inentaler Charakterkopf des Apostel Paulus, früher in der Samm-
lung Somzee, in dunkelgrünem Mantel vor Goldgrund. In der
Rechten hält er ein mächtiges Schwert, auf dessen Scheide sich
die Signatur ALBERTUS befindet; doch möclite man annehmen,
daß sich die Signatur auf den Namen des Waffenschmiedes bezieht.
*
Das Internationale Kunst- und Auktions-
Haus G. m. b. H. kündigt folgende Versteigerungen an: Am 17.
und 18. September: Gesamtlager des Einrichtungshauses Hans
Stobwasser, Berlin; am 20. September: Wohnungseinrichtung
Sächsische Straße; Anfang üktober: Antiquitäten und Gemälde in
unseren Räuinen Kurfiirstenstraße 79.
Das Einrichtungshaus Hans Stobwasser, dessen reich-
lialtiges Lager an antiken Möbeln und Dekorationen beriihmt ist,
bevorzugt Möbel der italienischen Renaissance und des 18. Jahr-
hunderts sowie deren Kopien, Kredenzen, Bibliotheks-Schränke,
Hallentische der Renaissance, Garnituren und Sitzmöbel mit Point-
Joos van Cleve, Madonna
Versteigerung am 1. üktober bei Wertheim, Berlin
Bezügen des 18. Jahrhunderts sowie Stoffen der Zeit seien von
den Möbeln besonders erwähnt. Kamine, Türen und Portale der
Renaissance, Wandbespannungen des 18. Jahrhunderts und Deko-
rationen fehlen bei Stobwasser nicht, da er dies fiir die Einbauten
benötigte.
Die Wohnungseinrichtung Sächsische Straße 3 bringt am 20.
September Gemälde neuer Meister wie Frentzel, Galegos, Grtitz-
ner u. a. neben modernem Mobiliar und Perser-Teppichen zum
Ausgebot. Die Auktion Anfang üktober bringt eine reiche Aus-
wahl von Kleinmöbeln des 18. Jahrhunderts, Tapisserien des 17.
und 18. Jahrhunderts und Plastik des 15. und 16. Jahrhunderts.
Von Gemälden mögen schon jetzt die Werke von Bahl, Schmutz-
ler, Blass, Koekkoek, Baiscli u. v. a. genannt sein.
Von den im Herbst d. J. in Rud. Lepkcs Kunst-Auktions-
Haus stattfindenden Versteigerungen ist folgendes Material bcreits
Ausgang September in einer Ausstellung zu sehen: Alte Kunst
enthalten die Sammlungen Löbbecke - Braunschweig und Dr.
W i 11 e - Rostock, die Sammlung eines deutschen Diplomaten
aus der Vorkriegszeit und die altangesehene Sammlung
Schweitzer - Berlin.
Aus dem Besitz der bekannten Sammler Löbbecke und Dr.
Witte sind es vor allen Dingen Werke antiker Kunst (Mannor-
köpfe, Tanagrafiguren, Kleinbronzen, Vasen Gläser). Die beiden
anderen Sammlungen enthalten Gemälde des 16. bis 18. Jahrhun-
derts und Skulpturen der gleiclien Zeit, ferner Majoliken und vcr-
schicdenes anderes Kunstgewerbe.
Aus ausländischem Staatsbesitz stammt eine
Sammlung von Porzellanen (Geschirre und Figuren), die beson-
ders erlesene Stücke der Manufakturen Meißen (Frühzeit), Berlin
(Friihzeit), Sevres, Wien und verschiedener süddeutscher Manu-
fakturen umfaßt.
Die neuere Kunst ist vertreten durch eine Sammlung von
Gemälden des 19. Jahrhunderts aus Berliner Privatbesitz, welche
Bilder von Corinth, Dill, Hodler, Liebermann, Slevogt, Spitzweg,
Schönleber, Triibner, Uhde und eine Auswahl von Zeichnungen und
Aquarellen von Menzel, Oberländer, Thoma, mit besonderer Be-
riicksichtigung der Meister der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wie Hosemann, Schadow u. a. enthält.
prankfuüt a. Jvt.
Am 6. Oktober versteigert die Firma Josepli B a e r & C o.,
Frankfurt a. M., eine wertvolle Bibliothek, die seit Jahrhunderten
in einem süddeutschen Ftirstenschloß vcrwahrt wurde. Sie ent-
hält eine Anzahl von wichtigen Handschriften, darunter insbeson-
dere mittelhochdeutsche Rittergedichte, wie Friedrich von Schwa-
ben, Wilhelm von Oesterreich des Johann von Wiirzburg, Wilhelm
von ürlens des Rudolf von Ems, der Strickcr des Daniel, von
Blumenthal und von dem Alexander des Ulricli von Eschenbach
die einzige Handschrift dieser Verherrlichung König Ottokars II.
