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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Märzheft
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Landau, Dora: Der Maler Max Band
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Erdmann, Kurt: Aegyptische Teppiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0208

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sind Mund und Augen, Haltung und Linien der Schultern
in den beiden schönen Darstellungen von „Mutter und
Kind“. Der kleine Pierrot, der als lieller Fleck in Forrn
eines auf die Spitze gestellten Quadrates vor dern dunk-
len Hintergrunde leuchtet, empfängt von dem melan-
cholischen Gesichtchen seinen Ausdruck, das kleine
Mädchen im Einsegnungsstaat — eine Meisterleistung
Uieses schaumige Weiß — sitzt verschüchtert und be-
fangen wie schwebend auf seinem Stuhl und klammert
die Händchen fest um ein Blumenstöckchen. Und alle
Tragik und Bedrückung des Judentums erlebt der Be-
schauer vor dem Bilde des Rabbiners. Stelit dem
Kiinstler hier die psychische Ausdruckskraft der Kör-
per- und Gesichtslinien zur Verfügung, so fehlt dieses
Mittel im Stilleben oder der Landschaft, wo er nur mit
Licht und Farbe sein Erlebnis sichtbar rnachen kann.

Da ist ein kleines Stilleben, eine Petroleumlampe, eiu
Buch auf einem Tisch, an der Wand verschwommen
ein Bifd, alles in grau-grünem Ton mit wenigen kleinen
Farbflecken, niclits weiter — und eine Welle von Trau-
rigkeit schlägt und daraus entgegen. Die Wärme der
Farben, ihr feiner Glanz, ihr Sinn und ihre Sinnlich-
keit übertönen nie diesen Grundton seiner Kunst und
seines Wesens. Aber die Empfänglichkeit für den opti-
schen Eindruck, aus der dem Künstler freundlicheres
Erleben erwächst, kämpft gegen alles Schmerzliche,
gegen dem Krampf des Erleidens, der heute schon gelösr
erscheint. Daß er imstande ist, seine innige seelisc'ne
Beziehung zu seinen Werken in jeder Einzelheit so zum
Ausdruck zu bringen, daß wir durch sie uninittelbar be~
rührt und erschüttert werden, ist der „Expressionis-
mus“, der den Künstler rnacht.

Aus der Mai-Auktion von Handzeichnungen bei Hollstein & Puppel, Berlin

Aeöypttfcbe Tepptcbe0

oon

Kurt Scdmann

i.

1 nter den verschiedenen im Gebiete des östlichen
Mittelmecrbeckens entstandenen Gattungen von
Knüpfteppichen hat eine die Forschung besonders be-
schäftigt, da sie mit keiner der gleichzeitigen Gruppen in
Verbindung zu stehen schien. Es sind dies Teppiche aus

b Vergl. einen ersten Aufsatz d. Verf. in Art in America, 1931,
Seite 1—22.

feiner, seidig glänzender Wolle mit kleinteiligem,
geometrischem Muster, das in seiner strengen Kom-
ponierung um eine mittlere Figur an jene regelmäßigen
Gebilde erinnert, wie sie in einem Kaleidoskop ent-
stehen.-) Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, daß
man stets nur drei Farben, ein helles Blau und ein dunk-
leres Grtin und Rot verwendet. Die auffallende Klein-

2) Vergl. Bode-Kühnel, Vorderasiatische Knüpfteppiche, S. 48.

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