staubte und verschimmelte Blätter sollen mit Brotkrume
gereiuigt werden. Ein scheinbar harmloses Mittel und
dennoch mit gefährlichen Nachwirkungen. Trotz sorg-
fältigem Abkehren bleiben in den meisten Fällen mikros-
kopisch kleine Brotreste auf dem Papier zurück, die
uiiter geeigueteu Umständen ein idealer Nährboden für
Pilze sind. Sehr oft wirxl die Entfernung von Stock-
und Wasserflecken mit F:au de Chavelle empfohlen. Die
Flecken verschwinden ftir einige Zeit. Aber Eau de
Chavelle wird hergesteüt aus Chlorkalk, I^ottasche und
Salzsäure. Daraus ist ohue weiteres ersichtlich, daß es
nicht oline jede Gefahr anzuwenden ist. Deshalb wird
längeres Nachwässern mit Antichlor und fließendem
Wasser dringend empfohlen. Und dennoch läßt sich
Stich von G. Miiller nach P. A. Wille
das Bleichmittel nicht inehr vollständig aus dem Papier
entfernen. Längeres Wässern schwämmt das Papier
auf, bringt die Leimung zum Quellen und entzieht sie
teilweise dem Papier. Eine crhebliche Schwächung der
Gewebefasern tritt somit ein, die bis zu ihrer vollstän-
digen Zerstörung führen kann. Eau de Chavelle löst
auch manche Druckfarbe auf. Die Anwenduug von
phosphorsaurem Natrium, kohlensaurcm Ammonium
siud ebenfalls schädlich, weil längeres Nachwässern un-
bedingt erforderlich ist und sie trotzdem niclit restlos
wieder entfernt werden können. Chlorkalk und die
Hyperchlorite werden oft als ein in verschiedener Hin-
sicht nützliches und empfehlenswertes Mittel angeprie-
sen, obwohl sie offenbare Schäden verursachen, von
denen der größte 'ist, daß Chlorkalk stets das
Papier angreift, bei dem es angewendet wurde,
Diese Wirkung wird zuerst nicht beachtet, aber schließ-
lich zeigt sie sich in größerer oder geringerer Ausdeli-
nung entsprechend der Stärke der Lösung odcr der
Güte des behandelten Papiers. . Schwefiige Säure greift
dje Farb§toffe in jedeiii Fali mehr o.der minder an.
Thymol hat nur eine teilweise Wirkung. Es wirkt nur
oberflächlich, die in der Tiefe sitzenden Keime werden
nicht getötet. Die Behandlung mit übermangansaurem
Kalium macht eine Nachbehandiung mit verdünnter
Schwefelsäure erforderlich. Dadurch besteht aber die
Möglichkeit, daß die Zellulose, aus der die Papierfaser
besteht, in Hydrozellulose übergeführt wird. Diese
weist aber geringere Haltbarkeit auf, mithin ist auch hier
eine Schädigung des Papiers eingetreten. Gefährlich
überhaupt sind alle Operationen mit wässerigen Chemi-
kalien, und sollten sie auch mit der größten Vorsicht,
mit Tricks und besonderer Geschicklichkeit ausgeführt
werden.
Seclis hier beigegebeue Bilder zeigen einen Stich
Nach der Konservierung
von G. Müller (1772) nach P. A. Wille, eine Federzeich-
nung von Max Klinger und eine Bleistiftzeichnung von
Rosa Bonheure je vor uud nach der Konservierung.
Zum Teil galten sie von ihren Besitzern als unrettbar
verloren. Und dennoch war es mir mögiich, ohne An-
wendung wässeriger Chemikalien, alle drei Bilder in
ihre ursprüngliche Frische, Sauberkeit und Voll-
kommenheit zurückzuversetzen, und vor gänzlichem
Verfall zu bewahren. Langjährige Versuchsreihen und
Beobachtungen an den verschiedenartigsten graphi-
schen Arbeiten veranlassen mich nun zu der Fest-
stellung, daß weder das Papier, die Druckfarbe, die
Tusche und die Bleistiftlinien in irgend einer Weise
durch meine neuartige Behandlung Schaden gelitten
haben, noch daß nachträglich Schäden auftreten. Zu-
nächst werden die feuchten Papiere an der Luft gründ-
lich getrocknet und dann die Bakterien und Pilzsporen
mit ultravioletten Strahlen getötet. Während unter
dem Finfluß der Austrocknung, des Luftabschlusses und
großer Kälte das Leben der Pilzsporen nicht vernichtet
wurde, geiang es stets nach zweistündiger Bestrahlung.