von Böhmen, die auf das Original zurückgeht. Die bedeutendste
dieser Handschriften ist „Der Renner“ des Hugo von Trimberg
mit 120 großen Minaturen aus der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts, die von Augsburger Kiinstlern angefertigt sind. Nur zwei
illustrierte Handschriften des Renner sind erhalten, die zweite,
in Leyden, enthält jedoch nur 87 Minaturen. Textlich noch inter-
essanter vielleicht ist die einzige erhaltene Handschrift der berühm-
ten „Theologia deutsch“ des Franckforters, die Luther als sein
Erstlingswerk herausgegeben hat. Diese mystische Schrift eines
Mitgliedes des Deutsch-Herrenklosters in Frankfurt a. M. geliört
zu den bedeutendsten philosophisclien Werken des Mittelalters, und
Schopenhauer behauptet von ihr, daß sie in wundervoller Weise
mit seiner eigenen Philosophie iibereinstimmt.
Von den Holzschnittbiichern des 15. Jahrhunderts sind die
in Straßburg gedruckte Goldene Bulle von 1485, die 5. und 9.
deutsrhe Bibel, das Niirnberger Heiligenleben von 1488 und zwei
Wiirzburger Missalien mit Holzschnitt von Wohlgemuth beson-
ders zu erwähnen. Die Wiirzburger Agende von 1482 ist nicht nur
eines der ersten deutschen Biichcr mit einem eingedruckten
Kupferstich, sondern auch das erste oder zweite Buch mit auf
Liniensystem gedruckten Noten. Der schöne Kupferstich ist von
Albert Glockendon. Von wertvollen Inkunabeln erwähnen wir wei-
ter zwei in Straßburg um 1473 gedruckte Erstausgaben des
Petrarca, ein um 1476 in Speier erschienenes deutsch-lateinisches
Vokabular, ferner Drucke von Alost, Marienthal und Forli (bis-
her unbeschriebenes Unikum). Die Sammlung enthält auch eine
Anzahl medizinischer Inkunabeln, darunter das erste gedrucktc
Bucli iiber Syphylis, das von Konrad Schellig um 1488 in Heidel-
berg herausgegeben wurde. Ein friihes Americanum ist das in
Florenz 1496 gedruckte Buch des Zacharias Lilius. Bedeutcnd ist
auch ein bisher unbekannter, sehr großer Einblattholzschnitt mit
dem Wappen des Papstes Alexander VI., das in den Deckcl eines
Speierer Buches aus dem Jahre 1482 eingeklebt ist. Unter den
Drucken des 16. Jahrhunderts ist besonders das berühmte Mainzer
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lung Somzee, in dunkelgrünem Mantel vor Goldgrund. In der
Rechten hält er ein mächtiges Schwert, auf dessen Scheide sich
die Signatur ALBERTUS befindet; doch möclite man annehmen,
daß sich die Signatur auf den Namen des Waffenschmiedes bezieht.
*
Das Internationale Kunst- und Auktions-
Haus G. m. b. H. kündigt folgende Versteigerungen an: Am 17.
und 18. September: Gesamtlager des Einrichtungshauses Hans
Stobwasser, Berlin; am 20. September: Wohnungseinrichtung
Sächsische Straße; Anfang üktober: Antiquitäten und Gemälde in
unseren Räuinen Kurfiirstenstraße 79.
Das Einrichtungshaus Hans Stobwasser, dessen reich-
lialtiges Lager an antiken Möbeln und Dekorationen beriihmt ist,
bevorzugt Möbel der italienischen Renaissance und des 18. Jahr-
hunderts sowie deren Kopien, Kredenzen, Bibliotheks-Schränke,
Hallentische der Renaissance, Garnituren und Sitzmöbel mit Point-
Joos van Cleve, Madonna
Versteigerung am 1. üktober bei Wertheim, Berlin
Bezügen des 18. Jahrhunderts sowie Stoffen der Zeit seien von
den Möbeln besonders erwähnt. Kamine, Türen und Portale der
Renaissance, Wandbespannungen des 18. Jahrhunderts und Deko-
rationen fehlen bei Stobwasser nicht, da er dies fiir die Einbauten
benötigte.
Die Wohnungseinrichtung Sächsische Straße 3 bringt am 20.
September Gemälde neuer Meister wie Frentzel, Galegos, Grtitz-
ner u. a. neben modernem Mobiliar und Perser-Teppichen zum
Ausgebot. Die Auktion Anfang üktober bringt eine reiche Aus-
wahl von Kleinmöbeln des 18. Jahrhunderts, Tapisserien des 17.
und 18. Jahrhunderts und Plastik des 15. und 16. Jahrhunderts.
Von Gemälden mögen schon jetzt die Werke von Bahl, Schmutz-
ler, Blass, Koekkoek, Baiscli u. v. a. genannt sein.
Von den im Herbst d. J. in Rud. Lepkcs Kunst-Auktions-
Haus stattfindenden Versteigerungen ist folgendes Material bcreits
Ausgang September in einer Ausstellung zu sehen: Alte Kunst
enthalten die Sammlungen Löbbecke - Braunschweig und Dr.
