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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Februarheft
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Kubsch, Hugo: Das Modell als Anreger
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Aus dem nordischen Kunstleben / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Kunstwelt / Aus der Museumswelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0195

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nillt, befreit zu sein. Manet hatte einmal eiu geeignetes
Modell gefunden, den Schauspieler nnd späteren Mag-
netisenr Donato; aber kaum kam Donato mit anderen
Modellen in Berührung, so „streckte er auch die Brust
hervor, straffte seinc Muskein und gefiel sich in
heroischen Posen“. Manet war verzweifelt. Renoir
war gewitzter; aucli ihm war das Berufsmodell ein
Greuel. Er malte am liebsten seine Dienstmädchen; die
blassen Frauen der Gesellschaft mit den feinen Händen
haßte er. Vollard erzählt, „wenn dem Renoir ,ein Modell
gut im Pinsel sitzt4, so ist ihm ein Wechseln lästig.
Selbst das Alter ist ihm gleichgültig“. Er malte gern

Frauen mit Händen, die nacli Arbeit aussahen. Und bei
manchem Trampel hat er den Körper einer Venus ent-
deckt mit jenem für ihn so unschätzbaren Pfirsichteint.
Manchmal versagte aber auch das schönste Modell, und
er holte eines Tages, um einen mißgliickten Akt zu
retten, seine alte Louison wieder, die er einst auf dem
Boulevard de Clichy traf, mit einem kleinen blauen
Band um den Hals. „Das ist nun dreißig Jahre her!
Welche Bauchlinie!“ Und Renoir, so erzählt Voilard,
nimmt wieder Louison vor, findet die Bauchlinie unter
den Fleischwülsten nnd macht seinen schönsten Akt.

Debucourt, Les deux baisers

Aus der Kupferstichversteigerung bei C. G. Boerner, Leipzig
am 27. und 28. April

Aus dcm norditcbcn Kunßtcbcn.

Die von der „Vereinigung für nationale Kunst“ im Schlosse
Charlottenborg veranstaltete Ausstellung älterer dänischer
M a 1 e r hatte einen gewissen demonstrativen Charakter, insofern
sie als ein — freilich recht verspäteter — Protest gegen die Zu-
sammensetzung jener bemerkenswerten großen Forumausstellung
im Herbst 1929 gedacht war, über die seinerzeit auch im „Kunst-
wanderer“ berichtet worden ist. Man beklagte sich damals
darüber, daß die Jugend auf Kosten bewährter älterer Künstler
unbillig bevorzugt worden sei. In der Charlottenborg-Ausstellung
erschien nun eine Reihe von unanfechtbar tüchtigen Bildern von
Axel Helsteed, Carl Thomsen, Frans Henningsen, Anton Dorph,
Carl Wentorf und sogar Carl Bloch — durchweg Kiinstler, die

ihren Platz oder doch ilir Plätzchen in der Geschichte der däni-
schen Kunst, meist anch in den Museen haben; sie stehen aus-
nahmslos in der Linie der gnten nationalen Ueberlieferung, aber
daß sie das Bild der Entwicklung der dänischen Malerei, wie es
die Forumsausstellung bot, in irgend einer wesentlichen Hinsicht
verändert haben würden, das läßt sich doch nicht behaupten, und
die Entscheidung der die beiden Lager trennenden Grundfrage,
ob die Zeit die Werke der heut Modernen bestätigen oder ver-
werfen wird, muß man schon dieser überlassen. Die „Jugend“
(deren Angehörige iibrigens größtenteils schon im reifen Mannes-
alter stehen) läßt sich inzwischen ihr Lebensrecht nicht nehmen
und ist vollzählig wieder in der jiingsten „G r ö n n i n g e n“-

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