100
gereiuigt werden. Ein scheinbar harmloses Mittel und
dennoch mit gefährlichen Nachwirkungen. Trotz sorg-
fältigem Abkehren bleiben in den meisten Fällen mikros-
kopisch kleine Brotreste auf dem Papier zurück, die
uiiter geeigueteu Umständen ein idealer Nährboden für
Pilze sind. Sehr oft wirxl die Entfernung von Stock-
und Wasserflecken mit F:au de Chavelle empfohlen. Die
Flecken verschwinden ftir einige Zeit. Aber Eau de
Chavelle wird hergesteüt aus Chlorkalk, I^ottasche und
Salzsäure. Daraus ist ohue weiteres ersichtlich, daß es
nicht oline jede Gefahr anzuwenden ist. Deshalb wird
längeres Nachwässern mit Antichlor und fließendem
Wasser dringend empfohlen. Und dennoch läßt sich
Stich von G. Miiller nach P. A. Wille
das Bleichmittel nicht inehr vollständig aus dem Papier
entfernen. Längeres Wässern schwämmt das Papier
auf, bringt die Leimung zum Quellen und entzieht sie
teilweise dem Papier. Eine crhebliche Schwächung der
Gewebefasern tritt somit ein, die bis zu ihrer vollstän-
digen Zerstörung führen kann. Eau de Chavelle löst
auch manche Druckfarbe auf. Die Anwenduug von
phosphorsaurem Natrium, kohlensaurcm Ammonium
siud ebenfalls schädlich, weil längeres Nachwässern un-
bedingt erforderlich ist und sie trotzdem niclit restlos
wieder entfernt werden können. Chlorkalk und die
Hyperchlorite werden oft als ein in verschiedener Hin-
sicht nützliches und empfehlenswertes Mittel angeprie-
sen, obwohl sie offenbare Schäden verursachen, von
denen der größte 'ist, daß Chlorkalk stets das
Papier angreift, bei dem es angewendet wurde,
Diese Wirkung wird zuerst nicht beachtet, aber schließ-
lich zeigt sie sich in größerer oder geringerer Ausdeli-
nung entsprechend der Stärke der Lösung odcr der
Güte des behandelten Papiers. . Schwefiige Säure greift
dje Farb§toffe in jedeiii Fali mehr o.der minder an.
Thymol hat nur eine teilweise Wirkung. Es wirkt nur
oberflächlich, die in der Tiefe sitzenden Keime werden
nicht getötet. Die Behandlung mit übermangansaurem
Kalium macht eine Nachbehandiung mit verdünnter
Schwefelsäure erforderlich. Dadurch besteht aber die
Möglichkeit, daß die Zellulose, aus der die Papierfaser
besteht, in Hydrozellulose übergeführt wird. Diese
weist aber geringere Haltbarkeit auf, mithin ist auch hier
eine Schädigung des Papiers eingetreten. Gefährlich
überhaupt sind alle Operationen mit wässerigen Chemi-
kalien, und sollten sie auch mit der größten Vorsicht,
mit Tricks und besonderer Geschicklichkeit ausgeführt
werden.
Seclis hier beigegebeue Bilder zeigen einen Stich
Nach der Konservierung
von G. Müller (1772) nach P. A. Wille, eine Federzeich-
nung von Max Klinger und eine Bleistiftzeichnung von
Rosa Bonheure je vor uud nach der Konservierung.
Zum Teil galten sie von ihren Besitzern als unrettbar
verloren. Und dennoch war es mir mögiich, ohne An-
wendung wässeriger Chemikalien, alle drei Bilder in
ihre ursprüngliche Frische, Sauberkeit und Voll-
kommenheit zurückzuversetzen, und vor gänzlichem
Verfall zu bewahren. Langjährige Versuchsreihen und
Beobachtungen an den verschiedenartigsten graphi-
schen Arbeiten veranlassen mich nun zu der Fest-
stellung, daß weder das Papier, die Druckfarbe, die
Tusche und die Bleistiftlinien in irgend einer Weise
durch meine neuartige Behandlung Schaden gelitten
haben, noch daß nachträglich Schäden auftreten. Zu-
nächst werden die feuchten Papiere an der Luft gründ-
lich getrocknet und dann die Bakterien und Pilzsporen
mit ultravioletten Strahlen getötet. Während unter
dem Finfluß der Austrocknung, des Luftabschlusses und
großer Kälte das Leben der Pilzsporen nicht vernichtet
wurde, geiang es stets nach zweistündiger Bestrahlung.
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