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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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Juli-Augustheft
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Preisbildung im Kunsthandel / Londoner Kunstschau / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Lesser Ury-Ausstellung der Nationalgalerie / Museum der Stadt Ulm / Aus der Kunstwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0370

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das „Mädchen am Fenster“. — Im Juni brachte die Galerie
Casper eine Gedächtnisausstellung für den eben verstorbenen
Maler Ernst Pickardt. Max j. Friedländer hat dem Katalog das
Yorwort geschrieben. Pickardt ist in der Öffentlichkeit wenig
bekannt. Schiiler Koners, der um 1900 einer der besten Porträ-
tisten war, ist auch er ein ausgezeichneter Porträtist im Sinne
dieser Zeit gcwesen und hat ohne Beeinflussung der neuen
Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts an seiner impressionisti-
schen Malweise festgehalten. Er ist am besten im Koloristischen,
wovon seinc Landschaften und Blumenstücke zeugen.

In der Akademie sind Arbeiten des amerikanischen Architekten
Frank Floyd Wright ausgestellt. In seiner Heimat ein viel-
umfeindeter Mann — er wirke nicht stilbildend, werfen ihm
scine Gegner vor — erwecken seine immer ins Große gehenden

Tintoretto / Bildnis
Auktion dcr Sammlung H. in Luzern

Lntwürfe hier sehr viel Interesse, ob ilirer Beziehungen zur
modernen europäischen Knnst. Mit Bewundcrung konstatiert
man, daß viele der „neuen“ Baugedanken liei Wright schon Ende
dcs 19. Jahrhunderts fertig in den Entwürfen und Bauten vor-
handen sind, das Laubenganghaus, die Glasfassaden, das vor-
kragende Dach, die Blockbauweise, stellenweise der Yerzicht auf
das Ornament (wovon er später leider wieder abgekommen ist),
die Yielfältigkeit der Banstoffe und ihre Yerwendung ent-
sprechend der Landscliaft, des Hauszweckes. Auch Metallmöbel
kennt er schon in früher Zeit, allerdings noch nicht aus ge-
bogenem Stahlrohr, sondern aus Metallschienen gefügt. Aber es
sind auch darunter Entwürfe, die von heute sein könnten. Gewiß
ist er anch für das europäische Auge in erster Linie Bau-
praktiker. Abcr aus dieser Praxis, aus der bis ins Kleinste durch-
dachten Technik und maschinellen Herstellung eines Baues
entstehen Formen, die dem neuen Baustil den Weg geebnet
haben und geradc die Bauten der letzten Zeit zeigen Wright auf
eincr Höhe, die er zwischen den neunziger Jahren des ver-
gangenen Jahrhunderts und der Zeit um 1920 nicht einzuhalten

wußte. Da entstanden romantische, ornamentbeladene Groß-
bauten, die uns nicht zusagen. Seine europäischen Kollegen
werden ihn um die Aufgaben beneiden, die m solcher Größe
hier n ur sehr selten zu lösen sind.

Die Nooembergruppe veranstaltet eine kleine, gewählte Aus-
stellung in den neuen Räumen des Vereins Berliner Künstler in
der Tiergartenstraße 2a. Daß der Verein Berliner Kiinstler, der
bis jetzt die Tradition hochhielt, einer so radikalen Gruppe Gast-
freundschaft bietet, ist der erste Schritt zur Ausführung des
Planes, im Verein Berliner Künstler eine Zentralstelle der Kiinst-
lerschaft verschiedener Richtungen zu schaffen. Dem Yerzeichnis
der ausgestellten Werke hat Paul Westheim ein beachtenswertes
Vorwort geschrieben: daß es nämlich keinen Niedergang der
Kunst gäbe, wie Pessimisten immer jammerten, sondern nur
einen Mangel an Entfaltungsmöglichkeit der künstlerischen
Kräf'te. Und diese Hemmung läge im Publikum und nicht im
Künstler, der nur auf Gleichgültigkeit stoße und Nörgelei, statt
Vertrauen und mitschaffende Anteilnahme zu finden. Die von
Dungert und Wilhelm Schmid zusammengestellte Schau umfaßt
Bilder und Plastiken. Eine AussteRung der Novembergruppe
bedeutet heute nicht mehr eine Vorführung von Sensationen, die
aus diesem Grunde Für und Wider erweckt. Nicht die Richtung
steht heute mehr zur Diskussion, sondern das Einzelwerk, seine
Bedeutung und sein Wert. Und da scheinen uns die drei Bilder
von Werner Scholz in ilirer Eigenart an erster Stelle erwähnens-
wert. Die „Konfirmandin“, die „Witwe“ und die „Braut“ sind so
geistvoll karikiert und zugleich so selbständige, gute Malerei, daß
der lebhafte Eindruck, den man schon auf anderen Ausstellungen
von ihm empfing, liier wieder bestätigt wird. Hofer und Cesar
Klein zeigen ihre an Chirico und seinem Kreis orientierte Kunst,
Paul Klee eine „Landschaft mit Galgen und Mond“, Dix ein
Herrenporträt mit Hund in Grün, Gelb und Rot, die Gestalten
stark an die vordere Ebene des Bildes herangerückt. Kandinskis
„Bild 248“ ist nichts Neues hinzuzufügen, es ist wie viele andere
rhythmisch verwobene Farbe und Linie. Zwei ausgezeichnete
Selbstporträts bringt die Ausstellung, von Dungert und Woll-
heim, ferner ein „Italienisches Dorf“ von Xaver Fuhr, das nicht
ganz die zeichnerische Klarheit seiner früheren Bilder aufweist.
Ines Wetzels Landschaft, die flächig komponierten, farbstarken
Bilder Ehmsens, das zu einem Ornament aufgelöste „Quartett“
von R. Möller, Radziwills „Mann mit Pfeife“ mit der interessan-
ten Raumbildung des Hintergrundes, Wilhelm Schmids „Frau
iin Pelz“ sind alles Bilder, die neben anderen das gute Niveau
der Ausstellung bestimmen. Dazu kommen feine Plastiken von
Karsch, Kampmann, T. C. Pilartz, Herzog, Belling und auch
Schlemmer.

Die Galerie ./. Casper, Lützowufer, eröffnete die Sommer-
ausstellung für Juli und August mit Ölbildern, Aquarellen und
Zeichnungen dentscher Meister und solchen, die es werden
wollen.

Dresden

Sächsischer Kunstoerein zu Dresden, Brühlsche Terrasse: Die
Ansstellung „Das Kunstwerk im Raum“, die der Öffentlichkeit
übergeben wurde, hat das gewohnte Bild der Veranstaltungen
auf der Brühlschen Terrasse völlig verändert. Es sind durch
geschickte Aufteilung und Gliederung der vorhandenen Raum-
grenzen eine Anzald neue Raumtypen geschaffen worden, eine
Reihe von Dresdner Architekten, vor allem der jtingeren Gene-
ration, haben dic Aufgabe übernommen, innerhalb des Vorhan-
denen Innenräume von persönlicher Prägung zu schaffen. So
wird die Einheit von Raumbild und Kunstwcrk durch die sinn-
gemäße Zusammenarbeit der Baukünstler und des Künstler-
ausschusses in ganz neuer Form gezeigt. An dem Zustande-
kommen der Ausstellung ist nahezu die gcsamte Dresdner
Künstlerschaft beteiligt.

Erfurt

Verein für Kunst und Kunstgewerbe: Der Verein zeigt im Juli
und August dieses Jalires Gemälde und Aquarelle von Erich
Heckel aus den Jahren 1906 bis 1930.
 
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