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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Septemberheft
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Holzhausen, Walter: Email mit Goldauflage in Berlin und Meißen nach 1700
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0024

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Abb. 18. Dose, bez. Herold. Dresden, Porzellansammlung

Wie nahe die Beziehungen dieser Gruppe zum
Porzellan in der Tat sind, geht daraus hervor, daß ein
höchst ähnlicher Gitterdekor wie bei der Emailtasse
sich in Eisenrot auf dem Boden einer Porzeliantasse be-
fand, die 1926 bei Salomon in Dresden war.

Als Herold 1725 bezw. 1726 nach Meißen kommt,
findet er dort bereits eine weitentwickelte Feinmalerei,
für die eine 1727 datierte, nicht von Herold stammende
Schale in der Dresdener Porzellansammlung Zeugnis
ablegt. Diese 'Feinmalerei wird auf seine mitgebrachte
Emailmalerart veredelnd und in gewissem Sinne be-
stimmend eingewirkt haben; jedenfälls entwickelte er
die Linie der romantischen See- und Ruinenlandschaften
weiter.

Auch wieder das Charakteristische in der Pinsel-
führung beim Blumen- und Blätterornament, das sich
aus dem signierten Deckel im Grünen Gewölbe ersehen
läßt, rückt einen bei H. Ball in Berlin befindlichen unsig-
nierten Dosendeckel (Abb. 16) in unmittelbare Nähe der
Arbeiten Herolds. Der Dresdener Deckel ist wohl im
Landschaftlichen noch minutiöser gemalt; doch enthält
die Blumenmalerei und die Landschaft des Deckels bei
H. Ball so viel unbedingt für ihn Charakteristisches in
der Art, Gruppen in der Perspektive zu sehen und Züge
eines leisen Humors einfließen zu lassen, daß die An-
nahme kaum als zu gewagt erscheint.

In die Entwicklung des Emails mit Goldauflage,
deren Erzeugnisse, wie etwa eine runde Dose im
Berliner Schloßmuseum (Abb. 14) in diesem Zusammen-
hang nach Meißen verlegt werden, ziehen dama'ls auch
die von J. G. Höroldt propagierten Chinoiserien ein. Die
Darstellungen auf der erwähnten Dose setzen sich all-
gemein gesprochen aus Motiven der beiden Meister zu-
sammen. Die runde Dose entspricht in ihrer Fein-
malerei einer bis in subtile Einzelheiten von G. F. Herold
geschulten Darstellungsweise. Die auf der Dose dar-
gestellte Chinesenszene kornint auf der Längsseite der
bezeichneten Porzellandose Herolds in der Dresdener
Porzellanmanufaktur (Abb. 18) vor19). Die Dar-

stellungsweise ist bis in Einzelheiten bei beiden Stticken
so ähnlich, daß man geneigt ist, aucli dafür die Hand
C. F. Herolds oder eines ganz unter seinem Einfluß

1!)) G. W. Schulz danke ich für diesen Hinweis und das Ent-
gegenkommen, die aus seinem Besitz stammenden Photos repro-
duzieren zu dtirfen.

arbeitenden Gehilfen in Anspruch zu nehmen. Die
Ornamentik des Randstreifens hat wieder direkte Be-
ziehung zu der erwähnten Gruppe der mit Herold in
Verbindung gebrachten Arbeiten.

Wie C. F. Herold seine Malerei mit Goldauflage im
Porzellan aus dem Email mit Goldauflage entwickelt,
so wird auch C. K. Hunger von dem Email auf Metahl
ausgegangen sein. Seine Technik setzt kompakte Gold-
auflagen auf und bereichert sie, indem er stellenweise
translucides Email darauf so anbringt, daß noch eine
goldene Kontur stehen bleibt. Die Arbeit gewinnt da-
durch das Aussehen der Verzierung mit gefaßten Edel-
steinen. Sie ähnelt gewissermaßen dem Email cloi-
sonne. Als Typen sei auf die Tasse im Meißener oder
Wiener Porzellan und den Becher mit den Kaiser'bildern
um 1718 im Wiener Porzellan20) aufmerksam gemacht.
Daß diese Art des Porzellans ihre unmittelbare Parallele
im Email auf Metallgrund hat, beweist eine kleine
Winzerbutte bei Salomon in Dresden, die man aus
Gründen formaler Aehnlichkeit zum Porzellan und der
Anspielung auf den V/ein der Lößnitz wohi nach Meißen
verlegen darf. Daß es sich dabei nicht nur um ein Zu-
fallsprodukt handelt, sondern daß die Emailtechnik nach
Art einer Tradition auftritt, geht daraus hervor, daß sie
zur Zeit des ausgeprägten Rokoko noch bekannt war.
Eine Dose der Art besitzt die Sanrmlung v. Klemperer
in Dresden. Auch die Andeutung dieser ineinander ver-
flochtenen Vorgänge berührt sich mit den Ausführungen
Pazaureks.

Aus den rnitgeteiiten Zusnrmenhängen geht hervor,
daß man die erste Gruppe kaum als „Email de Saxe“
ansprechen darf, daß aber die des Heroldkreises frag-
los dazu gehören. Die ganze Frage erweist sich als
einer jener Fälle, in denen eine alte Tradition, in ihren
Einzelheiten verstellt, bei intensiver Naclrprüfung wie-
der zur ursprünglichen Geltung kommt.

Abb. 19. Dosen aus Sammlung Gellert-Prag
ehem. bei Salomon, Dresden 1928

20) Abb. bei Pazaurek, G. E., Deutsche Porzellan- und Fayence-
Hausmaler ? und Pantheon ?

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