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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Aprilheft
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Wolbe, Eugen: Was war in dem Paket?: ein Beitrag zur Psychologie des wissenschaftlichen Autographensammelns
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Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Neue Deutsche Kunst in Jugoslavien / Kunsthalle Mannheim / Die Albrecht Dürer-Stiftung in Nürnberg / Der neue Garten / Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0254

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Ueberzeugung zu handeln; nur Iäßt mein Vater b i
ken, daß unter diesen Umständen weder von seiner Hin-
willigung noch von seiner Mitwirkung die Rede sein
darf.“

Holtei gab nicht nach: war es ihm nunmehr ver-
wehrt, den Goethischen Faust bühnengerecht zu
machen, so blieb es ihm doch unbenommen, nach dem
alten Volksbuch einen „Doktor Johannes Faust“ zu
schreiben, zu welchem Karl B 1 u m die Musik kompo-
nierte. Die erste Aufführung an der Königstadt fand
am 10. Januar 1829 statt. Mochte auch Adalbert von
C h a m i s s o den Dichter am Schluß mit den Worten in
die Arme schließen: „Du hast’s erreicht!“ — es war
dennoch kein rechter Erfolg! Goethe fragte in einem
Briefe vom 18. Januar 1829 bei Zelter nach dem Holtei-
schen Faust an, „wie er einem wohldenkenden, wohl-
meinenden Freunde vorkommt“, denn nach den Zei-
tungsberichten erkenne er seinen „alten Theaterfreund“
nicht mehr wieder. Zelter fällte eine vernichtende
Kritik, über die der Alte seine Freude hatte (wie
Johanna Schopenhauer an Holtei berichtete).

Bald darauf wurde Goethes Faust am Weimarer
Hoftheater einstudiert — „man martert sich nun mit

einem neuen Quälodram“, meldete Goethe seinem
Freunde Zelter. Am 28. August, zu Goethes 80. Geburts-
tage, ging das Stück in Szene. Holtei war zu der Feier
nach Weimar gekommen und wohnte natürlich auch der
ersten Aufführung bei, die ihn freilich wenig befriedigte,
denn „es war nichts getan, es war nur gestrichen wor-
den“, ein Urteil, welches Holtei der Exzellenz „deutsch
und ehrlich in den Bart warf“, ohne zu verschweigen,
daß er seine eigne Umarbeitung für ungleich dramati-
scher, konzentrierter, besser und wirksamer hielt,
worauf Goethe ohne Groll erwiderte:

„Ihr junges Volk versteht es freilich viel besser!“

Alle diese Einzelheiten über die Beziehungen
Goethes zu dem jungen Schlesier ergaben sich aus mei-
nen von dem Goetheautograph augeregten Studien. Ich
habe nicht nur den — mutmaßlichen —■ Inhalt jenes von
dem Altmeister zurückerbetenen Paketes ermittelt, ich
durfte auch an der Hand der Großen Weimarer Goethe-
Ausgabe, des autobiographischen Romans „Vierzig
Jahre“ von Holtei und der im Goethe-Schiller-Archiv zu
Weimar ruhenden Korrespondenz in Holteis unterhalt-
samer Gesellschaft einen Einblick in das Leben am ge-
heimrätlichen Teetisch in Weimar tun.

Italienische Majoliken

Aus den Beständen zweier deutscher Museen
Versteigerung am 5. und 6. Mai durch Hugo Helbing, Frankfurt a. M.

Aus dcm nocdißben KunffLcben.

In dem am 7. März im Alter von 66 Jahren verstorbenen
Axel Gallen-Kallela hat Finnland nicht nur seinen hervor-
ragendsten und berühmtesten Künstler, sondern zugleich einen
Häuptling des ganzen nationalen Kulturlebens verloren. Nimmt
man die an der französischen Malerei und zum Teil auch an Munch
geschulte reine Farbenkunst aus, die die jüngste Phase der finni-
schen Malerei darstellt, so spiegelt sich in Axel Gallen-Kallelas
Schaffen die Entwicklung der Malerei Finnlands während der jiing-
sten anderthalb Menschenalter in allerr ihren Hauptstadien wieder.
Itr dem Naturalismus seiner Pariser Zeit stand er noch Edelfelt
nahe, über den er jedoch durch die, man rnöchte sagen, grimmige
Wucht seines Wirklichkeitssinnes und seiner Formenergie weit
hirtausging; später streifte er Arrders Zorn, trahm dann Einfliisse
des Symbolisrnus auf (Symposion 1894, Bildnis seiner Mutter), fand
sich an den italienischen Primitiven zur Stilkunst und machte es

sich schließlich zur Aufgabe, auf dieser Grundlage eine national-
finnische Malerei zu schaffen. Als Mittel hierzu dienten ihm die
Motive des finnischen Nationalepos Kalevala, die er sowolrl in
Tafelbildern wie in seinen Fresken im Vestibüle des National-
museums zu Helsingfors als Gegenstand gewählt hat. Seine Absicht
ging dahin, an den alterr Sagen ursprüngliches finnisches Volks-
tum zu schildern und zu verkörpern; es lebt in diesen Arbeiten
die barbarische Wildheit urrd Größe eines ungebrochenen Natur-
volkes. Mit Deutschland ist Gallen-Kallela in engere Verbindung
getreten, als er in den neunziger Jahren sich in Berlin aufhielt
und in jenem Kreise verkehrte, dem u. a. auch Strindberg, Vigeland
und Munch angehörten; hat er auch aus der deutschen Kunst kaurn
unmittelbare Einflüsse aufgenommen, so ist doch die Berliner Zeit
dadurch für ihn fruchtbar geworden, daß sie ihn für die Wendung
zur Stilform vorbereitete. Er gehörte zur Familie der Grübler,

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