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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0379

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zum mindesten gleiche Bedeutung bei. Leichter als Corot lassen
sicli diese Erscheinungen der Romantik eingliedern: Rousseaii
schon in seiner rückwärts gewandten Tendenz, als großer Nacli-
fahr Jacob Ruisdaels; Millet durch seine Art, die Figuren als
fördernde Stimmungsmomente der Landschaft anzugleichen,
geradezu im Gefolge des Friedrichkreises. Auch zu den
Barbizonmeistern sind cleutsche Parallelen zu finden; ich denke
wieder an Blechen, an dcn jungen Spitzweg.

Es mag befremden, ein paar angenscheinliche Außenseiter in
der Schau vertreten zu finden: den Revolutionär Daumier, den
Realisten Menzel. Doch erweist sich bei näherem Überlegen der
Oberbegriff der Romantik in beiden Fällen minder bedenklieh
als er dem ersten Blick erscheinen mag. Yon Delacroix zn
Daumier gibt es ein gleichsam verbindendes Glied in Gericault.
Die Mischung des Dämonischen mit klarer objektiver Zeitsatire
in Daumier ist ein durchaus romantisches Motiv, das in der
Dichtkunst über Brentano, E. T. A. Hoffmann bis zu Immermann
und LTeine klingt. Der Name E. T. A. Hoffmann schlägt die
romantische Brücke zu Menzel, der an dieser Stelle, nicht wie
meist zu Unreclit beirn deutschen Realismus oder gar bei
Meissonier, anznscldießen ist; er selbst sclion als Gestalt von
Hoffmannscher Erfindung, der Gnomenkönig mit dem Bande
des schwarzen Adlers, in seinem Hang zunx Seltenen und Selt-
samen, den bürgerliche Elemente skurril durchsetzen, ganz in
der Linie der deutschen Spätromantik.

Delacroix, Corot und die Barbizonmeister, Friedrich und die
Nazarener, Menzel und Daumier fügen sich — bei allen äußeren
und inneren Divergenzen — miihelos zur Einheit, sobald der
wirkliche Gegenspieler auftritt: Gustave Courbet. Auch Courbet
hat ein Programm, doch ist es das Programm der Ungeistigkeit,
der Unbildung. Yerzicht auf die Errungenschaften der Tradi-
tion, der humanen Gesittung, rücksichtsloses Losgehen auf die
Natur, die unerbittlich gepackt und mit hartem Griff bezwungen
werden soll: das ist es, was ihm vorschwebt. Daß die franzö-
sische Tradition eines edlen Malwerks, daß selbst manches aus
der Kunst der Alten sich unwillkürlich in Courbets Werk ein-
schleicht, hat mit der Radikalität der Absicht nichts zu tun.

Keine Forderung des Courbetschen „Naturalismus“ war
dringender als die strenge Walming der Grenzen zwischen Poesie
uud Malerei, das Meiden des Literarischeu, des „Romantischen“.
Lehre und Beispiel der mächtigen Gestalt Courbet wurden be-
siimmend fiir das weitere 19. jahrhundert, in Frankreich wie in
Deutschland. In denFranzosen leben jedoch daneben und darüber
noch die übrigen Großen der vergangenen Epoche fort: Ingres
in Degas, Corot iin frühen Pissaro und Monet, Delacroix in
Monet, Renoir und Cezanne, Daumier wieder in Cezanne, und
es ist vielleicht gerade dieser Bestandteil ihres AVerkes, niclit
der Courbetsche, der den französischen Meistern des späteren
19. Jahrhunderts den Ewigkeitszug verleiht. Deutschland ergibt
sicli der Lehre Courbets schleclithin und ohne Rückhalt, es
lcann sich nicht genug darin tun — schon in dem nicht ganz
unrichtigen Gefiihl, nur auf diesem Wege der völligen Yer-
strickung ins Genrehafte zu entgehen — alle Reste des Gedank-
lichen, der krankhaft gefürchteten „Literatur“ mit Stumpf und
Stiel auszurotten. Es ist das tragische Schicksal der deutschen
Kunst, daß sie damit freiwillig axxf ein Gxxtteil des großen Erbes
ihrer eigenen geistigen Vergangenheit, axxf ihren Platz im uni-
versellen Zusammenspiel der Künste verzichtet. Die gedanklich
bestimmten Künstler werden mit dem „Naturalismus“ xxnd
„Impressionismus“ axxf die Nebenlinie dexxtschen Kxxnstschaffens
abgedrängt und von ihnen bleibt anx Ende nur Marees, in dem
etwas vom Geist der „heroischen“ Zeit produktiv wird.

Die große Gesinnung, die wir die romantische nennen, ist es,
die die Malerei Deutschlands mit der Frankreichs in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Einheit geschmiedet, die
noch dem 18. xinerreichbare Sehixsucht bleiben mxißte, von der
sie sich im fortsclxreitenden 19., trotz äußerlicher Annäherungen,
%\ieder weiter fortbewegt. Die Vertretung des nxalerischen
Schaffens der Zeit ist danach keine vollkomnxene, solange sie
sich axxf eines der beiden Länder allein beschränkt: erst in dem
sinnvoll gewählten Beieinander deutscher xxnd französischer
Schöpfungen enthiillen sich Zusammenhänge und Gegensätze,
Reichtxim xiud Grenzen der romantischen Kunst.

Grete Ring.

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Dt'. Redslob unter Hinweis auf ein Wort von Franz Marc er-
lclärte, wonach es denx Künstler unserer Zeit nicht atif das Sub-
jekt, sondern axxf das Prädikat der Dinge ankomme. Die Kunst
unserer Zeit wolle nicht die Wiederholxxng der Wirklichkeit, son-
dern die Erfassung des Sinnbildes. „Kunst ist in sicli Symbol.“
Sie will nicht die Dinge selbst, sondern den Geist der Dinge
geben. Diesen Geist des Wirklichen, in dem aucli Goethe das
einzig Ideelle erkannt lxabe, ströme aber die Welt des Rheinisch-
Westfälischen Industriegebiets xiberall aus. Und so leitet er zum
Schluß über auf eine Danksagung an einige Persönlichkeiten,
die die Axxsstellung trotz der Ungunst der Zeit gerade jetzt in
das Industriegebiet gewiinsclxt und ilire Verwirklichung durch-
gesetzt haben.

Regierungspräsident Bergemann, Diisseldorf, hielt folgende
Ansprache:

Der Ilerr Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung
bedauert es außerordentlich, daß er niclxt selber an dieser Stelle
stehen und die Ausstellung 1931 des Dexxtschen Künstlerbundes
eröffnen kann. Er hat mich gebeten, ihn zu vertreten. Iclx darf
annehmen, daß er gerade mich dazxx ausersehen hat, weil ich als
Kurator der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf auch
dienstlich seit Jahren mit Kunst und Künstlern zu tun lxabe.

Die Aufgabe des Künstlerbundes verstxdie ich so, daß er ein-
xxxal in jedem Jalir, an wechselndem Ort, einen Uberblick über
das Beste zeigen will, was im Deutschen Reicli von den be-
rufensten Künstlern auf dem Gebiete der Malerei uiid Bild-
hauerei gesclxaffen wird. Dieser außerordentlich wichtigen Auf-
gabe sucht er gerecht zu werden dadurch, daß er seine Jury

3))
 
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