallendem Haar und ganz un-
semitischen Ziigen. V or der Brust halten sie Krüge mit
Wasser, das rechts und links von ilinen in Wellen-
bändern herabrinnt. Aclit von ihnen sind nacli Berlin
gelangt, wo sie ihrer Aufstellung harren und einst-
weilen in ein paar Proben (im Durchgang vom Alten
zum Neuen Museum) zu sehen sind.
Man kann julius jordan und seinen vier Mitarbei-
tern, aber auch der Notgemeinschaft der deutschen
Wissenschaft, die diese Ausgrabung ermöglicht liat,
nicht genng fiir sie danken. Ihre Fortsetzung wird
gewiß noch neue wertvolle Ergebnisse zeitigen.
Der Ausbau der russischen Museen
Yon
Wolfgang Born-Wien
Die erste kunstpolitische Aufgabe, die sich die rus-
sische Revolution gesteilt hatte, bestand in der Ver-
staatliehung des privaten Kunstbesitzes. Mit dem auf
diese Weise zusammengebrachten Material erweiterte
nnd vermehrte man die Museen. Energische volks-
bildnerische Propaganda fiir den Besuch der Samm-
lungen setzte ein, und wirklich gelang es, das Publi-
kum in breitestem Maße zu interessieren. Die Galerien
sind ständig von einer Menge gefüllt, die, in Gruppen
geführt oder einzeln, mit sichtbarer Aufmerksamkeit
die Kunstwerke betrachtet. Tnzwischen aber ent-
wickelte sich die Weltanschauung des Kommunismus
iji der Sow jetunion zu einem das ganze geistige Leben
beherrschenden System. Damit begann auch fiir die
Museen eine neue Epoclie. Sie hörten auf, Selbstzweck
zu sein, und erhielten ihren Platz im Lehrgebäude des
Marxismus. Der Bolschewismus sielit im Kunstwerk
ein soziologisehes Dokument, und zwar, gemäß seiner