stammende Kupferstich-Sammhmg an. Diese wurde um das Jahr
1700 zusammengestellt und stand auf einem Schloß verborgen, in
Klebebänden vereinigt, zwischen den nach Tausenden zählenden
alten Bänden der Bibliothek versteckt. Ein Zufall führte zu deren
Entdeckung. Besonders erstaunlich ist die Reichhaltigkeit der
Sammlung von Kupferstichen und Holzschnitten von Lukas van
L e y d e n , dessen Werk seit der Versteigerung der Sammlung
des Grafen Harrach, Wien, die im Jahre 1867 im Hotel Drouot zum
Ausgebot kam, nie in dieser Qualität und annähernden Vollstän-
digkeit auf den Markt gekommen ist. Fast alle seine Hauptblätter
sind vertreten und zum größten Teil in einer Druckqualität, wie
sie gerade bei diesem Kiinstler so selten geworden ist und aucli
von jeher selten war. Albrecht D ii r e r ist mit einer großen
Anzahl von hochwertigen Abdrucken zu erwähnen, wie die
komplette Kupferstichpassion, das schöne Einzelblatt „Christus am
Kreuz“, „Das Schweißtuch von zwei Engeln gehalten“, mehrere
der schönsten Madonnen. Rembrandt weist eine große Anzahl
von Blättern allerhöchster Qualität auf. „La petite Tombe“ dürfte
in dem vorliegenden, herrlich gratigen Abdruck als eine der scliön-
sten figiirlichen Kompositionen des Künstlers anzusehen seiti. Große
Kostbarkeiten stelen die großen, herrlichen Landschaften dar. Unter
den S c h o n g a u e r - Blättern ist die große Darstellung „Christus
am Kreuz mit vier Engeln“ in eitiem Abdruck von unübertreff-
licher Schönheit eine Kostbarkeit ersten Ranges. Auch die übrigen
Hauptmeister: Aldegrever, Altdorfer, Brueghel, Callot, Cranach,
Goltzius, Meister der Kraterographie, Zasinger u. a. sind irn Rah-
men dieser alten Sammlung hervorzuheben. Der Katalog ist mit
107 Abbildungen in Lichtdruck geschmiickt.
fpankfuct a. ]vt.
Atn 21. Oktober findet bei Hugo Helbing, Frankfurt ant
Main, die Versteigerung der Sammlung der verstorbenen Frau
Jacob H. Weiller statt. Damit wird Frankfurt wiederum unt
eine Sammlung ärmer, die zu den wichtigsten utid bekanntestm
Privatsammlungen der Stadt gehört. Zahlreiche Museumsleiter,
Kunstsammler und Kunsthändler pflegten das Haus von Fran
Weiller zu Lebzeiten zu besuchen, um Neuerwerbungen zu besich-
tigen, altes eingehend zu studieren. Frankfurt war immer die
Stadt, in der am meisten Interesse fiir die Plastik des Mittelalters
und der Renaissance geherrscht hat, und so ist es nattiiiich, daß
das Schwergewicht der Weillerschen Sammlung auf diesem Gebiet
liegt. Es ist nicht möglich, hier auf alle erwähnenswerten und
wichtigen Stücke nälier einzugehen, ist docli die Sammlung durch
Ausstellungen in Frankfurt und Berlin, sowie durch Publikationen
und Einzelbesprechungen in Kunstzeitschriften weithin bekannt ge-
worden. Es seien hier nur zwei bedeutende Steinreliefs eines
französischen Meisters der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,
ferner ein besonders reizvolles Paar Leuchterengel eines Floren-
tiner Meisters aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwähnt.
Von Syrlin d. J. eine schöne Madonna mit Kind, ein Ritter eines
Tiroler Meisters aus der Landshuter Gegend, ein Altar von Valentin
Lendenstreich und zahlreiche kleine I3lastiken zeigt der Katalog,
die die feinsinnige Sammlerin in einer reichen Sammeltätigkeit
erworben hat.
