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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Februarheft
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Zimmermann, Ernst: Ausstellung von Kelsterbacher Porzellan im Schloßmuseum zu Darmstadt
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Kubsch, Hugo: Das Modell als Anreger
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0192

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ter, damit unruhiger; auch die Durcharbeitung ist
weit flauer. So erscheint er nur wie ein schwacher Ab-
klatsch seines großen Vorbildes, das aber doch noch
ausgereicht hat, recht annehmbare Leistungen zu Wege
zu bringen. Alle seine Arbeiten sind unbemalt. Malerei
scheint immer die schwache Seite Kelsterbachs ge-
wesen zu sein. Damals aber fehlte es hier gänzlich an
brauchbaren Malern.

Gänzlich bedeutungslos aber war dann, was nach
zwanzig Jahren H ö c k e 1 an plastischen Werken her-
auszubringen versuchte. Es ist ein stilloses Durch-
einander, was einem da entgegentritt, zum Teil mit
Anlehnung an bereits längst abgetane Vorbilder Meißens
und anderer Manufakturen. Nur die Markc läßt sie als

Arbeiten einer und derselben Fabrik erkennen. Mit der-
artigen Leistungen konnte der Anstalt nicht geholfen
werden. Auch war ja die Zeit der eigentlichen
Porzellanfiguren vorüber.

Und ebenso hat die Fabrik fast nie etwas Beson-
deres in der Herstellung von Geschirren und dergleichen
geleistet. Nur selten hat sie hierbei eine reichere Be-
rnalung entfaltet. Dagegen scheint eine besondere
Spezialität die Anfertigung von kleineren Gegenstän-
den, vor allem von Dosen, gewesen zu sein, deren
Malereien freilich gleichfaüs meist nicht gerade erfreu-
lich sind. An guten Malern scheint es hier in der Tat
immer gefehlt zu haben.

Ovaler Tisch niit Lack-
bemalung. Rosenholz und
Polisander.

England, Ausg. 18. Jahrh.

Versteigerung
am 24. Februar durch
Internationales Kunst-
und Auktions-Haus
G. m. b. H., Berlin

Das Modell ats Anüeöct?

oon

Jiugo KubCcb

Dieser Aufsatz enthält Bruchstücke aus einer
Künstlerpsychologie des Verfassers, die in Kürze
erscheint.

!j jer Bildhauer Gottfried Schadow schreibt einmal an
einen Freund, daß er unbedingt ein lebendes
Modell brauche, wenn bei ihm eine Plastik „etwas
Gutes“ werden solle. ,,Bei nackenden Sachen habe ich
gewöhnlich vor dem eigentlichen Modelle ein beson-
deres Studium nach dem Leben vorangehen lassen, und
Hände, Arm und Kopf wieder nach einem anderen leben-
den Modell genommen, aus welchen Studien zusammen
ich nachmals das auszuführende Modell unternommen

habe“. Schadow arbeitete also frisch fröhlich nach der
Metliode des seligen Zeuxis, der von jedem Weibe das
beste nahm, um das ideale Weib zu forrnen. In beiden
Fällen kann die Anregung durch das einzelne Modell
nicht sehr tief gewesen sein; wenn uns auch das
Schaffen des Zeuxis innner problematisch bleiben wird
(wir wissen nicht, ob ihm der schöne Busen einer schö-
nen Landsmännin jemals gefährlich gewesen ist), so
sind wir doch über Schadows Methode, mit dem Modell
umzugehen, besser unterrichtet. Schadow, der tief im
Klassizismus steckte, war doch, und niclit nur nebenbei,
ein ganz annehmbarer Realist, der von seinen Modellen

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