gerät lieute der Mnsenmsbcsncher in den Yerdacht,
unlautere Absichten zu verfolgen.
Woz u die Riickseite alter Bilder beachten? Haben
die großen Meister niclit das, was sie auszusprechen
wiinschten, auf der Yorderseite irn Bild wiederge-
geben ?
Das Problem der Bildtafeln und Leinwände, ihre
Grundierung, Bearbeitung und Erhaltung ist aller-
dings keine Angelegenheit der künstlerischen Forrn.
Darum gelrt die Untersuchung der Rückseite den
Kenner an. je rraclr Lage des Falles wird er sogar
geneigt sein, der Rückseite selrr große Aufrnerksarn-
lceit zu schenkerr. Gerade in jenen zweifelhaften
Lagerr, in denen marr siclr dem Bilde niclrt auf dem
Wege der chemischen Untersuchung nähern kann,
wird er die Rückseite sehr genau studieren. Ein Ver-
dacht gegen die Vorderseite wird häufig durclr die
Rtickseite bestätigt. Im Irrteresse der Erforschung der
Walrrheit über einen Kunstgegenstand wäre es dalier
leiclrtfertig, die Rückseite zu vernaclrlässigen. Ein
LTrteil über ein Gemälde rnuß um so gewissenhafter
begründet werden, je lröher der rnaterielle Einsatz ist,
der zu seiner Erwerbung aufgeboten werden muß.
Da irn Museum der Weg zur Kehrseite alter Bikler
verschlossen ist, wird der Kenner die Yorderseiten mit
Ärgusaugen rnustern, in der Absicht, aus ihnen die
Rückansichten möglichst genau zu rekonstruieren. Er
wird f'eststellen, ob die Träger der Farbschicht be-
schädigt waren. Llat etwa die Ilolztafel durclr Wurm-
fraß gelitten, kenntlich an runden, naclrträglich ein-
gesunkenen Kittstellen ? Wurde die Leinwand durch
Eiureißen oder Stoßen beschädigt, wobei die entstan-
denen Risse durch Hinterlegung von Leinwandstreifen
oder Übertragung auf neue Leinwand geschlossen
wurden ? Mi t besonderem Yergniigen wird der Kenner
die Rißbildung studieren, läßt sicli docli daran viel-
fach die Beschaffenheit des Malgrundes erkennen. Der
Triumph des Forschers ist es, wenn er durch Unter-
suchung der Unebeidieiten bei einer Musterung der
Oberfläche von der Seite her ein Relief von verschie-
denen Höhen feststellt und daraus erkennt, daß der
Meister schon vor der Anlage des Bildes einen Ast aus
dem Malbrett herausschneiden und an seiner Stelle
eine Einlage einsetzen ließ. Das feine Gitterwerk der
Sprünge und die Fuge, an der zwei Bretter zusammen-
stoßen, verrät ihm, daß Holz die Grundlage der Male-
rei ist. Auch erkennt er an dem Verlauf der Sprünge,
in welcher Richtung es liegt. Tritt eine konzentrisch
gelagerte Sprungbildung auf, die sich ansieht wie ein
Auge, so ist dies ein Beweis dafür, daß die Farbschicht
auf Leinwand aufgetragen wurde, die einmal von
vorn oder von liinten einen Druck empfing und da-
durcli jene Brüche im Pigment verursachte. Die
Meister wird der Kenner sclion an ihren handwerk-
liclien Gepflogenheiten wie der Auswahl des Materials
und seiner Yerarbeitung sofort erkennen.
Aber alle solclie Feststellungen durch Untersuchung
der Yorderseiten werden tatsächlich an der „Ober-
fläche“ bleiben, wenn nicht die Rückseite der Bilder
untersucht werden kann. Schon die Frage, ob das
Bild noch auf der ursprünglichen Leinwand sitzt, ist
nicht zu lösen, wenn das Werk niclit von der Wand
genommen werden darf. Auch wird man erst durch
Umkehrung feststellen, ob es sicli um ein Original
oder einen Ausschnitt handelt. Bei Uolztafeln gibt die
ungleichmäßige Behandlung der Seiten und die Ab-
schrägung dem Falz entlang hieriiber wichtige Auf-
schlüsse. Allerdings beobachtet man leider oft bei
Tafeln, daß die ursprüngliche Rückseite entfernt
wurde, um einem Parkett Platz zu machen. In solchen
Fällen ist die Riickseite unergiebig. Selbst die Fest-
stellung der Ilolzart ist unmöglich geworden. Regel-
mäßig wird durcli die Parkettierung aucli die um-
laufende Abschrägung gegen den Rand hin zerstört.
