Büdnis Martin Luthers
Reproiduiktion nach einem Gemälde von Lucas Cranach
Weimar, Staatliche Kunstsammlunge 11
Signatur des bis jetzt unbekannten (Hallenser oder
Merseburger?) Cranach-Schülers ist jedoch nur für den
Fachgelehrten wichtig.
Zehn Jahre später schuf dcr bekannte Cranach-
Schüler Johannes Kemmer aus Lübeck ein ausgezeich-
netes Doppelbildnis des 54jährigen Luther und der
Katharina von Bora in ihrem 38. Lebensjahr. Das Bild,
alter welfischer Fideikommißbesitz des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg, hängt im Provinzialmuseum zu
Hannover und wurde früher auf Grund der Signatui
H. K. 1537 zu Unrecht dem in Leipzig 1533—1573 tätigen
Leipziger „Fiirstenmaler“ Hans Krell zugeschrieben.
Ein wie alle Arbeiten des Königsberger Cranach-
Schülers Heinrich Königswieser zweitrangiges Ölbild von
Luther und Melanchthon, signiert H. K. 1564. besitzt die
Kirche in Caymen bei Königsberg i. Pr., das beweist, daß
der ostpreußische Maler, 1552 von Herzog Albrecht bei
dem damals bereits 80jährigen Cranach als Lehrling an-
gemeldet, in Wittenberg nicht viel gclernt liatte.
Aus dem Jahre 1549 stammt eine nur wenigen Nu-
mismatikern bekannte punzierte Kupferplatte, teilweise
vergoldet, rnit dem Bildnis Luthers und dem nach dessen
Tode oft auftretenden Spruche: Pestis eram vivus, mo-
riens ero rnors tua papa. Diese J. K. 1549 bezeichnete
Arbeit stammt nicht von dem Schneeberger Cranach-
Schüler Johann Kreuter, sondern von dem Hallenser
Goidschmidt Jobst Kemmerer2), und wurde 1550 mit 6
Gulden und 18 Groschen bezahlt. Eins dieser „in Messing
gestochenen Conterfeis (Bildnis) Doctoris Martini
Lutheri seligen“, wie der als Schnorrer damals sehr be-
kannte Jobst Kemmerer auch eines nach Weimar an den
Herzog Johann Friedrich den Mittleren unaufgefordert
geschickt liatte, wird heute noch im Schneeberger Rat-
haus bewahrt. Mit diesem wunderlichen Künstler macht
uns auch die Dillenburger Kammerrechnung im Wies-
badener Archiv von 1558 bekannt. Die Gräfin Juliane
„schenkt an Jost Chamerer, Goltschmidt zu Halle, so
meinem g. H. ein abcontrafactur zugesandt, 4 taler“. Es
fällt auf, daß hier von einem Geschenk die Rede ist.
Dies wird klar durch die Mitteilungen in Thieme-Beckers
Künstlerlexikon, wonach der Goldschmied Jost Camerer
zu Halle a. S. die eigentümliche Geschäftspraxis hatte,
daß er Plaketten an zahlungsfähige Personen sandte und
sie unter Schilderung seiner traurigen Vermögenslage
bat, ihm dafür Geld zu senden. So schickte er den Räten
der Stadt Nürnberg und Cöln a. Rh. in den Jahren 1552
1557 und 1558 Plaketten auf Kaiser Karl V. Ob die
„abcontrafactur“, die er nach Dillenburg sandte, auch
Unbekannter Cranach-Schüler, Bildnis Martin Luthers von 1527
Merseburs, Dom
2) Vergl. W. Stengel in „Mitteil. der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst“ Heft 4 (Wien 1913). — W. Junius in „Kunst-
chrcnik“ 58. Jahrg. Nr. 8, S. 153 (Leipzig 1922).
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Reproiduiktion nach einem Gemälde von Lucas Cranach
Weimar, Staatliche Kunstsammlunge 11
Signatur des bis jetzt unbekannten (Hallenser oder
Merseburger?) Cranach-Schülers ist jedoch nur für den
Fachgelehrten wichtig.
Zehn Jahre später schuf dcr bekannte Cranach-
Schüler Johannes Kemmer aus Lübeck ein ausgezeich-
netes Doppelbildnis des 54jährigen Luther und der
Katharina von Bora in ihrem 38. Lebensjahr. Das Bild,
alter welfischer Fideikommißbesitz des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg, hängt im Provinzialmuseum zu
Hannover und wurde früher auf Grund der Signatui
H. K. 1537 zu Unrecht dem in Leipzig 1533—1573 tätigen
Leipziger „Fiirstenmaler“ Hans Krell zugeschrieben.
Ein wie alle Arbeiten des Königsberger Cranach-
Schülers Heinrich Königswieser zweitrangiges Ölbild von
Luther und Melanchthon, signiert H. K. 1564. besitzt die
Kirche in Caymen bei Königsberg i. Pr., das beweist, daß
der ostpreußische Maler, 1552 von Herzog Albrecht bei
dem damals bereits 80jährigen Cranach als Lehrling an-
gemeldet, in Wittenberg nicht viel gclernt liatte.
Aus dem Jahre 1549 stammt eine nur wenigen Nu-
mismatikern bekannte punzierte Kupferplatte, teilweise
vergoldet, rnit dem Bildnis Luthers und dem nach dessen
Tode oft auftretenden Spruche: Pestis eram vivus, mo-
riens ero rnors tua papa. Diese J. K. 1549 bezeichnete
Arbeit stammt nicht von dem Schneeberger Cranach-
Schüler Johann Kreuter, sondern von dem Hallenser
Goidschmidt Jobst Kemmerer2), und wurde 1550 mit 6
Gulden und 18 Groschen bezahlt. Eins dieser „in Messing
gestochenen Conterfeis (Bildnis) Doctoris Martini
Lutheri seligen“, wie der als Schnorrer damals sehr be-
kannte Jobst Kemmerer auch eines nach Weimar an den
Herzog Johann Friedrich den Mittleren unaufgefordert
geschickt liatte, wird heute noch im Schneeberger Rat-
haus bewahrt. Mit diesem wunderlichen Künstler macht
uns auch die Dillenburger Kammerrechnung im Wies-
badener Archiv von 1558 bekannt. Die Gräfin Juliane
„schenkt an Jost Chamerer, Goltschmidt zu Halle, so
meinem g. H. ein abcontrafactur zugesandt, 4 taler“. Es
fällt auf, daß hier von einem Geschenk die Rede ist.
Dies wird klar durch die Mitteilungen in Thieme-Beckers
Künstlerlexikon, wonach der Goldschmied Jost Camerer
zu Halle a. S. die eigentümliche Geschäftspraxis hatte,
daß er Plaketten an zahlungsfähige Personen sandte und
sie unter Schilderung seiner traurigen Vermögenslage
bat, ihm dafür Geld zu senden. So schickte er den Räten
der Stadt Nürnberg und Cöln a. Rh. in den Jahren 1552
1557 und 1558 Plaketten auf Kaiser Karl V. Ob die
„abcontrafactur“, die er nach Dillenburg sandte, auch
Unbekannter Cranach-Schüler, Bildnis Martin Luthers von 1527
Merseburs, Dom
2) Vergl. W. Stengel in „Mitteil. der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst“ Heft 4 (Wien 1913). — W. Junius in „Kunst-
chrcnik“ 58. Jahrg. Nr. 8, S. 153 (Leipzig 1922).
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