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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Oktoberheft
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Die Berliner Auktione Figdor / Aus der Kunstwelt / Marc Rosenberg †
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0073

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Führungen im Schlosse geschieht. Der zarte Glanz dieses wunder-
vollen Bildes beherrscht den Saal, in dem noch die „Abfahrt nach
Cythere“ hängt, von Chardin die „Briefsieglerin“, 12 Szenen aus
einem „Roman Comique“ von Pater, dessen köstliche Farben
immer neu entzücken, dann Lancret, Detroy. Neben ihnen wirkt
Boucher kiihi und virtuos. An Plastiken sind Büsten vorr Houdon
und Bouchardon hinzugefiigt urrd unter den Porzellanen fiinf der
seltenen AR-Vasen der Meißener Manufaktur. Wentr wir die fran-
zösische Kunst verangestellt haben, so soll niclrts damit gegen die
deutsche in dieser Ausstellung gesagt sein, die in der Malerei so
gutes wie die feitie Landschaft mit Schloß Rheinsberg von Knobels-
dorff aufweist, die ihresgleichen wieder unter den Franzosen niclit
hat. Die Hofrnaler des 18. Jahrhunderts, unter ihnen der Franzose
Pesne, dessen reizvollstes Bild aber nicht unter den idealisierenden
Porträts deutscher Prinzessinnen ist, sondern das duftige Bildnis
eines Mädchens itn Watteausaale, vertritt unter den Deutschen atn
reichsten Joh. Heinr. Tischbein, der Onkel des Goethe-Tischbeins.
Zwei NordUinder sind ferner unter ihnen, der Däne Zinsenis und
der Schwede Pilo. Aber nicht die Malerei, sondern das Kunst-
gewerbe steht im Vordergrunde, Möbel, Tapisserien, Porzellan und
Glas, die kostbaren Dosen aus Monbijou, alle vertreteir durclt die
bekanntesten Namen von Kunsthandwerkern der Zeit. Selten
schön ist die große Standuhr aus Nußbaumholz mit farbigen Intar-
sien, ein Werk von David Roentgen, von dem auch der monumen-
tale, im Aufbau leider sehr verungltickte Schreibschrank aus Mon-
bijou ist, dessen Intarsien aus gefärbten Hölzern zum Kunstvollsten
gehören.

Die Galerie W e r t h e i m , Bellevuestraße, eröffnete die erste
umfassende Berliner Courbet - Ausstellung. Deutscher und
ausländischer Privatbesitz haben reichlich dazu beigetragen und
Charies Leger, der Courbet-Forscher, hat dem Katalog ein war-
ines Vorwort geschrieben. Wie immer, vermittelt auch liier der
Gesarntüberblick über das Werk eines Künstlers ein anderes Bild
als es Einzelwerke in einer Galerie vermögen. Die Courbet-
Ausstellung nraclit klar, daß Courbet nur relativ das Sclrlagwort
„Realist“ verdient, als den er sich selbst bezeichnet hat. Realist
ist er rtur im Verhältnis zur akademischen Malerei der Zeit vor
ihm und eines großen Teiles seiner Zeitgenossen. Nicht umsonst
begeisterte er sich in Deutschland so stark für Leibl, hatte er docli
in Frankreich die gleichen Kämpfe gegen vertrockneten Klassi-
zismus, gegen schwächliche Romantik auszufechten, wie Leibl in
Deutschland. Beide siegten in ihrer Malerei, aber nicht gegert iltre
Mitmenschen, vor denen Leibl in die dörfliche Einsamkeit fliich-
tete, während Courbet mit der Heftigkeit seines romanischerr
Temperamentes sie zu überwinden suchte urtd ihnen unterlag. Fiir
unser Auge ist Leibl weit „realistischer“ in seinem Eingehen auf
das Detail. Courbet verströmt die Stärke seines Naturerlebens in
so vielen Bildern mit breitem Pinsel, kraftvoll modellierend, eher
impressionistisch in der Auflösung von Farben und Konturen in
Licht und Luft. So ist eines seiner schönsten Bilder die „Frau
mit Spiegel“, sie ist das frühe Bild der „Magd mit Schweinen“.
Am meisten Leibl verwandt ist das reizvolle kleine Bild der
„Schwestern Courbets“. Die Ausstellung bringt ein paar unbe-
kannte Stücke: ein von Leger neu entdecktes Porträt von Chopin,
eine Studie zu den „Steinklopfern“ in Dresden urid einen Studien-
kopf zum „Verwundeten“ im Louvre. Zu den besten Bildern ge-
hört sein Selbstporträt, ein Porträt Leibls, wolil während seines
Pariser Aufenthaltes gemalt, eine interessante Studie zu den
„Desmoiselles de la Seine“ im Petit Palais, Paris, einige Land-
schaften und unter den frühen Bildern das an die alten Nieder-
länder gemahnende Porträt der Madame Laurier.

Eine aparte Ausstellung bietet die S e z e s s i o n : Moderne
Maler aus C h i n a und J a p a n. Der nach Peking verschlagene
tschechoslowakische Maler und Professor an der Pekinger Akade-
mie, Professor Chytil, hat sie nach Europa gebracht und sie irn
März zuerst in Wien gezeigt. Nächstes Jahr wandert sie nach
Amerika. Die Ausstellung gibt uns Gelegenheit, einen Blick in
die heutige Malerei des fernen Ostens zu tun, die europäischem
Einfluß zum Teil unterliegt, zum Teil bewußt unter Wahrung der
Tradition gegen ihn ankämpft. Für uns ist es schwer, da Grenzen
zu ziehen und von uns aus die Qualität zu beurteilen. Fremd

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