Gerade in den letzten jaliren verstärkter Konservie-
rung hat die Verwüstung der Rückseiten so um sicli
gegriffen, daß die Sammler anfangen miißten, höhere
Preise zu bewilligen, wenn die Rückseite tadellos er-
lialten ist.
Zu den großen Seltenheiten gehört es heute sclion,
wenn rückwärts die alten Handwerkszeichen der
Maler und der Tischler erscheinen. Die eingebrannte
Hand komrnt bei Antwerpener Tafeln relativ noch
liäufig vor. Schon seltener sind Hausmarken, die mit
dem Hohleisen aus dem Holz gehoben sind. Aucli auf
Ivupfertäfelchen finden sich gelegentlicli solche Zei-
chen, deren Deutung vorläufig noch Schwierigkeiten
bereitet.
Wichtige Aufschliisse über die Geschichte des Bildes
und seiner Ilerkunft vermögen die in Siegellack ab-
gedruckten Siegel der Eigentümer und schriftliche
Notizen zu geben, wie sie hauptsächlich bei Erbteilung
angebracht wurden. Allerdings sind Siegelabdrucke
wie alte Zettel iibertragbar. Man wird daher gut
daran tun, auch ihnen gegenüber kritisch zu sein.
Künstlersignaturen auf der Riickseite betrachte man
kritisch. Sie sind häufig später nachgezogen worden.
Dagegen sind Zettel, die auf Auktionen Bezug nehmen,
wichtige Hinweise, die vorzüglich geeignet sind, den
AVeg des Bildes im Lauf der Jahrhunderte zu ver-
folgen.
Aus solchen Bemerkungen gelit hervor, wie wichtig
es ist, sich aucli die Riickseite der Bilder anzusehen.
Wer diese aber studieren will, kommt lieute weder auf
der Universitat noch irn Museum auf seine Rechnung.
Er muß den Weg in die Kunsthandlung und in den
Ausstellungsraum des Auktionshauses wählen.
unlautere Absichten zu verfolgen.
Woz u die Riickseite alter Bilder beachten? Haben
die großen Meister niclit das, was sie auszusprechen
wiinschten, auf der Yorderseite irn Bild wiederge-
geben ?
Das Problem der Bildtafeln und Leinwände, ihre
Grundierung, Bearbeitung und Erhaltung ist aller-
dings keine Angelegenheit der künstlerischen Forrn.
Darum gelrt die Untersuchung der Rückseite den
Kenner an. je rraclr Lage des Falles wird er sogar
geneigt sein, der Rückseite selrr große Aufrnerksarn-
lceit zu schenkerr. Gerade in jenen zweifelhaften
Lagerr, in denen marr siclr dem Bilde niclrt auf dem
Wege der chemischen Untersuchung nähern kann,
wird er die Rückseite sehr genau studieren. Ein Ver-
dacht gegen die Vorderseite wird häufig durclr die
Rtickseite bestätigt. Im Irrteresse der Erforschung der
Walrrheit über einen Kunstgegenstand wäre es dalier
leiclrtfertig, die Rückseite zu vernaclrlässigen. Ein
LTrteil über ein Gemälde rnuß um so gewissenhafter
begründet werden, je lröher der rnaterielle Einsatz ist,
der zu seiner Erwerbung aufgeboten werden muß.
