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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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Maiheft
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Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Kunstausstelungen / Aus dem nordischen Kunstleben / Aus der Kunstwelt / Auktion Stroganoff / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0294

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Einen Monat lang waren die Stile in Dorland House von dichten
Besucherscharen gefiillt, und die auf der Ausstellung erzielten
Yerkäufe erreichten den Wert von iiber 100 000 Kronen. An diesen
Erfolg schloß sich der in New York, wo die beiden schwedischen
Räume in der amerikanischen Architekturausstellung wärmste
Anerkennung fanden, und in Paris wurde eine Ausstellung yon
Bildern des Prinzen Eugen geradezu mit Begeisterung aufge-
nommen. Haben diese Erfolge in erster Liuie kulturpolitisclie
Bedeutung, so sind doch auch die wirtschaftlichen Auswirkungen
nicht zu unterschätzen, und es liat den Anschein, als ob „Swedisli
Glass“ und überhaupt „Swedish Art“ in England ebenso wie
„Danish Bacon“ zum Markenartikel werden sollte.

Das N a t i o n a 1 m u s e u m sieht, wie sicli versteht, die Er-
gänzung seines schwedischen Kunstbesitzes als eine seiner Haupt-
aufgaben an, und es hat auf einer stattlichen Ausstellung wieder
eine Reihe wertvoRer N e u e r w e r 1) u n g e n a n W e r k e n
d e r s c h w e d i s c h e n M a I e r e i zeigen können. An Gemälden
des 18. Jahrhunderts sind Bildnisse von C. G. Pilo, Gustaf Lund-
berg und dem jüngeren Meytens zu nennen; darunter bildet
Pilos Porträt des schwedischen Gesandten in Kopenhagen,
Ungern-Sternberg, ein besonders feines Stiick. Yon Jernberg ist
eines seiner Hauptwerke, die „Westfälische Kirmess“, in das
Museum gelangt; aus späterer Zeit konnten u. a. gute Arbeiten
von Ivar Arosenius, Reinhold Norstedt und Oscar Björek er-
worben werden. Eine gewisse Ergänzung zu dieser Ausstelluug
bildete die Schau bei Liljevalch, die „M a 1 e r e i aus den
8 0er u n d 90er J a h r e n d e s 19. J a h r h u n d e r t s“ ge-
nannt war und deu recht originellen Gedanken verwirklichte
aus jenen Jahren des Durchbruchs der modernen Malerei in
Schweden nur Werke von noch lebenden Künstlern zu zeigen.
Da marschierte denn wirklich die „alte Garde“ an, an der Spitze
die Patriarchen Gustaf Rydberg und Nils Forsberg, aber es

kamen auch minder bekannte Persönlichkeiten zur Geltung, wie
der sehr tüchtige Wilhelm Smith, wie Wilhelm Behm, Fanny
Brate und andere. Der Gesamteindruck war nicht ohne Interesse:
feine, gepflegte, geschmackvolle Malerei auf zuverlässiges Können
gegründet — aber hat man diese Kunst wirklich jernals als
revolutionär ansehen können? Uns macht sie heut den Eindruck
eleganter Salonkunst.