Unter den alten Gemälden erwähnen wir zwei Brüsseler Bild-
tafeln um 1500 von einem Meister, den Geheimrat Friedländer als
Meister von Orsoy umgrenzt hat. Die italienische Sclmle ist mit
zwei Porträts, einem Giovanni Battista Moroni und einem Jacopo
Bassano vertreten. Das vielseitige Interesse der Sammlerin brachte
es mit sich, daß auch moderne Franzosen in der Sammlung sicli
befinden. Von Carriere sehen wir ein hiibsches Kinderköpfchen,
von Courbet, Dupre und Decamps schöne Landschaften, von Renoir
einen Frauenkopf, von Gauguin eine Landschaft, von Pissaro zwei
feine Gouachebilder. Ferner begegnen wir Signac, Vlaminc,
Camoin, Lascaux u. a. m. Die Keramik enthält unter anderem eine
sehr interessante große figürliche Hafnerarbeit, die wahrscheinlich
sächsischer Herkunft ist, sowie eine in der Literatur besprochene
helle Kreussener Schraubflasche und besonders große Frankfurter
Fayenceplatten. Den Beschluß des Katalogs bilden die antiken
Möbel und Einrichtungsgegenstände des Hauses, darunter eine
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1700 zusammengestellt und stand auf einem Schloß verborgen, in
Klebebänden vereinigt, zwischen den nach Tausenden zählenden
alten Bänden der Bibliothek versteckt. Ein Zufall führte zu deren
Entdeckung. Besonders erstaunlich ist die Reichhaltigkeit der
Sammlung von Kupferstichen und Holzschnitten von Lukas van
L e y d e n , dessen Werk seit der Versteigerung der Sammlung
des Grafen Harrach, Wien, die im Jahre 1867 im Hotel Drouot zum
Ausgebot kam, nie in dieser Qualität und annähernden Vollstän-
digkeit auf den Markt gekommen ist. Fast alle seine Hauptblätter
sind vertreten und zum größten Teil in einer Druckqualität, wie
sie gerade bei diesem Kiinstler so selten geworden ist und aucli
von jeher selten war. Albrecht D ii r e r ist mit einer großen
Anzahl von hochwertigen Abdrucken zu erwähnen, wie die
komplette Kupferstichpassion, das schöne Einzelblatt „Christus am
Kreuz“, „Das Schweißtuch von zwei Engeln gehalten“, mehrere
der schönsten Madonnen. Rembrandt weist eine große Anzahl
von Blättern allerhöchster Qualität auf. „La petite Tombe“ dürfte
in dem vorliegenden, herrlich gratigen Abdruck als eine der scliön-
sten figiirlichen Kompositionen des Künstlers anzusehen seiti. Große
Kostbarkeiten stelen die großen, herrlichen Landschaften dar. Unter
den S c h o n g a u e r - Blättern ist die große Darstellung „Christus
am Kreuz mit vier Engeln“ in eitiem Abdruck von unübertreff-
licher Schönheit eine Kostbarkeit ersten Ranges. Auch die übrigen
Hauptmeister: Aldegrever, Altdorfer, Brueghel, Callot, Cranach,
Goltzius, Meister der Kraterographie, Zasinger u. a. sind irn Rah-
men dieser alten Sammlung hervorzuheben. Der Katalog ist mit
107 Abbildungen in Lichtdruck geschmiickt.
fpankfuct a. ]vt.
Atn 21. Oktober findet bei Hugo Helbing, Frankfurt ant
Main, die Versteigerung der Sammlung der verstorbenen Frau
Jacob H. Weiller statt. Damit wird Frankfurt wiederum unt
eine Sammlung ärmer, die zu den wichtigsten utid bekanntestm
Privatsammlungen der Stadt gehört. Zahlreiche Museumsleiter,
Kunstsammler und Kunsthändler pflegten das Haus von Fran
Weiller zu Lebzeiten zu besuchen, um Neuerwerbungen zu besich-
tigen, altes eingehend zu studieren. Frankfurt war immer die
Stadt, in der am meisten Interesse fiir die Plastik des Mittelalters
und der Renaissance geherrscht hat, und so ist es nattiiiich, daß
das Schwergewicht der Weillerschen Sammlung auf diesem Gebiet
liegt. Es ist nicht möglich, hier auf alle erwähnenswerten und
wichtigen Stücke nälier einzugehen, ist docli die Sammlung durch
Ausstellungen in Frankfurt und Berlin, sowie durch Publikationen
und Einzelbesprechungen in Kunstzeitschriften weithin bekannt ge-
worden. Es seien hier nur zwei bedeutende Steinreliefs eines
französischen Meisters der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,
ferner ein besonders reizvolles Paar Leuchterengel eines Floren-
tiner Meisters aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwähnt.
Von Syrlin d. J. eine schöne Madonna mit Kind, ein Ritter eines
Tiroler Meisters aus der Landshuter Gegend, ein Altar von Valentin
Lendenstreich und zahlreiche kleine I3lastiken zeigt der Katalog,
die die feinsinnige Sammlerin in einer reichen Sammeltätigkeit
erworben hat.
Unter den alten Gemälden erwähnen wir zwei Brüsseler Bild-
tafeln um 1500 von einem Meister, den Geheimrat Friedländer als
Meister von Orsoy umgrenzt hat. Die italienische Sclmle ist mit
zwei Porträts, einem Giovanni Battista Moroni und einem Jacopo
Bassano vertreten. Das vielseitige Interesse der Sammlerin brachte
es mit sich, daß auch moderne Franzosen in der Sammlung sicli
befinden. Von Carriere sehen wir ein hiibsches Kinderköpfchen,
von Courbet, Dupre und Decamps schöne Landschaften, von Renoir
einen Frauenkopf, von Gauguin eine Landschaft, von Pissaro zwei
feine Gouachebilder. Ferner begegnen wir Signac, Vlaminc,
Camoin, Lascaux u. a. m. Die Keramik enthält unter anderem eine
sehr interessante große figürliche Hafnerarbeit, die wahrscheinlich
sächsischer Herkunft ist, sowie eine in der Literatur besprochene
helle Kreussener Schraubflasche und besonders große Frankfurter
Fayenceplatten. Den Beschluß des Katalogs bilden die antiken
Möbel und Einrichtungsgegenstände des Hauses, darunter eine
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