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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

DOI Heft:
1./2. Februarheft
DOI Artikel:
Schmidt, Heinrich: Die internationale persische Ausstellung in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0182

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des Schah l'ahmasp entfaltetc. Wie notweiidig das
vergleichende Studium auch in technischer Hinsicht ist,
zeigen wiederum die Seidenstofle sehr deutlich. Martin
spricht in seinem Buch über die figürlichen Seidenstoffe
immer von Brokaten. Doch lassen sich bei den klassi-
schen Stiicken der Safawidenzeit keine Spuren von
Broschierung feststellen, auch nichts bei den drei be-
sonders stattlichen, bisher unbekannten Stiicken aus
persischem Hofbesitz und einem wahrscheinlich aus der
Sammlung des Herzogs von Holstein-Gottorp stammen-
den Stiick in Kiel (Abb. 9). Vielmehr sind es meistens
einfache Seidenköper oder es wechselt Köper der Figu-
ren mit Atlasbindung des Grundes.

Es braucht nicht besonders betont zu werden, daß
auch die iibrige Kunstbetätigung der safawidischen
Epoche in einer Auswahl vertreten ist und daß die Kunst
des 18. und 19. Jahrhunderts auch weiteste Berück-
sichtigung, in mancher Hinsicht zu weite Beriicksich-
tigung erfuhr. Darauf hätte man gern verzichtet und
vielmehr einen weiteren Ausbau der fiir die Erkenntnis
der großen Zusammenhänge notwendigen Gebiete ge-
wiinscht. So ist man begierig auf weitere Stiicke der
bisher noch recht problematischen Keramik der

Timuridenzeit. Ebenso wenig Beachtung erfuhr die
Holzschnitzerei, die doch außer der Tür in der Islarni-
schen Abteilung der Berliner Museen durch andere an-
sehnliche Stücke belegt werden kann. In vielen Fällen
war sicher die Herbeischaffung der Stücke unmöglich
oder scheiterte an den Bedenken der Eigentümer gegen
die Ueberführung. Man darf trotzdem dankbar an-
erkennen, daß in der gegenwärtigen Schau ein ein-
drucksvoller Ausschnitt aus dem persischen Kunst-
schaffen von den frühsten Anfängen bis in die Gegen-
wart vorliegt. Letzten Endes werden immer wieder
Launen des Geschicks bestimmender als alle noch so
fein durchdachte menschliche Organisation. Die Muse,
die auch hier ihre Hand lieh zu gutem Gelingen, ist so
unberechenbar wie die Muse, die die seltsame Knüpf-
arbeit in gelber und roter Seide eingab, die als Decke
über dem Grab Schah Abbas II. in Qum (140) lag, man-
chem ein ästhetischer Genuß, manchem ein Unbehagen,
auf alle Fälle ein lebendiger Ausschnitt aus dem großen
Garten dieser Kunst, wenn auch diese neue Form eines
Gartenteppichs mit den großen strahlenförmig im Viel-
eckfeld angeordneten Zypressen so ganz anders ist wie
man von einem klassischen Teppich erwartet.

Bruno Steinberg, Hafeneiniahrt Lussin piccolo

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