Eine bemerkenswerte kunstgeschichtliche Bestimmung ist Carl
R. af Ugglas gelungen. Er hatte Gelegenheit, den A11 a r-
s c h r ein d e r Kir c h e z u Aspeboda in D a1a r n e
lüiher zu untersuchen, als dieser in Stockholm einer Konservie-
rung unterzogen wurde. Der Schrein befindet sich seit 1618 in
Aspeboda, entstammt aber dem späten Mittelalter, Ugglas hat
es wahrschcinlicli gemacht, daß der Schrein in Schweden selbst
hergestellt ist, und zwar führt er die Malerei auf einen Schüler
des Lübeckers Herman Rode zurück, der gegen 1490 eine Zeit-
lang in Schweden gearbeitet zu haben scheint; die Schnitzarbeit
aber, die künstlerisch beträchtlich höher steht, weist er Hen-
ning von der Heide zu. Er erkennt darin ein jugendwerk
des Meisters (der übrigens in Schweden noch durch eine Reihe
anderer Arbeiten vertreten ist) und meint, daß der Aspeboda-
Schrein während eines Aufenthalts in Schweden entstanden
sei, der vor 1493 beendet gewesen sein muß, da von der
Ueide in diesem Jahre bereits wieder in Lübeck nachweisbar ist.
Es ist die Zeit, wo Bernt Noske in Schweden weilte und die
herrliche St. Göransgruppe schuf; damals scheint ihn sein
Schüler begleitet zu haben, er mag ihm bei seinem Großwerk
behilflich gewesen sein (den einen Totenkopf der Gruppe hat
man von der Heide zusprechen wollen), und daneben fand er
Gclegenheit, einen ihm sich bietenden selbständigen Auftrag
auszuführcn. Ugglas’ sorgfältige Untersuchung bereichert den
großen Besitz der nordischen Reiclie an Schöpfungen der
lübischen Plastik um ein weiteres wertvolles Stiick. r.

Aus der Kunstwelt

Maria Slavona f

In Berlin ist die Malerin Maria Slavona nach schwerem
Leiden gestorben. Mit ihr verliert die moderne Malerei eines
ihrer stärksten Talente. Erst zu ihrem 60. Geburtstage war die
Slavona gebührend gewürdigt worden. Damals räumte ihr die
Große Berliner Kunstausstcllung einen Ehrensaal ein, und Justi,
der Direktor der Nationalgalerie, erwarb eines der frühen
Stiicke der Künstlerin, die „Häuser vom Montmartre“, die schon
1898 entstanden sind und den unendlich feinen Zug dcr Künst-
lerin ins Impressionistisclie verraten. Die Slavona war über-
haupt eine Impressionistin von Rang. Sie lebte lange Zeit mit
ihrem Mann, dem Sammler und Kenner der f ranzösischen Kunst,
(3tto Ackermann, in Paris und lernte dort den Kreis der
lmpressionisten kennen. Doch ihre Malerei entwickelte sich,
unabhängig von den französischen Anregungen, durchaus selb-

ständig. Im „Kunstwanderer“ wird die Persönlichkeit der
Malerin, die eine Meisterin in der weiblichen Kunst war, noch
ausführlicher gewürdigt werden.



Der Verein Berliner Künstler hat sein neues Haus
in Berlin, Tiergartenstraße 2a, bezogen, das er von Erich von
Goldschmidt-Rothschild gekauft hatte. Die Räume dieses um
1850 errichteten Baues sind vornehm und dabei gemütlich. In
den unteren drei Räumen hängen jetzt Studien und Skizzen der
Mitglieder des Vereins. In absehbarer Zeit soll ein großer Ober-
lichtsaal nach der Gartenseite zu gebaut werden. Yorläufig fin-
den die größeren Ausstellungen des Künstlervereins noch im
alten Künstlerhause in der Bellevüestraße statt, das, wie man
weiß, heute Besitz der Firma Wertheim ist.

Auktion Stroganoff


Liste der

Preise



In der internationalen Auktion der Leningrader Sammlung

Kat.-Nr.


RM.

Stroganoff bei Lepke in Berlin

(12. und 13. Mai) sind nach-

9

Dirk van Berghen .


1 700

stehende Preise f'iir alte Gemälde

erzielt worden:

10

Holländische Schule c

es XYTl. Jahrh.

2 500

Kat.-Nr.

RM.

11

Govaert Camphuyzen


1 100

1 Lodovico Cardi gen. Cigoli

580

12

Antonio Canale gen.

Caualetto, Kreis

1 900

2 Jacopo Cavedone .

.200

13

Annobale Carracci


1 800

4 Sebastien Bourdon

.470

14

Frans Pourbus d. J.


1 050

5 Thomas Heeremans

.500

15

Michiel van Mierevelt


2 800

7 Francesco Albani .

.1050

16

Schule des Yincenzo

Catena

2 200

8 Frederigo Barocci .

, , , , , 2 700

17

Petrus Ci'istus

.

3 000
 
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