tion scheint uns ihrem eigensten Wesen zu entsprechen,
das ja im Tiefsten nach vollkommenster Realisierung,
resttoser Verkörperung und Gestaltwerdnng eines Ge-
fühlten strebt und so dem Wesen der plastischen Kunst
entgegenkommt, das an sicli Isolierung und Vergegen-
wärtigung in höchster Potenz ist. Selbst bis zur Denk-
malsplastik hat sicli die Frau gelegentlich aufgeschwun-
gen, und zwar gerade Frauen, die wir eigentlich auf
dem Gebiete der Bildhauerei nicht suchen würden: so
sei Irier das Goethedenkmal der romantischen Dichterin
Bettina von Arnim gedacht. Der Entwurf, der in eigen-
artiger Weise Formideen des Kiingerschen Beethoven-
denkmals vorwegnimmt, ist später ausgeführt worden.
Das Denkinal, an dem Käthe Koiiwitz, die bisher die
Bildhauerei nur nebenbei pflegte, gegenwärtig arbeitet,
ist den gefallciien Kriegsfreiwilligen in Belgien gewid-
met. Aucli sonst zieht die Plastik gerade die besten
Begabungen unter den Frauen an. Außer den bereits
genannten Biidhauerinnen (Sintenis nnd Roeder) seien
noch folgende erwähnt, deren Leistungen z. T. zu den
besten zeitgenössischer Biidhauerkunst gehören: Milly
S t e g e r. die auch iu der Bauplastik hervorragt, Sophie
W o 1 f f, Tina Haim-Wentscher, Dora G o r -
d i n e , Emma C o 11 a , K. L. H e i n r i c h - S a 1 z e ,
Ilse F e h 1 i n g - W i 11 i n g, Gertrud C h a i m , Jenny
W i e g m a n n , Lili G r ä f, Marg. M o 11, Käthe
K n o r r , Margot E i n s t e i n und die vor allem auch
als Dichterin bedeutende Bildhauerin Ruth S c h a u -
m a u n. Manche, wie die begabte Russin Gordine, haben
als Autodidaktin ihren Weg gefunden.
Daß innerhalb der Malerei neben dem vielfach aus
besonderm psychologischen Interesse gepflegten Bild-
nis, insbesondere dem Rinderporträt iin Frauenschaffen
das Stilleben ein durchaus bevorzugtes Gebiet ist,
scheiut seine Begründung gleichfalls wesentlich im For-
malen, in der unwillkürlichen Bevorzugung runder, in
sich ruhender plastischer Werte zu haben. Jedenfalls
werden die voilen, in ihrer eignen Schwere ruhenden
Früchte als ein ganz besonders konkret-plastisches
Motiv immer mit besonderer Vorliebe aufgesucht. Die
Rolle, die diese Diuge im Schaffen des weiblichen
Künstlers gerade spielen, ist zwar noch kaum wissen-
schaftlich erörtert, aber docli schon gefühlt und ange-
deutet worden. Besonders überzeugend spricht der
Dichter Rainer Maria Rilke in dem „Requiem“, das er als
Nachruf für die frühverstorbene Paula Modersohn dich-
tete, von diesem Thema, wenn er von den vollen Früch-
ten redet, die diese Malerin besonders gut in ihrem
Wesen verstand und ihre Schwere in Farben aufwog.
Ueber weibliches Formgefühl, insbesondere seine zum
plastisch-stillebenhaften strebende Tendenz scheint uns
hier Wesentliches ausgesagt.