Da irn Museum der Weg zur Kehrseite alter Bikler
verschlossen ist, wird der Kenner die Yorderseiten mit
Ärgusaugen rnustern, in der Absicht, aus ihnen die
Rückansichten möglichst genau zu rekonstruieren. Er
wird f'eststellen, ob die Träger der Farbschicht be-
schädigt waren. Llat etwa die Ilolztafel durclr Wurm-
fraß gelitten, kenntlich an runden, naclrträglich ein-
gesunkenen Kittstellen ? Wurde die Leinwand durch
Eiureißen oder Stoßen beschädigt, wobei die entstan-
denen Risse durch Hinterlegung von Leinwandstreifen
oder Übertragung auf neue Leinwand geschlossen
wurden ? Mi t besonderem Yergniigen wird der Kenner
die Rißbildung studieren, läßt sicli docli daran viel-
fach die Beschaffenheit des Malgrundes erkennen. Der
Triumph des Forschers ist es, wenn er durch Unter-
suchung der Unebeidieiten bei einer Musterung der
Oberfläche von der Seite her ein Relief von verschie-
denen Höhen feststellt und daraus erkennt, daß der
Meister schon vor der Anlage des Bildes einen Ast aus
dem Malbrett herausschneiden und an seiner Stelle
eine Einlage einsetzen ließ. Das feine Gitterwerk der
Sprünge und die Fuge, an der zwei Bretter zusammen-
stoßen, verrät ihm, daß Holz die Grundlage der Male-
rei ist. Auch erkennt er an dem Verlauf der Sprünge,
in welcher Richtung es liegt. Tritt eine konzentrisch
gelagerte Sprungbildung auf, die sich ansieht wie ein
Auge, so ist dies ein Beweis dafür, daß die Farbschicht
auf Leinwand aufgetragen wurde, die einmal von
vorn oder von liinten einen Druck empfing und da-
durcli jene Brüche im Pigment verursachte. Die
Meister wird der Kenner sclion an ihren handwerk-
liclien Gepflogenheiten wie der Auswahl des Materials
und seiner Yerarbeitung sofort erkennen.
Aber alle solclie Feststellungen durch Untersuchung
der Yorderseiten werden tatsächlich an der „Ober-
fläche“ bleiben, wenn nicht die Rückseite der Bilder
untersucht werden kann. Schon die Frage, ob das
Bild noch auf der ursprünglichen Leinwand sitzt, ist
nicht zu lösen, wenn das Werk niclit von der Wand
genommen werden darf. Auch wird man erst durch
Umkehrung feststellen, ob es sicli um ein Original
oder einen Ausschnitt handelt. Bei Uolztafeln gibt die
ungleichmäßige Behandlung der Seiten und die Ab-
schrägung dem Falz entlang hieriiber wichtige Auf-
schlüsse. Allerdings beobachtet man leider oft bei
Tafeln, daß die ursprüngliche Rückseite entfernt
wurde, um einem Parkett Platz zu machen. In solchen
Fällen ist die Riickseite unergiebig. Selbst die Fest-
stellung der Ilolzart ist unmöglich geworden. Regel-
mäßig wird durcli die Parkettierung aucli die um-
laufende Abschrägung gegen den Rand hin zerstört.
Gerade in den letzten jaliren verstärkter Konservie-
rung hat die Verwüstung der Rückseiten so um sicli
gegriffen, daß die Sammler anfangen miißten, höhere
Preise zu bewilligen, wenn die Rückseite tadellos er-
lialten ist.
Zu den großen Seltenheiten gehört es heute sclion,
wenn rückwärts die alten Handwerkszeichen der
Maler und der Tischler erscheinen. Die eingebrannte
Hand komrnt bei Antwerpener Tafeln relativ noch
liäufig vor. Schon seltener sind Hausmarken, die mit
dem Hohleisen aus dem Holz gehoben sind. Aucli auf
Ivupfertäfelchen finden sich gelegentlicli solche Zei-
chen, deren Deutung vorläufig noch Schwierigkeiten
bereitet.
Wichtige Aufschliisse über die Geschichte des Bildes
und seiner Ilerkunft vermögen die in Siegellack ab-
gedruckten Siegel der Eigentümer und schriftliche
Notizen zu geben, wie sie hauptsächlich bei Erbteilung
angebracht wurden. Allerdings sind Siegelabdrucke
wie alte Zettel iibertragbar. Man wird daher gut
daran tun, auch ihnen gegenüber kritisch zu sein.
Künstlersignaturen auf der Riickseite betrachte man
kritisch. Sie sind häufig später nachgezogen worden.
Dagegen sind Zettel, die auf Auktionen Bezug nehmen,
wichtige Hinweise, die vorzüglich geeignet sind, den
AVeg des Bildes im Lauf der Jahrhunderte zu ver-
folgen.
Aus solchen Bemerkungen gelit hervor, wie wichtig
es ist, sich aucli die Riickseite der Bilder anzusehen.
Wer diese aber studieren will, kommt lieute weder auf
der Universitat noch irn Museum auf seine Rechnung.
Er muß den Weg in die Kunsthandlung und in den
Ausstellungsraum des Auktionshauses wählen.