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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Februarheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Kunstwelt / Aus der Museumswelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0196

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Anonymer deutsclier Meister des 15. Jahrli., Das jüngste Gericht
Versteigerung bei C. G. Boerner, Leipzig, am 27. und 28. April

A u s s t e 11 u n g erschienen, die hauptsächlich von den Klinst-
lern der „Forums-Linken“ bestritten wurde. Aucli liier riclitete
sicli die Aufmerksarnkeit wieder auf den Jüten Jens Söndergaard,
der zäh und beharrlich seine Kunst zu größerer Freiheit entwickelt.

Längst außerhalb der kiinstlerischen Farteistreitigkeiten
stehen die beideu Veteranen, die die seltene Feier des 80. Geburts-
tages begehen konnten. Von ihnen zählt V i g go Johansen
zu den dänischen Kiinstlern. die auch im Auslande bekannt ge-
worden sind. Er ist die letzte Säule äus der Zeit, wo die Malerei
Dänemarks ihren modernen Durchbruch vollzog, aus der Zeit
der Kröyer, Ancher, Tuxen; die große Ehrenausstellung, mit der
man den Tag beging, gab ein schönes Bild von seinem Schaffen,
dem Schaffen eines echten Malers, das sich immer natürlich cnt-
wickelt und irnmer in den Grenzen des guten Geschmacks gehalten
hat. Man sah seine längst klassisch gewordenen Friihbilder, wie
die „Abendunterhaltung“ und die „Akademiesitzung“ und eine
große, bis in die jiingste Zeit reicliende Zalil seiner Innenstiicke,
Bildnisse und Landschaften; er ist ja ein beriihmter „Maler des
dänischen Fleinrs“, und in seinen Landschaften ist die zarte und
zurückhaltende Intimität der dänischen Natur fein gedeutet. Ais
eiu Ergebnis dieser Schau ließ sicli feststellen, daß der franzö-
sische Einfluß auf Johansen doch selir vorsichtig anzuschlagen
und wolil mehr auf allgemeine Anregung zu beschränken ist. Eine
weniger gefestigte Fersönlichkeit ist V a 1 d e m a r I r m i n g e n ,
dessen blonde sanfte Bilder Besuchern der dänischen Museen er-
innerlich sein werden. Er hat vielerlei gemalt: Tiere, Hospital-
szenen, Forträts, aucli religiöse Bilder; er liatte eine leichte lockere
Finselführung, blieb zuweilen etwas 'dünn in der malerischen
Substanz, war imrner gefühlvoll, streifte dabei auch das Sentimen-
tale, aber in seinen besten Saclien lebt eine warme, stille Menscli-
lichkeit und sie liaben poetischen Duft. Irminger ist geborener

Lyriker, und zu seinem 80. Geburtstage hat er seinen Freunden ein
Bändchen Verse beschert. Uebrigens hat er melir als ein Jalir-
zehnt als Frofessor an der Kunstakademie gewirkt (bis 1920)
und so auch einen größeren Einfluß auf die jüngere Generation
ausgeübt.

Das H i s t o r i s c h e Museurn in Schloß Frederiksborg
hat aus dern aus Schloß Primkenau stammenden Kunstbesitze der
Augustenburger Familie in Berlin eine Reilre von Werken er-
werben können, die sowolil in kiinstlerischer Beziehung als aucli
gimz besonders dadurch wertvoll sind, daß sie in enger Beziehung
zur Geschichte und Kultur Dänemarks stehen. Dazu gehörcn die
repräsentativen Bildnisse des Generals und des Admirals Gylden-
löve, die Hyacinthe Rigaud während ihres Pariser Aufenthaltes
1693—96 gemalt hat, und eine Reilie von Porträts der dänischen
Königsfamilie von Jens Juel. Hierzu kommt eine Anzahl zum
Feil seltener und kostbarer Möbel, meist aus dem Anfang des
18. Jahrhunderts, und eine Menge Silber aus der Augustenburger
Silberkammer.

Im Nationalmuscum zu S t o c k h o 1 m hat der italienische
Saal eine völlige Neuordnung erfahren, nach deren Abschluß er
iüngst dem Fublikum wieder zugänglich gemacht worden ist. Die
italienisclie Abteilung geliört niclit zu den Stärken des Museums,
ist abcr durclr neuerliche Erwerbungen glücklich ergänzt und ver-
rnelirt worden. Die Haupterwerbung war der von Osvald Siren
bestimmte und seitdem allgemein anerkannte „Hl. Sebastian“ von
Perugino, dem denn auch in dem neuen Saale ein Ehrenplatz zu-
gewiesen ist. Seine al’gemeine Anordnung ist melir nach dein
Gesiclrtspunkte der ästhetischcn Wirkung als nach dem des ge-
schichtlichen Anfbaus vorgenommen worden. Man findet hier
u. a. eine von Siren dem Bonsigni zugeschriebene feine kleine
Madonna, die die Universität Upsala dem Museum anvertraut
iiat, zwei dramatisch bewegte Legendenbilder von dem Sienesen
Spinello Aretino, ferner gute Stücke aus dem venezianischen
Fettecento (Tiepolo, Canaletto) und aus der neapolitanischen

J. B. Greuze, Mutter und Kind

Aus der Versteigerung bei C. G. Boerner, Leipzig, am 29. April

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