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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Septemberheft
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Holzhausen, Walter: Email mit Goldauflage in Berlin und Meißen nach 1700
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0023

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bezeichnet Fromry, äls Heroldart — melir im Sinne
einer Nachahimmg des Meisters — angesprochen. Seine
sicheren Ar'beiten nehmen ihre Malereien gem aus
einem bestimmten Kreis romantischer Hafenlandschaf-
ten, oft mit exotischen Szenen, deren ursprüngliche
Quelle in der alten Tradition der Hafen- und Ruinen-
landschaften der italianisierenden Niederländer und
vielleicht auch bei Stechern unter dem Einfiuß der
Hafeuszenen eines Stefano del'la Bella zu suchen sein
diirften. Die Emailarbeiten setzen damit die Tradition
der Verwertung dieser Vorlagen fort, die bereits um
1665 von J. Schaper in Nürnberg oder dem Monogram-
misten i. C. um 1670—1680 in der Malerei der Fayence
getragen wird18). Sie wirkt noch bis in die Malereien
der Meißner Service mit dem Wappen der Grafen von
Ragusa um 1740 in der Dresdner Porzellansammlung.

Dieselbe Landschaftsvorlage wie bei dem Be-
schlagstück liegt dem Dosendeckel, bezeichnet Jordan
und Lautier im Berliner Schloßmuseum (Abb. 20) zu
Grunde. Seine Malerei ist aber von der Herold’schen
Feinmalerei spiiterer Zeit so weit entfernt, daß man sicli
scheut, seine Hand dafiir in Anspruch zu nehmen.

Weit geschickter sind die Mälereien auf der Kumme
im Wiener Museum für Kunst und Industrie (Abb. 11).
Mit dieser bilden eine Tasse und Untertasse (Abb. 12)
und zwei kleine Vasen (Abb. 13) — sie waren 1927 und
1928 bei Salomon in Dresden — eine individuelle
Gruppe. Die Szenen entstammen demselben Vorbilder-
Kreise wie die Fromery- und Jordan- und Lautier-
Emails, ein wenig variiert. Das Ornament der reliefier-
ten Goldauflage läßt sie noch vor 1740 gearbeitet sein.

Wir sind nicht so glticklich, für diese Gruppe durclr
Signaturen oder Identitäterr mit gesicherten Stücken
iiber jeden Zweifel hinweggesetzt zu sein. Doclr scheint
es nicht zu gewagt, diese Emailarbeiterr mit dem Herold
des Deckels bei Ball in Berlin in nächste Verbindung zu
bringen. Gerade der Vergleich mit ungelenkeren Arbei-
ten, wie etwa der Dose von Jordan urrd Lautier im
Schloßmuseum in Berlin zeigt bei fast gleichem Motiv,
daß hier eine meisterliche Hand im Graphischen der
Pinselführung herrscht. Wie Blätter und Aeste, Blüten
und Ranken mit sicherer Unbekümmertheit hingeschrie-
ben sind, das scheint in manchem auch an dieselbe Hand
zu erinnern, die den sigrrierten Dosendeckel und sein
Gegenstück im Grünen Gewölbe (Abb. 11) — letzterem
nicht in der derselben Freiheit — gearbeitet hat. Die-
ser erweist neben dem minutiösen Herol'd auch den leb-
hafteren, flotteren Zeichner. Die Krümmung der
flatternden Bänder, der gemalten Akanthuskurven, viele
subtilere Einzelheiten der Blumengewinde der un-
bezeichneten Gruppe finden sich ebenso auf dem
signierten Deckel bei H. Ball. In def speziellen Art des
Landschaftlichen und dem Reiz temperamentvoll er-
faßter Bewegungen dürfte sich Herolds spätere, aus-
gesprochene Art ankündigen; ,,ganz Herold“ ist aber
bereits jene Rückenfigur mit dem Stock und dem langen
Zopf auf der Wiener Kumme (Abb. 11). Sie ist in einer

18) Vergl. Pazaurek, G. E., Deutsche Fayence- und Porzellan-
Hausmaler, I, Abb. 4, 6.

Abb. 17 (oben), Abb. 19 (Mitte), Abb. 13 (unten)
Besitz: Salomon, 1928

Weise lebendig erfaßt, die einen ganz persönlichen
Humor in der Beobachtung naturgegebener Vorgänge
verrät. Er ist für die bezeichneten Malereien Herolds
typisch.

Wieweit allerdings die Zuschreibung der unsignier-
ten Stücke an die Hand des Meisters berechtigt ist, läßt
sich trotz der nachgewiesenen Nähe auf Grund der Stil-
kritik nicht absolut entscheiden. Zumal gerade für
Meißen auch mit der Möglichkeit einer von Herold unter-
haltenen Hausmalerwerkstatt, in der Emails hergestellt
wurden, zu rechnen ist.

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