Auch hier ist — wie in der Plastik -— bereits eine
Fülle bewährter Namen zu nennen. Bildnis und Still-
leben pflegen mit gleicher Meisterschaft Charlotte
B e r e n d , Augusta v o n Z i t z e w i t z , jüngere
Kräfte wie A n n o t, Grete C o p o n y, Elsa von
Arnim, Martel Schwichtenberg, Irene Göscher schließen
sich an. Eine besonders graziöse Nuance kommt in der
Kunst der Marie Laurencin zum Ausdruck. Die Blumen-
Maria May, Tei! aus den großen Mosaiken für die „Bremen“, die das „Leben in Untersee“ auf Silbergrund darstellen. Diese
Mosaiken nacli den May-Kartons sind bei Puhl und Wagner / Gottfried Heinersdorff, Treptow-Berlin, ausgefiihrt worden
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das ja im Tiefsten nach vollkommenster Realisierung,
resttoser Verkörperung und Gestaltwerdnng eines Ge-
fühlten strebt und so dem Wesen der plastischen Kunst
entgegenkommt, das an sicli Isolierung und Vergegen-
wärtigung in höchster Potenz ist. Selbst bis zur Denk-
malsplastik hat sicli die Frau gelegentlich aufgeschwun-
gen, und zwar gerade Frauen, die wir eigentlich auf
dem Gebiete der Bildhauerei nicht suchen würden: so
sei Irier das Goethedenkmal der romantischen Dichterin
Bettina von Arnim gedacht. Der Entwurf, der in eigen-
artiger Weise Formideen des Kiingerschen Beethoven-
denkmals vorwegnimmt, ist später ausgeführt worden.
Das Denkinal, an dem Käthe Koiiwitz, die bisher die
Bildhauerei nur nebenbei pflegte, gegenwärtig arbeitet,
ist den gefallciien Kriegsfreiwilligen in Belgien gewid-
met. Aucli sonst zieht die Plastik gerade die besten
Begabungen unter den Frauen an. Außer den bereits
genannten Biidhauerinnen (Sintenis nnd Roeder) seien
noch folgende erwähnt, deren Leistungen z. T. zu den
besten zeitgenössischer Biidhauerkunst gehören: Milly
S t e g e r. die auch iu der Bauplastik hervorragt, Sophie
W o 1 f f, Tina Haim-Wentscher, Dora G o r -
d i n e , Emma C o 11 a , K. L. H e i n r i c h - S a 1 z e ,
Ilse F e h 1 i n g - W i 11 i n g, Gertrud C h a i m , Jenny
W i e g m a n n , Lili G r ä f, Marg. M o 11, Käthe
K n o r r , Margot E i n s t e i n und die vor allem auch
als Dichterin bedeutende Bildhauerin Ruth S c h a u -
m a u n. Manche, wie die begabte Russin Gordine, haben
als Autodidaktin ihren Weg gefunden.
Daß innerhalb der Malerei neben dem vielfach aus
besonderm psychologischen Interesse gepflegten Bild-
nis, insbesondere dem Rinderporträt iin Frauenschaffen
das Stilleben ein durchaus bevorzugtes Gebiet ist,
scheiut seine Begründung gleichfalls wesentlich im For-
malen, in der unwillkürlichen Bevorzugung runder, in
sich ruhender plastischer Werte zu haben. Jedenfalls
werden die voilen, in ihrer eignen Schwere ruhenden
Früchte als ein ganz besonders konkret-plastisches
Motiv immer mit besonderer Vorliebe aufgesucht. Die
Rolle, die diese Diuge im Schaffen des weiblichen
Künstlers gerade spielen, ist zwar noch kaum wissen-
schaftlich erörtert, aber docli schon gefühlt und ange-
deutet worden. Besonders überzeugend spricht der
Dichter Rainer Maria Rilke in dem „Requiem“, das er als
Nachruf für die frühverstorbene Paula Modersohn dich-
tete, von diesem Thema, wenn er von den vollen Früch-
ten redet, die diese Malerin besonders gut in ihrem
Wesen verstand und ihre Schwere in Farben aufwog.
Ueber weibliches Formgefühl, insbesondere seine zum
plastisch-stillebenhaften strebende Tendenz scheint uns
hier Wesentliches ausgesagt.
Auch hier ist — wie in der Plastik -— bereits eine
Fülle bewährter Namen zu nennen. Bildnis und Still-
leben pflegen mit gleicher Meisterschaft Charlotte
B e r e n d , Augusta v o n Z i t z e w i t z , jüngere
Kräfte wie A n n o t, Grete C o p o n y, Elsa von
Arnim, Martel Schwichtenberg, Irene Göscher schließen
sich an. Eine besonders graziöse Nuance kommt in der
Kunst der Marie Laurencin zum Ausdruck. Die Blumen-
Maria May, Tei! aus den großen Mosaiken für die „Bremen“, die das „Leben in Untersee“ auf Silbergrund darstellen. Diese
Mosaiken nacli den May-Kartons sind bei Puhl und Wagner / Gottfried Heinersdorff, Treptow-Berlin, ausgefiihrt worden
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