W i 11 e - Rostock, die Sammlung eines deutschen Diplomaten
aus der Vorkriegszeit und die altangesehene Sammlung
Schweitzer - Berlin.
Aus dem Besitz der bekannten Sammler Löbbecke und Dr.
Witte sind es vor allen Dingen Werke antiker Kunst (Mannor-
köpfe, Tanagrafiguren, Kleinbronzen, Vasen Gläser). Die beiden
anderen Sammlungen enthalten Gemälde des 16. bis 18. Jahrhun-
derts und Skulpturen der gleiclien Zeit, ferner Majoliken und vcr-
schicdenes anderes Kunstgewerbe.
Aus ausländischem Staatsbesitz stammt eine
Sammlung von Porzellanen (Geschirre und Figuren), die beson-
ders erlesene Stücke der Manufakturen Meißen (Frühzeit), Berlin
(Friihzeit), Sevres, Wien und verschiedener süddeutscher Manu-
fakturen umfaßt.
Die neuere Kunst ist vertreten durch eine Sammlung von
Gemälden des 19. Jahrhunderts aus Berliner Privatbesitz, welche
Bilder von Corinth, Dill, Hodler, Liebermann, Slevogt, Spitzweg,
Schönleber, Triibner, Uhde und eine Auswahl von Zeichnungen und
Aquarellen von Menzel, Oberländer, Thoma, mit besonderer Be-
riicksichtigung der Meister der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wie Hosemann, Schadow u. a. enthält.
prankfuüt a. Jvt.
Am 6. Oktober versteigert die Firma Josepli B a e r & C o.,
Frankfurt a. M., eine wertvolle Bibliothek, die seit Jahrhunderten
in einem süddeutschen Ftirstenschloß vcrwahrt wurde. Sie ent-
hält eine Anzahl von wichtigen Handschriften, darunter insbeson-
dere mittelhochdeutsche Rittergedichte, wie Friedrich von Schwa-
ben, Wilhelm von Oesterreich des Johann von Wiirzburg, Wilhelm
von ürlens des Rudolf von Ems, der Strickcr des Daniel, von
Blumenthal und von dem Alexander des Ulricli von Eschenbach
die einzige Handschrift dieser Verherrlichung König Ottokars II.
von Böhmen, die auf das Original zurückgeht. Die bedeutendste
dieser Handschriften ist „Der Renner“ des Hugo von Trimberg
mit 120 großen Minaturen aus der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts, die von Augsburger Kiinstlern angefertigt sind. Nur zwei
illustrierte Handschriften des Renner sind erhalten, die zweite,
in Leyden, enthält jedoch nur 87 Minaturen. Textlich noch inter-
essanter vielleicht ist die einzige erhaltene Handschrift der berühm-
ten „Theologia deutsch“ des Franckforters, die Luther als sein
Erstlingswerk herausgegeben hat. Diese mystische Schrift eines
Mitgliedes des Deutsch-Herrenklosters in Frankfurt a. M. geliört
zu den bedeutendsten philosophisclien Werken des Mittelalters, und
Schopenhauer behauptet von ihr, daß sie in wundervoller Weise
mit seiner eigenen Philosophie iibereinstimmt.
Von den Holzschnittbiichern des 15. Jahrhunderts sind die
in Straßburg gedruckte Goldene Bulle von 1485, die 5. und 9.
deutsrhe Bibel, das Niirnberger Heiligenleben von 1488 und zwei
Wiirzburger Missalien mit Holzschnitt von Wohlgemuth beson-
ders zu erwähnen. Die Wiirzburger Agende von 1482 ist nicht nur
eines der ersten deutschen Biichcr mit einem eingedruckten
Kupferstich, sondern auch das erste oder zweite Buch mit auf
Liniensystem gedruckten Noten. Der schöne Kupferstich ist von
Albert Glockendon. Von wertvollen Inkunabeln erwähnen wir wei-
ter zwei in Straßburg um 1473 gedruckte Erstausgaben des
Petrarca, ein um 1476 in Speier erschienenes deutsch-lateinisches
Vokabular, ferner Drucke von Alost, Marienthal und Forli (bis-
her unbeschriebenes Unikum). Die Sammlung enthält auch eine
Anzahl medizinischer Inkunabeln, darunter das erste gedrucktc
Bucli iiber Syphylis, das von Konrad Schellig um 1488 in Heidel-
berg herausgegeben wurde. Ein friihes Americanum ist das in
Florenz 1496 gedruckte Buch des Zacharias Lilius. Bedeutcnd ist
auch ein bisher unbekannter, sehr großer Einblattholzschnitt mit
dem Wappen des Papstes Alexander VI., das in den Deckcl eines
Speierer Buches aus dem Jahre 1482 eingeklebt ist. Unter den
Drucken des 16. Jahrhunderts ist besonders das berühmte Mainzer
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