Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 12./13.1930/31
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0330
DOI issue:
Juli-Augustheft
DOI article:Tietze, Hans: Altdeutsche Malerei in Nürnberg und Augsburg
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0330
kischen Stammescharakter wurzelnden formalen
Grundstock der Niirnberger Malerei — das Bedürfnis
plastischer Bestimmtheit ])ei geistiger Beweglichkeit
und ntichterner Empfindung — stellenweise so aus-
giebig, daB eine Yerknüpfung der einzelnen Erscliei-
nungen, ein Herauswachsen der jiingeren aus der
alteren Generation niclit erkennbar wird. Was wir
Im Sinn solcher Zeitvertretüng muB man die
Meisterbezeichnungen auffassen, unter die die Aus-
stellung — die Ergebnisse der älteren Literatur aus-
bauend — das ganze Material aufgeteilt hat; diese
Pseudonyme selbst auch nur als Namen für Werk-
stätten im eigentlichen Sinn des Wortes aufzufassen,
gelit wahrscheinlich schon zu weit; sie vollends als In-
Meister des Heilsbronner Passionsaltares, Flügel dieses Altares;
Teilaufnahme: Himmelfahrt Christi, um 1350
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
vor uns haben, sind in jene Nürnberger Konstante ge-
tauclite Äußerungen des europäischen Kunstgeistes;
wahrscheinlich — der zunehmenden Bedeutung des
aufstrebenden großen Handelsplatzes entsprechend
— vielf'ach Erzeugnisse zugezogener Meister, die ins
Lokale eingewachsen sind; die also insofern die
führenden Persönlichkeiten der Nürnberger Malerei
sind, als sie deren Stufenbau bestimmen.
dividualitäten zn verstehen, widerspricht dem Wesen
mittelalterlicher Geistigkeit und den Grenzen wissen-
schaftlicher Erkenntnis. Wir können nicht Individua-
lität erfassen, nur weil wir es möchten. Die Aus-
stellung hat sich nicht auf solclie methodische Be-
denklichkeiten eingelassen und verwendet ilire Ililfs-
namen mit einer empirischen Unbestimmtheit, in der
die Bezeichnung von Stilstufe, Generation, Werkstatt
3)8
Grundstock der Niirnberger Malerei — das Bedürfnis
plastischer Bestimmtheit ])ei geistiger Beweglichkeit
und ntichterner Empfindung — stellenweise so aus-
giebig, daB eine Yerknüpfung der einzelnen Erscliei-
nungen, ein Herauswachsen der jiingeren aus der
alteren Generation niclit erkennbar wird. Was wir
Im Sinn solcher Zeitvertretüng muB man die
Meisterbezeichnungen auffassen, unter die die Aus-
stellung — die Ergebnisse der älteren Literatur aus-
bauend — das ganze Material aufgeteilt hat; diese
Pseudonyme selbst auch nur als Namen für Werk-
stätten im eigentlichen Sinn des Wortes aufzufassen,
gelit wahrscheinlich schon zu weit; sie vollends als In-
Meister des Heilsbronner Passionsaltares, Flügel dieses Altares;
Teilaufnahme: Himmelfahrt Christi, um 1350
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
vor uns haben, sind in jene Nürnberger Konstante ge-
tauclite Äußerungen des europäischen Kunstgeistes;
wahrscheinlich — der zunehmenden Bedeutung des
aufstrebenden großen Handelsplatzes entsprechend
— vielf'ach Erzeugnisse zugezogener Meister, die ins
Lokale eingewachsen sind; die also insofern die
führenden Persönlichkeiten der Nürnberger Malerei
sind, als sie deren Stufenbau bestimmen.
dividualitäten zn verstehen, widerspricht dem Wesen
mittelalterlicher Geistigkeit und den Grenzen wissen-
schaftlicher Erkenntnis. Wir können nicht Individua-
lität erfassen, nur weil wir es möchten. Die Aus-
stellung hat sich nicht auf solclie methodische Be-
denklichkeiten eingelassen und verwendet ilire Ililfs-
namen mit einer empirischen Unbestimmtheit, in der
die Bezeichnung von Stilstufe, Generation, Werkstatt
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